Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 3,95 €
  • Gebundenes Buch

Träume unterm Pflaumenbaum. Der Roman einer Generation, die aufbrach, das Leben zu verändern.
Anfang der achtziger Jahre ziehen Berliner Hausbesetzer in ein idyllisch an einem Bach gelegenes Haus auf dem Land. Der Tisch unter Pflaumenbäumen, der verwilderte Garten, die gemeinsamen Essen und Diskussionen in der Wohnküche - der Traum von der Realisierung einer gesellschaftliche Utopie scheint zum Greifen nah. Wie unvereinbar die teils anarchistischen, teils feministischen oder alternativen Vorstellungen der Einzelnen sind, zeigt sich jedoch schnell. Ihre Beziehungen untereinander ähneln bald…mehr

Produktbeschreibung
Träume unterm Pflaumenbaum. Der Roman einer Generation, die aufbrach, das Leben zu verändern.
Anfang der achtziger Jahre ziehen Berliner Hausbesetzer in ein idyllisch an einem Bach gelegenes Haus auf dem Land. Der Tisch unter Pflaumenbäumen, der verwilderte Garten, die gemeinsamen Essen und Diskussionen in der Wohnküche - der Traum von der Realisierung einer gesellschaftliche Utopie scheint zum Greifen nah. Wie unvereinbar die teils anarchistischen, teils feministischen oder alternativen Vorstellungen der Einzelnen sind, zeigt sich jedoch schnell. Ihre Beziehungen untereinander ähneln bald dem äußeren Bild der Dauerbaustelle, als die sich das anfangs mit viel Elan instand gesetzte Haus erweist. Einfühlsam und mit großer Sympathie erzählt Annegret Held aus der Perspektive der "starken schwachen Hester Jonas" von den Hoffnungen einer ganzen Generation. Als Einzige will Hester ihren Traum nicht verraten, als Einzige will sie bis zum bitteren Ende daran festhalten, dass es doch eine Alternative zum schlechten Bestehenden geben müsse.
Autorenporträt
Annegret Held, geb. 1962 in Pottum im Westerwald, besuchte die Polizeischule in Wiesbaden. Darauf folgten drei Jahre Streifendienst in Darmstadt. Sie studierte Ethnologie und Kunstgeschichte in Heidelberg. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin mit ihrer Tochter in Frankfurt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2002

Uralte Zeiten
Annegret Held erzählt von
einer rheinischen Landkommune
Es war einmal in der alten Bundesrepublik ... Nicht wenige Autoren haben sich in den letzten Jahren in ihren Büchern daran erinnert, wie es zuging vor dreißig, zwanzig, zehn Jahren, als sie mit den Abenteuern der Jugend ihre Generations-Prägung erfuhren. Auch Annegret Held dürfte in ihrem dritten Roman „Hesters Traum” einen Stoff aufgegriffen haben, der für ihre Biographie von einer gewissen Bedeutung ist. Denn der Rückblick auf die närrisch-märchenhaften Tage der Landkommunen liegt ja augenblicklich nicht gerade in der Luft.
Eine höchst wunderliche Gesellschaft hat sich da auf einem alten Bauernhof im Rheinland eingerichtet. Alle markieren sie die vollkommen befreiten Menschen, antiautoritär, emanzipiert, ohne Besitzansprüche und mit einer großen Verachtung für die repressiven bürgerlichen Konventionen. Darum sagen sie nicht Guten Morgen, propagieren die sexuelle Freiheit und beschimpfen weniger fortschrittliche Leute gern als Faschos. Andererseits haben sie es miteinander auch nicht leicht. Die gereifte Hippiediva Maritta neigt zum schweren Drogenmißbrauch und verschont keinen Mann mit ihren erotischen Attacken. Um ihre Kinder dagegen kümmert sie sich nicht, was sie für zwangfreie Erziehung hält.
Schrippen, ein ausgestiegener Lehrer, tut am liebsten gar nichts; Schorsch ist der einzige, der sich um den schnöden Mammon kümmert, weshalb er sich unter der Last seiner Verantwortung immer tüchtig ärgern muss. Hester, der Ich-Erzählerin, wiederum gelingt es zwar manchmal, im Einklang mit den Mondphasen zu menstruieren, aber ansonsten erscheint sie mit ihrem praktischen Menschenverstand den anderen zuweilen als ideologisch unzuverlässig. Das ist die einzige Art von Unzuverlässigkeit, die hier nicht gern gesehen wird.
Sonderbar erscheint das alles von heute aus gesehen – wie sehr versponnene Geschichten aus uralten Zeiten. Und darin liegt auch schon der größte Reiz dieses Romans, der mit literarischen Qualitäten eher sparsam ausgestattet ist. Immerhin erzählt Hester frank und frei, mit Schwung und einiger Ironie. So fügt sich dann doch alles passabel zusammen: der ungenierte Ton, die Figur, die Szenerie und die ungeheuer krähwinklig anmutenden Konflikte dieser Truppe von Selbst- und Weltverbesserern. Hesters Traum vom befreiten Leben führt, wie üblich, zum Erwachen in der Wirklichkeit. Mit diesem Roman hat noch das späte und allerletzte Verblassen der 68er-Illusionen in den achtziger Jahren noch ein unverhofftes erzählerisches Echo gefunden.
EBERHARD FALCKE
ANNEGRET HELD: Hesters Traum. Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001. 350 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Martin Lüdke wirkt von dieser Schilderung einer scheiternden Landkommune zwischen den Jahren 1982 bis 1992, die sich aus ehemaligen Berliner Hausbesetzern zusammensetzt, seltsam berührt. Er findet die "Erfahrungen" dieser Zeit "passgenau" wiedergegeben und sieht eine "mehr verdrängte als vergessene" Epoche beschrieben, die einen gar nicht so weit zurückliegenden Abschnitt bundesdeutscher Realität schildere. Den Sprachstil der Autorin findet er zwar in seiner Sprödigkeit und manchmal auch Derbheit "riskant", doch letztlich gelungen, und er rechnet es Annegret Held als besonderes Verdienst an, dass sie ihre Figuren niemals "denunziert": Sie "zwingt sich vielmehr dazu, selbst die miesesten Möppel zu lieben, auch wenn es ihr - erkennbar - schwer fällt." Als "Manko" empfindet es Lüdke allerdings, dass in diesem Buch keine "Entwicklung" stattfindet. Auch hält er das aufgebotene Figurenarsenal für allzu zahlreich, wenn auch insgesamt "plastisch" beschrieben. Das zweite Kapitel findet Lüdke gar "überflüssig". Nicht unproblematisch sei auch, dass die Personen rein aus der Binnenperspektive in den Blick rückten. Alles in allem scheint er die Lektüre jedoch für lohnenswert zu halten.

© Perlentaucher Medien GmbH
Annegret Helds Sprache ist deftig und sinnlich Die Zeit