In neun neuen Geschichten erzählt Annie Proulx von den Mythen und Menschen Wyomings - lakonischer, böser und witziger denn jeWyoming, dieser am dünnsten besiedelte aller nordamerikanischen Staaten, ist Annie Proulx' Revier. Und sie schreibt über diese unwirtliche, bizarr-schöne Gegend wie niemand sonst, voller Sympathie und Ironie. Erinnerungen eines alten Mannes an seine Zeit als Rodeoreiter enthüllen familiäre Abgründe; eine große tragische Liebesgeschichte aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert zerreißt einem schier das Herz; bitterböse Satiren schauen dem Teufel und seinem Sekretär bei der Arbeit zu; Legenden erzählen von der Zeit, als die Indianer noch allein in den Bergen und Prärien lebten, ganz anders als heute, da Millionäre, Grundstücksmakler, moderne Hippies und sture Farmer ihr Glück im Land der Pioniere suchen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit neuen Kurzgeschichten aus Wyoming lässt Annie Proulx eher Kritisches als Freundliches über ihre Wahlheimat hören, stellt Thomas Leuchtenmüller fest, der deshalb davon ausgeht, dass die 1935 geborene Autorin dort eher unbeliebt ist. Selten habe er von derart gehäuften Unglücksfällen gelesen, und auch die Protagonisten seien zum Großteil wenig einnehmend, meint Leuchtenmüller der an den Erzählungen aber die bewährten Proulx-Qualitäten schätzt. Denn auch in diesen Geschichten findet sich ihre von genauen Recherchen unterfütterte Beobachtungsgabe, die zwischen Lakonie und Poesie changierende Sprache mit ihren originellen Vergleichen und die Einbindung der Menschen in Natur und Mythen dieses dünn besiedelten US-Staats, so Leuchtenmüller anerkennend. Einzig, dass bei der Autorin die Frauenfiguren so "blass" bleiben, findet der Rezensent etwas befremdlich, der übrigens auch von der Übersetzung ins Deutsche von Melanie Waltz höchst angetan ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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