Das ist viel verlangt: Ein ganzes Jahr soll Sam fern von Hamburg und seinen Freunden auf Sylt zur Schule gehen! Grund für den Umzug auf Zeit ist Sams Mutter Fe. Fe kommt aus Ruanda, vor 17 Jahren ist sie vor dem Völkermord in ihrer afrikanischen Heimat nach Europa geflohen. Jetzt wird sie von ihrem Trauma eingeholt und droht ernsthaft krank zu werden. Alle hoffen, dass die Insel ihr gut tut.Auf der Inselschule ist Sam nicht der einzige Exot. Doch während er sich nur gegen die Anmache einiger Mädchen wehren muss, zieht das Mädchen Enna den Spott der Mitschüler auf sich. Ihre Mutter ist Heilerin und wird mit Argwohn von den Inselbewohnern beäugt. Sam aber ist beeindruckt von Ennas ruhigem Selbstbewusstsein. Die beiden kommen sich näher und Sam findet bei Enna die beglückende Nähe, die ihm zuhause so fehlt.Doch noch einmal wird Sam fortgerissen, diesmal nach Ruanda. Hier in Afrika erfährt er endlich, wer seine Mutter wirklich ist, was sie erlebt und verloren hat. Er beginnt zu verstehen: Fes Geschichte, ihre Schuldgefühle gegenüber allen, die den Genozid nicht überlebt haben, ihre Gefühle für ihn und seinen Vater und warum sie noch in Ruanda bleiben muss. Das alles führt Sam näher zu sich selbst und schließlich zurück auf die Insel, zu Enna.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die Erfahrung mit einem Dutzend Pflegekindern aus aller Welt mag die Autorin inspiriert haben, vermutet Regina Riepe, die diesen Jugendroman von Hanna Jansen mit großem Interesse liest. Obgleich die Autorin in ihrer Geschichte vom Erwachsenwerden so komplexe Themen behandelt, wie das Scheitern von Elternbeziehungen, traumatische Erlebnisse in Krisenregionen und Schuldgefühle, findet sie laut Riepe doch eine angemessene Form. Indem sie mit vielen Blickwinkeln arbeitet (der Eltern, der Kinder), eine Menge Erzählstränge dicht miteinander verwebt und auf ein Happy End verzichtet, erläutert Riepe ihre Begeisterung, gelingt Jansen eine einfühlsame Geschichte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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