Referenzräume schaffen in literarischen Texten Wirklichkeitsillusion. Diese Technik scheint für den Realismus sehr rentabel zu sein. Doch bei genauer Beobachtung räumlicher Strukturen in Texten des poetischen Realismus, besonders bei Wilhelm Raabe und Adalbert Stifter, stechen Räume hervor, die dem mimetischen Diktat keine Folge leisten, und somit der Realitätsbildung zuwiderlaufen. In anderen Räumen, Heterotopien, vermengen sich Zeichendispositive, die primäre Referenzen unterminieren und die realistische Wirklichkeitskonstruktion insofern verzerren, als sie das ökonomische Schreibverfahren…mehr
Referenzräume schaffen in literarischen Texten Wirklichkeitsillusion. Diese Technik scheint für den Realismus sehr rentabel zu sein. Doch bei genauer Beobachtung räumlicher Strukturen in Texten des poetischen Realismus, besonders bei Wilhelm Raabe und Adalbert Stifter, stechen Räume hervor, die dem mimetischen Diktat keine Folge leisten, und somit der Realitätsbildung zuwiderlaufen. In anderen Räumen, Heterotopien, vermengen sich Zeichendispositive, die primäre Referenzen unterminieren und die realistische Wirklichkeitskonstruktion insofern verzerren, als sie das ökonomische Schreibverfahren destabilisieren. Der Band geht den Lebensentwürfen abseits der bürgerlichen Wirklichkeitssphäre bei Raabe und Stifter nach und befragt die Konsequenz, mit der ihre Texte in den heterotopischen Raumrealisierungen die Fundamente realistischen Schreibens erschüttern.
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Münstersche Arbeiten zur Internationalen Literatur 5
Einleitung I. Heterotopien in Raumtheorie und Literatur 1. Der Kontext des Heterotopos: Neue dynamische Raumkonzepte 1.1. Abschied von der oppositionellen Raumaufteilung 1.2. Raum als Praxis 1.3. Third space und Grenzraum 2. Foucaults Heterotopiebegriff 2.1. Die Heterotopien 2.2. Heterotopien im textuellen Gebrauch (Probleme der Begriffsbestimmung in der Forschung) 3. Heterotopien und der literarische Raum 3.1. Das klassifikatorische Konzept 3.2. Der Heterotopos im literarischen Raum (Der literarische Raum als Variable) II. Heterotopien im poetischen Realismus 1. Heterotopien vs. Grenzziehungen 2. Heterotopien als Herausforderung des kontigen Erzählens III. Der Hochwald: Abschied von der romantischen Heterotopie 1. Problematik der oppositionellen Raumstruktur 2. Heterotopie als locus amoenus 3. Die unheimliche Heterotopie oder der locus terribilis 3.1. Eigengesetzliche Natur 3.2. See-Bilder 4. Depotenzierung der romantischen Heterotopie 4.1. Integration des Sees in Sagen als räumliche dubious fiction 4.2. Dementierte Sagen und naturkundlicher Diskurs 4.3. Das technische Instrument in der romantischen Heterotopie 5. Rückkehr in den Referenzraum als Übergang in den poetischen Realismus IV. Der Nachsommer: Kompensations-Heterotopie 1. Die Heterotopie Rosenhaus 1.1. Raum-zeitliche Demarkation des Rosenhauses 1.2. Artifizielle Natur und bauliche Absicherung 2. Die Diskurse in der Heterotopie 2.1. Naturwissenschaftlich exakte Darstellungen 2.2. Heterotopie und Historismus: zwischen Dingketten und Transzendenzen 2.3. Abgesicherte Sakralität des Heterotopos Rosenhaus 3. Rückblick in den poetischen Realismus 3.1. (Raum-)Äquivalenzen und Sublimation 3.2. Die andere Seite der Heterotopie 3.3. Heterotopie zwischen marmorner Verewigung und Mortifikation 3.4. Wesenheit oder dubiose Körperlosigkeit im Heterotopos V. Die Akten des Vogelsangs: Übergangs-Heterotopien 1. Die räumlichen Demarkationen 1.1. Velten Andres am Rande der bürgerlichen Sphäre 1.2. Die Heterotopien 2. Erosion der Heterotopie und der Wahnsinn 2.1. die äußere Erosion der Heterotopie 2.2. Heterotopie und die Grenze des Wahnsinns 3. Heterotopie als Raum erzählerischer Transgressionen 3.1. Die bösen Zeichen der Heterotopie 3.2. Biblische Umkehrungen und unheimliche Heterotopie 3.3. Groteske Raumbilder auf der Variété-Bühne 4. Aporien und Resignationen 4.1. Heterotopien vs. Verklärung 4.2. Dilemma der räumlichen Leere bei Velten und die entleerten Akten 4.3. Vom entleerten Raum zur erzählerischen Figur des Nichts 4.4. Partielle Wirklichkeit und paradoxe Verklärung VI. Das Odfeld: Universal-Heterotopie als Geschichte der Destruktion 1. Universal-Heterotopie 1.1. Räumliche Amplifikation 1.2. Enthierarchisierte Geschichte und Heterochronie 1.3. Die Erzählbewegung im Chronotopos des Odfeldes 2. Zeichenvariationen in den Heterotopien 2.1. Schwache historische Referentialität 2.2. Verfremdende Beglaubigung des Krieges in den Zeichen des Partikularen 3. Raumäquivalenzen und Zeichenresponsionen 3.1. Paradigmatische Organisation der Zeichen 3.2. Kontige Beglaubigung der Destruktion 3.3. Realismus ohne Referenzraum und ohne Verklärung Fazit Literatur Primärliteratur Sekundärliteratur
Einleitung I. Heterotopien in Raumtheorie und Literatur 1. Der Kontext des Heterotopos: Neue dynamische Raumkonzepte 1.1. Abschied von der oppositionellen Raumaufteilung 1.2. Raum als Praxis 1.3. Third space und Grenzraum 2. Foucaults Heterotopiebegriff 2.1. Die Heterotopien 2.2. Heterotopien im textuellen Gebrauch (Probleme der Begriffsbestimmung in der Forschung) 3. Heterotopien und der literarische Raum 3.1. Das klassifikatorische Konzept 3.2. Der Heterotopos im literarischen Raum (Der literarische Raum als Variable) II. Heterotopien im poetischen Realismus 1. Heterotopien vs. Grenzziehungen 2. Heterotopien als Herausforderung des kontigen Erzählens III. Der Hochwald: Abschied von der romantischen Heterotopie 1. Problematik der oppositionellen Raumstruktur 2. Heterotopie als locus amoenus 3. Die unheimliche Heterotopie oder der locus terribilis 3.1. Eigengesetzliche Natur 3.2. See-Bilder 4. Depotenzierung der romantischen Heterotopie 4.1. Integration des Sees in Sagen als räumliche dubious fiction 4.2. Dementierte Sagen und naturkundlicher Diskurs 4.3. Das technische Instrument in der romantischen Heterotopie 5. Rückkehr in den Referenzraum als Übergang in den poetischen Realismus IV. Der Nachsommer: Kompensations-Heterotopie 1. Die Heterotopie Rosenhaus 1.1. Raum-zeitliche Demarkation des Rosenhauses 1.2. Artifizielle Natur und bauliche Absicherung 2. Die Diskurse in der Heterotopie 2.1. Naturwissenschaftlich exakte Darstellungen 2.2. Heterotopie und Historismus: zwischen Dingketten und Transzendenzen 2.3. Abgesicherte Sakralität des Heterotopos Rosenhaus 3. Rückblick in den poetischen Realismus 3.1. (Raum-)Äquivalenzen und Sublimation 3.2. Die andere Seite der Heterotopie 3.3. Heterotopie zwischen marmorner Verewigung und Mortifikation 3.4. Wesenheit oder dubiose Körperlosigkeit im Heterotopos V. Die Akten des Vogelsangs: Übergangs-Heterotopien 1. Die räumlichen Demarkationen 1.1. Velten Andres am Rande der bürgerlichen Sphäre 1.2. Die Heterotopien 2. Erosion der Heterotopie und der Wahnsinn 2.1. die äußere Erosion der Heterotopie 2.2. Heterotopie und die Grenze des Wahnsinns 3. Heterotopie als Raum erzählerischer Transgressionen 3.1. Die bösen Zeichen der Heterotopie 3.2. Biblische Umkehrungen und unheimliche Heterotopie 3.3. Groteske Raumbilder auf der Variété-Bühne 4. Aporien und Resignationen 4.1. Heterotopien vs. Verklärung 4.2. Dilemma der räumlichen Leere bei Velten und die entleerten Akten 4.3. Vom entleerten Raum zur erzählerischen Figur des Nichts 4.4. Partielle Wirklichkeit und paradoxe Verklärung VI. Das Odfeld: Universal-Heterotopie als Geschichte der Destruktion 1. Universal-Heterotopie 1.1. Räumliche Amplifikation 1.2. Enthierarchisierte Geschichte und Heterochronie 1.3. Die Erzählbewegung im Chronotopos des Odfeldes 2. Zeichenvariationen in den Heterotopien 2.1. Schwache historische Referentialität 2.2. Verfremdende Beglaubigung des Krieges in den Zeichen des Partikularen 3. Raumäquivalenzen und Zeichenresponsionen 3.1. Paradigmatische Organisation der Zeichen 3.2. Kontige Beglaubigung der Destruktion 3.3. Realismus ohne Referenzraum und ohne Verklärung Fazit Literatur Primärliteratur Sekundärliteratur
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