Im Weißholzdialekt schreiben oder im Klausenburger Kraut- jargon, wie klänge das? Legenden erzählen in keiner und allen Sprachen zugleich? Das lyrische Ich, ein Räuber auf dem Kieselstrand, ist westwärts gezogen - »dazwischen gab's Pflaumen tiefblau vermutlich und zwei Weltkriege« -, in Zügen seit Tagen oder vielleicht doch immer noch im längst schon toten Land. In Heute Mai und morgen du durchmisst der Lyriker und Übersetzer Ernest Wichner Zeiten, Landschaften und Freundschaften, darunter die mit Gellu Naum und Oskar Pastior, auch hat er schon mal Heinrich Heine auf dem Anrufbeantworter. Die Auswahl aus den Bänden »Steinsuppe« (1988), »Rückseite der Gesten« (2003), »bin ganz wie aufgesperrt« (2010) und »Neuschnee« und »Ovomaltine« (2010) umfasst beinahe vier Jahrzehnte und wird abgerundet durch unveröffentlichte und neue Gedichte sowie durch ein Nachwort von Maren Jäger.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Björn Hayer möchte auf den Dichter Ernest Wichner aufmerksam machen. Dass der Literaturvermittler Wichner zu dichten weiß, ja in den Worten wohnt, belegt laut Hayer der vorliegende Band. Ob in der Steppe, im Dorf oder in der (für Hayer mitunter allzu starken) Anverwandlung anderer Dichterinnenstimmen von Elke Erb bis Oskar Pastior - Wichners Texte überzeugen den Rezensenten durch Innigkeit. Letztere wird für Hayer besonders spürbar, wenn der Autor seinem eigenen Ton vertraut, seinem "sprudelnden" Geist und seinem Hang zum Experimentieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ernest Wichners Texte suchen dezidiert den Anschluss an die Tradition der ästhetischen Avantgarden.«Sibylle Cramer»Wo er sich [...] ganz seinem eigenen Ton vertraut, erzeugen die Texte eine ungemeine Innigkeit.«Björn Hayer, Frankfurter Rundschau, 31.08.2022 »'Heute Mai und morgen Du' ist ein forderndes Lesevergnügen mit Esprit und Inspiration.«Ortwin-Rainer Bonfert, Die Spiegelungen, 31.08.2022»Wichner zeigt, welche Klaviatur an Formsprachen er selbst beherrscht.«Insa Wilke, Deutschlandfunk Büchermarkt, 29.11.22»Wichner ist ein Meister der Neologismen und der Sprachspiele.«Manfred Roth, Literaturkritik.de, Januar 2023 »Es ist nicht das Auftrumpfen, das diese Gedichte groß macht. Es ist ihr stiller Humor, der leise Ton, der Blick in die Welt [...].«Carsten Hueck, ORF ex libris, 27.11.22