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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2000

Hexenhut
und Hexen-Rap
Ein Spiel- und Sachbuch
zum Thema Hexen
Juchhei, die Hexe ist tot!” heißt es schon bei Hänsel und Gretel, als endlich die böse Alte ihren Geist aufgibt. Da haben wir schon zwei Merkmale, die den Hexen immer zugeschrieben wurden: alt und böse. In vielen Märchen, Erzählungen und Legenden ist das nachzuprüfen. Hexen gab es immer und überall. Nicht nur in Büchern. Im wahren Leben wurden die Frauen, die sich mit Heilkräutern auskannten, zu Hexen erklärt, es wurden ihnen übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Das ging so lange gut, so lange die Hexen Erfolg hatten, sprich, solange sie heilen konnten. Gelang das nicht, waren sie jemand, der das Böse in die Welt brachte. Denn sie standen ja mit dem Teufel im Bunde. Die Frauen wurden verfolgt, gefoltert und verbrannt.
Etwa 250 Jahre lang dauerte diese grausame Hexenverfolgung. Über dieses Thema gibt es viel zu erzählen und glücklicherweise breitet die Autorin hier einen breiten Fächer zum Thema Hexen aus. In unterhaltender Weise kommt nach der sachlichen Einleitung zum Thema eine Menge Hexenzeugs: Es geht um Heilkräuter, um Zaubermittel wie Glücksbringer oder den Zauberapfel. Wir erfahren, welche Tiere als Hexentiere bezeichnet werden (Katze, Rabe, Kröte, Schlange, Eule und Spinne); und dann gibt es ja noch die berühmte Hexenküche, in der wir zum Beispiel Laubfroschquark, Käsekröten, Ringelblumenkuchen oder Hexenschaum (lecker!!!) zubereiten können. Und man weiß ja, dass Hexen auch immer etwas sonderbar gekleidet waren. Also gibt es auch Tipps für Hexenklamotten wie den Hexenhut, den man dann an einem Hexenfest wie der Walpurgisnacht oder in den Raunächten tragen kann.
Aber keiner muss auf diese Feste warten. Warum nicht mal selber ein Hexenfest veranstalten?! Dabei wird der von Hexenlicht beleuchtete Spiegel mit aufgemalten Spinnweben verhext, Fledermäuse und Schlangen fliegen dabei in der Luft herum. Dazu dröhnt der Hexen-Rap: Hexe Laligunde lehrt die Kräuterkunde, spricht mit allen Pflanzen, dass die Wanzen tanzen, dass die Wanzen tanzen! Und zuletzt wird gespielt: der Krötenhupf oder mit dem Klatsch-Stein für Wetterhexen. Wer nach diesem Bauch immer noch nicht verstanden hat, dass Hexe sein etwas Besonderes ist oder Hexe genannt zu werden ein Ehrentitel ist, ach, den soll der Teufel holen! (ab 10 Jahre)
STEFAN WILFERT
SYLVIA NÄGER, SABINE WIEMERS: Hexentanz und Zauberkraut. Kinderbuchverlag Luzern 2000. 48 Seiten, 29,80 Mark.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Franca Klee ist ziemlich begeistert von diesem Spiel- und Sachbuch über Hexen, fühlt sich aber verpflichtet, ihr Lob durch einige Kritikpunkte zu relativieren, um nicht "inkompetent" zu erscheinen. Zunächst lobt sie die "schöne Mischung" aus Ideen zum Mitmachen und informativer Wissensvermittlung, die trotz aller "historischer Erkenntnisse" nicht den "Spaß" an Hexen verdirbt. Dann weist die Rezensentin auf eine "verfälschende Verkürzung" in den Ausführungen zum "Hexenhammer" hin, den die Autorinnen als "alleinige Ursache für die Hexenverfolgung" verantwortlich machen wollen, und sie moniert deren mitunter mangelnden Bemühungen, differenzierte und trotzdem leicht verständliche Formulierungen für komplexe Zusammenhänge zu finden. Dennoch bleibt Klee abschließend bei ihrem positiven Urteil: Sie bescheinigt den beiden Autorinnen, ein gutes Buch vorgelegt zu haben, ohne kindliche Illusionen über das Märchenwesen Hexe zu "verbannen".

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