Deutscher Buchpreis 2024
Großer Preis des deutschen Literaturfonds 2024
Wiesbadener Literaturpreis 2024
Nominiert für den Bayerischen Buchpreis 2024
»Ein Buch wie ein Seiltanz. Aber solange Martina Hefter erzählt, kann nichts passieren.« Anne Weber
Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet. Martina Hefter hat einen berührenden Roman über Bedürfnisse und Sehnsüchte im Leben geschrieben. Und darüber, wie weit man bereit ist, für die Liebe zu gehen.
Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden genau diese Männer zu einer Form von Freiheit für Juno. In den Gesprächen kann sie sein, wer sie will und sagen, was sie will - und das vermeintlich ohne Konsequenzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer besorgt um Jupiter, immer beschäftigt und eingebunden ist. Also flüchtet Juno ab und zu vor ihrem Alltag ins Internet und spielt dort Spielchen mit Männern, die sie anlügen. Sie selbst wird zur Lügnerin. Aber ist es nicht so, dass man sich beim Lügen zuallererst selbst belügt? Eines Tages trifft Juno auf Benu, der ihre Behauptungen ebenso durchschaut wie sie seine. Und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung. »Hey guten Morgen, wie geht es dir« ist ein tiefgehender Roman, aber so leichtfüßig wie eine Komödie.
Großer Preis des deutschen Literaturfonds 2024
Wiesbadener Literaturpreis 2024
Nominiert für den Bayerischen Buchpreis 2024
»Ein Buch wie ein Seiltanz. Aber solange Martina Hefter erzählt, kann nichts passieren.« Anne Weber
Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet. Martina Hefter hat einen berührenden Roman über Bedürfnisse und Sehnsüchte im Leben geschrieben. Und darüber, wie weit man bereit ist, für die Liebe zu gehen.
Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden genau diese Männer zu einer Form von Freiheit für Juno. In den Gesprächen kann sie sein, wer sie will und sagen, was sie will - und das vermeintlich ohne Konsequenzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer besorgt um Jupiter, immer beschäftigt und eingebunden ist. Also flüchtet Juno ab und zu vor ihrem Alltag ins Internet und spielt dort Spielchen mit Männern, die sie anlügen. Sie selbst wird zur Lügnerin. Aber ist es nicht so, dass man sich beim Lügen zuallererst selbst belügt? Eines Tages trifft Juno auf Benu, der ihre Behauptungen ebenso durchschaut wie sie seine. Und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung. »Hey guten Morgen, wie geht es dir« ist ein tiefgehender Roman, aber so leichtfüßig wie eine Komödie.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Christian Mayer lobt Martina Hefters Roman als "Geschichte zweier Überlebenskünstler" und erkennt dabei deutliche Parallelen zwischen der Protagonistin Juno und der Autorin selbst. Juno, eine Leipziger Künstlerin, die ihren an Multipler Sklerose erkrankten Mann, den Schriftsteller Jupiter, pflegt, muss sich nicht nur mit dessen Pflege, sondern auch mit finanziellen Sorgen herumschlagen. Nachts chattet sie mit Love-Scammern und entlarvt deren Maschen, bis sie auf den Nigerianer Benu trifft. Anders als die üblichen Betrüger weckt er Junos Interesse, bleibt aber in seinen Absichten undurchsichtig. Hefter gelingt es laut Mayer, das Leben als "ewigen Hindernislauf" zu schildern und Menschen darzustellen, die "ihre Würde" unter den widrigsten Bedingungen verteidigen. Eine humorvolle und zugleich ernste Erzählung über das Leben am Existenzminimum, schließt Mayer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2024Unter Göttern
Martina Hefters neuer Roman ist ein Triumph
Sie sind Götter, alle drei. Zumindest den Namen nach. Bei Juno und Jupiter, einem Leipziger Künstlerpaar leicht vorgerückten Alters, weiß man das sofort, aber auch Benu aus Nigeria verdankt seine Benennung einem höheren Wesen: "aus der altägyptischen Mythologie, eine Art Vorgänger des Phönix, ein Totengott". So steht es in Martina Hefters neuem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?", der sich um diese drei Figuren dreht. Um drei von ihren Eltern mit göttlichen Vorschusslorbeeren ins Leben geschickte Menschen, die sich mit höchst irdischen Problemen herumschlagen müssen.
Juno ist die Hauptperson, über deren Perspektive erzählt wird. Sie ist Tänzerin, und "beim Tanzen verließ man die Erdatmosphäre, so war es nun mal, Juno kam nicht davon los, manchmal hatte sie auch das Gefühl, nur im Ballettsaal wirklich da zu sein". Zu Hause, in der Hochparterrewohnung im Leipziger Stadtteil Schleußig, liegt Jupiter, an Multipler Sklerose erkrankt und mehr und mehr bewegungsunfähig, ein vielfach gestürzter Gott, doch noch immer vergöttert von Juno. Auch wenn sie des Nachts, weil die Krankheit ihres Mannes kein gemeinsames Schlafen mehr erlaubt, im Nachbarzimmer mit Männern chattet. Aber das geschieht aus Spaß, im Wissen darum, dass es sich bei ihnen um "Love-Scammer" handelt: Betrüger, die mittels manipulierter Fotos und Lebensläufe Identitäten vortäuschen, die Frauen faszinieren und nach einiger Zeit des virtuellen Herumtändelns zu finanzieller Hilfe bewegen sollen. Der angeblich verliebte Mann aus dem Netz, den man nie persönlich getroffen hat, braucht Geld für die Anreise. Wird es losgeschickt, treten weitere Probleme auf, die noch mehr Geld erfordern. Schöpft das Opfer endlich Verdacht oder sind seine Konten leergeräumt, verschwindet das gefälschte Profil auf Nimmerwiedersehen.
Bei Juno ist es anders: Sie täuscht in den Chats ihrerseits ein rundum glückliches Leben vor und lässt die balzenden Betrüger auflaufen. Das Resultat ist stets das gleiche: "Die Scammer antworteten irgendwann nicht mehr", bisweilen kommt noch eine letzte Beschimpfung. Darüber ist Juno ihnen nicht böse, "sie sprach ja genau so in leiser Aggression, wenn sie ehrlich war. Es kam mir manchmal vor, als wäre es ihre aufrichtigste Haltung. In den Chats war sie womöglich die echte Juno."
Aggressionsabfuhr also für eine Frau, die in der Partnerschaft inzwischen fast die gesamte Last schultern muss, aber ihren Mann immer noch liebt. Bis sich jemand unter dem Namen Owen_Wilson223 auf ihr Smartphone drängt, ein angeblich in Texas zu seinem Glück gekommener Ukrainer in den besten Jahren, der dann jedoch rasch entlarvt ist als ein Nigerianer von Anfang dreißig: Benu. Aber zwischen diesen beiden entspannt sich ein allnächtliches Zwiegespräch voller Ironie und Intimität, das spüren lässt, was Juno in ihrer eigentlichen Beziehung fehlt. Und trotzdem steht Jupiter für sie nie infrage.
Diesen friedlichen Zwiespalt erzählt Martina Hefter grandios, dabei selbst mit einer so souveränen Intimität und Ironie, dass es zum Staunen ist. Zugleich antwortet sie mit dem Roman auf eine Frage, die ihr Ehemann im wirklichen Leben, der Schriftsteller Jan Kuhlbrodt, in seinem 2023 erschienenen autobiographischen Essay "Krüppelpassion" gestellt hat: "Wird er noch der Liebste sein, wenn er hinkt, über die Berge kriecht?" Die Antwortet für Juno lautet Ja, und es ist zweifellos auch die von Martina Hefter selbst, die sich im Roman bei ihrem Mann bedankt, dass er nichts dagegen gehabt hat, "hier und da in diesem Buch mit Jupiter verwechselt zu werden".
Identifikationsfragen sind die entscheidenden in "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?". Aber nicht die danach, wie viel vom Ehepaar Hefter/Kuhlbrodt darin stecken mag, von dessen Wohnort Leipzig oder von den Tanzgefährtinnen und Musikerkollegen aus dem Leben der Performerin, die diese Romanautorin auch ist - ja, es ist viel, und das ist schön, aber es tut nichts zur Sache. Denn die entscheidende Identifikationsfrage des Buchs stellt sich für Juno: Was will sie sein? Dabei spielen Sternbilder eine wichtige Rolle und Tätowierungen - Konstellationen also, unveränderlich die einen und planbar die anderen, in ihrer Summe Spiegelbilder einer Existenz im Vorlauf zum Tod. Irgendwann heißt es einmal nebenbei: "Es gehört zu den Wundern in dieser Geschichte, dass die Nachbarn in ihrem Haus zumindest freundlich waren." Dieser Roman steckt in der Tat voller Wunder, noch weitaus größerer, weil zutiefst menschlicher. Martina Hefter hat ein göttliches Buch geschrieben. ANDREAS PLATTHAUS
Martina Hefter: "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?" Roman.
Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 222 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Martina Hefters neuer Roman ist ein Triumph
Sie sind Götter, alle drei. Zumindest den Namen nach. Bei Juno und Jupiter, einem Leipziger Künstlerpaar leicht vorgerückten Alters, weiß man das sofort, aber auch Benu aus Nigeria verdankt seine Benennung einem höheren Wesen: "aus der altägyptischen Mythologie, eine Art Vorgänger des Phönix, ein Totengott". So steht es in Martina Hefters neuem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?", der sich um diese drei Figuren dreht. Um drei von ihren Eltern mit göttlichen Vorschusslorbeeren ins Leben geschickte Menschen, die sich mit höchst irdischen Problemen herumschlagen müssen.
Juno ist die Hauptperson, über deren Perspektive erzählt wird. Sie ist Tänzerin, und "beim Tanzen verließ man die Erdatmosphäre, so war es nun mal, Juno kam nicht davon los, manchmal hatte sie auch das Gefühl, nur im Ballettsaal wirklich da zu sein". Zu Hause, in der Hochparterrewohnung im Leipziger Stadtteil Schleußig, liegt Jupiter, an Multipler Sklerose erkrankt und mehr und mehr bewegungsunfähig, ein vielfach gestürzter Gott, doch noch immer vergöttert von Juno. Auch wenn sie des Nachts, weil die Krankheit ihres Mannes kein gemeinsames Schlafen mehr erlaubt, im Nachbarzimmer mit Männern chattet. Aber das geschieht aus Spaß, im Wissen darum, dass es sich bei ihnen um "Love-Scammer" handelt: Betrüger, die mittels manipulierter Fotos und Lebensläufe Identitäten vortäuschen, die Frauen faszinieren und nach einiger Zeit des virtuellen Herumtändelns zu finanzieller Hilfe bewegen sollen. Der angeblich verliebte Mann aus dem Netz, den man nie persönlich getroffen hat, braucht Geld für die Anreise. Wird es losgeschickt, treten weitere Probleme auf, die noch mehr Geld erfordern. Schöpft das Opfer endlich Verdacht oder sind seine Konten leergeräumt, verschwindet das gefälschte Profil auf Nimmerwiedersehen.
Bei Juno ist es anders: Sie täuscht in den Chats ihrerseits ein rundum glückliches Leben vor und lässt die balzenden Betrüger auflaufen. Das Resultat ist stets das gleiche: "Die Scammer antworteten irgendwann nicht mehr", bisweilen kommt noch eine letzte Beschimpfung. Darüber ist Juno ihnen nicht böse, "sie sprach ja genau so in leiser Aggression, wenn sie ehrlich war. Es kam mir manchmal vor, als wäre es ihre aufrichtigste Haltung. In den Chats war sie womöglich die echte Juno."
Aggressionsabfuhr also für eine Frau, die in der Partnerschaft inzwischen fast die gesamte Last schultern muss, aber ihren Mann immer noch liebt. Bis sich jemand unter dem Namen Owen_Wilson223 auf ihr Smartphone drängt, ein angeblich in Texas zu seinem Glück gekommener Ukrainer in den besten Jahren, der dann jedoch rasch entlarvt ist als ein Nigerianer von Anfang dreißig: Benu. Aber zwischen diesen beiden entspannt sich ein allnächtliches Zwiegespräch voller Ironie und Intimität, das spüren lässt, was Juno in ihrer eigentlichen Beziehung fehlt. Und trotzdem steht Jupiter für sie nie infrage.
Diesen friedlichen Zwiespalt erzählt Martina Hefter grandios, dabei selbst mit einer so souveränen Intimität und Ironie, dass es zum Staunen ist. Zugleich antwortet sie mit dem Roman auf eine Frage, die ihr Ehemann im wirklichen Leben, der Schriftsteller Jan Kuhlbrodt, in seinem 2023 erschienenen autobiographischen Essay "Krüppelpassion" gestellt hat: "Wird er noch der Liebste sein, wenn er hinkt, über die Berge kriecht?" Die Antwortet für Juno lautet Ja, und es ist zweifellos auch die von Martina Hefter selbst, die sich im Roman bei ihrem Mann bedankt, dass er nichts dagegen gehabt hat, "hier und da in diesem Buch mit Jupiter verwechselt zu werden".
Identifikationsfragen sind die entscheidenden in "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?". Aber nicht die danach, wie viel vom Ehepaar Hefter/Kuhlbrodt darin stecken mag, von dessen Wohnort Leipzig oder von den Tanzgefährtinnen und Musikerkollegen aus dem Leben der Performerin, die diese Romanautorin auch ist - ja, es ist viel, und das ist schön, aber es tut nichts zur Sache. Denn die entscheidende Identifikationsfrage des Buchs stellt sich für Juno: Was will sie sein? Dabei spielen Sternbilder eine wichtige Rolle und Tätowierungen - Konstellationen also, unveränderlich die einen und planbar die anderen, in ihrer Summe Spiegelbilder einer Existenz im Vorlauf zum Tod. Irgendwann heißt es einmal nebenbei: "Es gehört zu den Wundern in dieser Geschichte, dass die Nachbarn in ihrem Haus zumindest freundlich waren." Dieser Roman steckt in der Tat voller Wunder, noch weitaus größerer, weil zutiefst menschlicher. Martina Hefter hat ein göttliches Buch geschrieben. ANDREAS PLATTHAUS
Martina Hefter: "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?" Roman.
Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 222 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
»Die große Stärke des Romans ist seine Leichtigkeit. Martina Hefter erzählt das disparate Alltagsineinander von körperlichem Zerfall und romantischer Sehnsucht so unterhaltsam und elegant, dass jedes Detail durch ihre Erzählkunst zu funkeln beginnt.« Simone Unger, mdr artour, 17. Oktober 2024 Simone Unger mdr 20241017