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Mit seiner Synthese aus antiker lateinischer Bildung, christlich-asketischer Spiritualität und wissenschaftlicher Exegese kombiniert mit jüdisch-rabbinischer Bibelauslegung nahm Hieronymus nachhaltigen Einfluss auf abendländisches Christentum und europäische Kultur. Alfons Fürst beschreibt das spannungsreiche Leben dieses exzentrischen Kirchenvaters. In ausgewählten Texten kommt Hieronymus (347 - 419) auch selbst zur Sprache - sie gewähren einen unmittelbaren Einblick in sein Arbeiten.

Produktbeschreibung
Mit seiner Synthese aus antiker lateinischer Bildung, christlich-asketischer Spiritualität und wissenschaftlicher Exegese kombiniert mit jüdisch-rabbinischer Bibelauslegung nahm Hieronymus nachhaltigen Einfluss auf abendländisches Christentum und europäische Kultur.
Alfons Fürst beschreibt das spannungsreiche Leben dieses exzentrischen Kirchenvaters.
In ausgewählten Texten kommt Hieronymus (347 - 419) auch selbst zur Sprache - sie gewähren einen unmittelbaren Einblick in sein Arbeiten.
Autorenporträt
Dr. phil., Dr. theol. habil. Alfons Fürst, geboren 1961, ist Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2004

Auslegung und Ausbeutung
Alfons Fürst stellt Hieronymus zwischen Askese und Wissenschaft

Dem Mittelalter galt er als "Lehrer der Kirche"; die Humanisten verglichen ihn mit Cicero. In der Neuzeit hatte der heilige Hieronymus häufig keine gute Presse. Vielen gilt er als misanthropischer Mönch und intriganter Parvenü aus der Provinz, der sich bei anderer Leute geistigem Eigentum bediente, um seine asketische Karriere zu befördern. Daran ist auch Luther schuld, der maliziös bemerkte: "Darumb wolt ich yhm gonnen, das er ein weyb het gehabt; so vil ding anders geschriben haben."

Mit seiner neuen Gesamtdarstellung macht der Münsteraner Patristiker Alfons Fürst deutlich, daß dieses Urteil zu kurz greift. Hieronymus (347-419) war sicher ein mißgünstiger Angeber, der erfolgreich wissenschaftliche Meriten für sich in Anspruch nahm, die ihm nicht zukamen. Aber er war mehr: ein begabter Philologe und glänzender lateinischer Stilist. In der theologischen, vor allem der bibelwissenschaftlichen Literatur des griechischsprachigen Ostens kannte er sich besser aus als seine westlichen Zeitgenossen und hat sie durch Übersetzungen dem des Griechischen weithin nicht mehr mächtigen Westen zugänglich gemacht. "Askese und Wissenschaft", Propagierung eines bestimmten monastischen Lebensstils in Verbindung mit einer christlichen Gelehrsamkeit, die sich die Errungenschaften der antiken Philologie zur Auslegung der Bibel nutzbar machte - darin sieht Fürst im Gefolge der neueren Forschung zu Recht das Zentrum des Lebens und Wirkens des Mönches aus Dalmatien.

Das vorliegende Buch ist keine Lebensbeschreibung, vielmehr ein nach Sachthemen geordnetes Lese- und Arbeitsbuch. Dagegen ist nichts zu sagen, doch ist die Anordnung der Kapitel gewöhnungsbedürftig, denn der Verfasser setzt nicht einmal mit einem biographischen Gerüst ein, sondern stimmt auf sein Thema auf dem Weg über die Wirkungsgeschichte ein. Mehr als eine Aufzählung von Lebensdaten auf kaum drei Seiten, die in der Mitte des Buches geliefert wird, gönnt Fürst seinen Lesern nicht. Angesichts der Tatsache, daß die letzte deutschsprachige Hieronymus-Biographie von Georg Grützmacher ein Jahrhundert zurückliegt und in den letzten Jahren von sozialgeschichtlicher Seite unser herkömmliches Hieronymus-Bild grundlegend korrigiert wurde, ist das zuwenig.

Hieronymus ist für Fürst kein Theologe mit Interesse an dogmatischen Fragen. Dies sei nicht "sein Metier" gewesen -und so fällt das Kapitel, das die Verwicklungen des Mönches in die dogmatischen Streitigkeiten seiner Zeit nachzeichnet, lustlos aus. Man erfährt kaum etwas darüber, warum sich Hieronymus in den origenistischen Streitigkeiten so massiv engagierte. Fürsts Erklärung, Hieronymus habe sich vom "Dogmatiker" Origenes distanziert, "um dessen Exegese weiter als orthodoxe Grundlage seiner Bibelauslegung nutzen zu können", ist mir nicht sofort plausibel.

Allzu rasant wird auch das sittliche Ideal des "Moralpredigers" Pelagius und seiner Anhänger als "utopisch" abqualifiziert und werden dagegen "die realitätsnäheren Vorstellungen von Kirche und Christsein" des Hieronymus in Stellung gebracht. Verwirrenderweise liest man wenige Seiten später, daß Hieronymus "theologisch näher bei Pelagius als bei Augustinus" stehe. Darüber hätte man gerne mehr gewußt, leider bleibt das Verhältnis des Mönches im Kloster zu Bethlehem zum Bischof von Hippo, über das Fürst nach seinen bisherigen Veröffentlichungen einiges zu sagen wüßte, hier auf knappe Angaben beschränkt.

Statt dessen interessiert er sich mehr für den Bibelübersetzer und -ausleger Hieronymus. Hier liegen die Stärken seiner Darstellung. Beides wird von ihm unter dem Oberbegriff "Wissenschaft" zusammengefaßt. Im Kapitel über Hieronymus als Übersetzer wird man in die komplizierten Probleme der Überlieferung des biblischen Textes und seiner diversen Übertragungen ins Griechische und Lateinische eingeführt, denen sich ein antiker Bibelübersetzer gegenübersah. Es fehlt ein Abschnitt über den faszinierenden Weg von Hieronymus' Übersetzung hin zur Vulgata als dem Normtext der römisch-katholischen Kirche.

Hieronymus' Bibelexegese, die lange Zeit in der Forschung nicht zuletzt aufgrund ungenügender Quelleneditionen vernachlässigt worden war, ist in den letzten Jahren ins Blickfeld gerückt und zeigt den Kirchenvater als einen genialen Kompilator, der die vorhandenen Auslegungstraditionen geschickt ausbeutete, diese Informationen mit seiner eigenen, nicht zu unterschätzenden Gelehrsamkeit verband und auf diese Weise Kommentare vorzulegen vermochte, die sich in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit bewegten. Fürst führt dieses Können anhand zahlreicher Beispiele anschaulich vor, so daß der Leser einen instruktiven Einblick in die "Werkstatt" des "doctor Ecclesiae" gewinnt.

Sorgfältig ausgewählte Quellentexte in deutscher Übersetzung, Übersichten und Karten illustrieren den darstellenden Teil. Außerordentlich hilfreich ist eine ausführliche Beschreibung der Personen, die mit dem Kirchenvater in Verbindung standen.

WOLFRAM KINZIG

Alfons Fürst: "Hieronymus". Askese und Wissenschaft in der Spätantike. Herder Verlag, Freiburg 2003. 335 S., geb., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wolfram Kinzigs Urteil über dieses Buch, das sich mit dem Kirchenvater Hieronymus befasst, ist zwiespältig. Zunächst einmal findet er es begrüßenswert, dass sich der Autor, der Münsteraner Patristiker Alfons Fürst, mit seiner Monographie gegen die gängige negative Einschätzung Hieronymus' als "misanthropischen Mönch und intriganten Parvenü" stellt. Fürst beschreibt den Kirchenvater als "begabten Philologen und glänzenden lateinischen Stilisten", der sich mit seiner Bibelübersetzung und -Exegese auf der "Höhe der Zeit" befand, betont der Rezensent. Dass das Buch keine "Biografie" sein will, sondern sich als "nach Sachthemen geordnetes Lesebuch" versteht, findet Kinzig grundsätzlich in Ordnung. Trotzdem hätte es seiner Ansicht nach nicht geschadet, eine eingehendere Lebensbeschreibung des Mönches aus Dalmatien anzubieten, die über die vom Autor auf drei Seiten skizzierte hinausgeht, nicht zuletzt, weil die letzte Hiernoymus-Biografie bereits an die hundert Jahre alt ist. Zu den "Stärken" der Studie zählt er dagegen das Kapitel über Hieronymus als Übersetzer und Exeget der Bibel, nicht zuletzt weil der Autor auch in die "komplizierten Probleme" der biblischen Überlieferung einführt, wie der Rezensent lobt. Insgesamt bietet dieses Buch einen "interessanten Einblick in die "Werkstatt" des Kirchenvaters, so der Rezensent anerkennend, der auch die nützlichen Quellentexte nebst deutscher Übersetzung, die Karten und insbesondere die "außerordentlich hilfreichen" Beschreibungen von mit Hieronymus verbundenen Personen lobend hervorhebt.

© Perlentaucher Medien GmbH
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