"Was aber macht den Hauptreiz aus, den einen ebnen, der für Hiddensee charakteristisch ist? Die undendliche Weite ist's, die sich überall, auf den flachen Teilen der Insel wie von den Höhen herab, dem Auge auftut. Die Klarheit der Luft dazu, die unermeßliche Größe von Land, Meer und Firmament, ringsum die ungeteilte Linie des Horizonts - das alles wirkt zusammen und erzeugt immer wieder von Neuem das Gefühl, als ob man in unbegrenztem Raum wäre." (Felix Krause, 1907)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2012Wo Träume lagern lang verschollner Zeit
Hiddensee etwa scheint berühmter für seine Gäste als für seinen Strand, seine Luft und seine Landschaft zu sein. Gerhart Hauptmann, der dort begraben liegt, hat freundlicherweise hinterlassen: "Hiddensee wurde das geistigste aller deutschen Seebäder." Und er, so wollte er es wohl ergänzt wissen, war darin der Mittelpunkt - so sehr, dass die Familie Mann hier zwar auch Urlaub gemacht hat, aber ihr eigenes Ferienhaus doch lieber in Nidden auf der Kurischen Nehrung einrichtete. Zuerst waren es Maler und Malerinnen, die Hiddensee als künstlerischen Ort entdeckten. Auch Hauptmann betonte in seinem Insellob, dass sich hier die schönen und schönsten Frauen einfänden - darunter auch Asta Nielsen, Gret Palucca, Käthe Kruse, die Frau mit den Puppen. Auch bei den Männern gibt es eine lange Liste der Hiddensee-Freunde. Ein paar Verrückte waren dabei wie der "Einsiedler" Alexander Ettenburg mit seiner "Eremetage", einem Lokal, das die Behörden wegen mangelnder Hygiene schließen ließen. Ettenburg soff mit den Fischern, bis er, völlig verwahrlost, starb. All dieser Berühmtheiten wird in dem Band "Hiddensee - Insel der Fischer, Maler und Poeten" gedacht. Und da derart viele Namen auftauchen, dürfte Vollständigkeit erreicht sein. Selbst Sigmund Freud kommt mit zwei Sätzen vor. Wirkt es erhebend auf die heutigen Feriengäste, wenn sie erfahren, wer vor ihnen da war? Oder lockt die Aussicht, Günter Grass zu begegnen, dessen Ehefrau von der Insel stammt? Aus der Ferne erscheint Hiddensee noch wie eine Künstlerkolonie. Aus der Nähe aber wird es auch dort sehr kleinteilig.
F.P.
"Hiddensee. Insel der Fischer, Maler und Poeten" von Michael Baade und Wolf-Dietmar Stock, Verlag Atelier im Bauhaus, Fischerhude 2011. 168 Seiten, Abbildungen. Broschiert, 12 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hiddensee etwa scheint berühmter für seine Gäste als für seinen Strand, seine Luft und seine Landschaft zu sein. Gerhart Hauptmann, der dort begraben liegt, hat freundlicherweise hinterlassen: "Hiddensee wurde das geistigste aller deutschen Seebäder." Und er, so wollte er es wohl ergänzt wissen, war darin der Mittelpunkt - so sehr, dass die Familie Mann hier zwar auch Urlaub gemacht hat, aber ihr eigenes Ferienhaus doch lieber in Nidden auf der Kurischen Nehrung einrichtete. Zuerst waren es Maler und Malerinnen, die Hiddensee als künstlerischen Ort entdeckten. Auch Hauptmann betonte in seinem Insellob, dass sich hier die schönen und schönsten Frauen einfänden - darunter auch Asta Nielsen, Gret Palucca, Käthe Kruse, die Frau mit den Puppen. Auch bei den Männern gibt es eine lange Liste der Hiddensee-Freunde. Ein paar Verrückte waren dabei wie der "Einsiedler" Alexander Ettenburg mit seiner "Eremetage", einem Lokal, das die Behörden wegen mangelnder Hygiene schließen ließen. Ettenburg soff mit den Fischern, bis er, völlig verwahrlost, starb. All dieser Berühmtheiten wird in dem Band "Hiddensee - Insel der Fischer, Maler und Poeten" gedacht. Und da derart viele Namen auftauchen, dürfte Vollständigkeit erreicht sein. Selbst Sigmund Freud kommt mit zwei Sätzen vor. Wirkt es erhebend auf die heutigen Feriengäste, wenn sie erfahren, wer vor ihnen da war? Oder lockt die Aussicht, Günter Grass zu begegnen, dessen Ehefrau von der Insel stammt? Aus der Ferne erscheint Hiddensee noch wie eine Künstlerkolonie. Aus der Nähe aber wird es auch dort sehr kleinteilig.
F.P.
"Hiddensee. Insel der Fischer, Maler und Poeten" von Michael Baade und Wolf-Dietmar Stock, Verlag Atelier im Bauhaus, Fischerhude 2011. 168 Seiten, Abbildungen. Broschiert, 12 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main