Robert Lebeck war ein herausragender Reportagefotograf, der ein gutes halbes Jahrhundert Zeitgeschichte dokumentiert hat und zu dessen Werk nicht wenige Ikonen der Fotogeschichte gehören. Berühmt sind vor allem seine Auslandsreportagen, aber auch in Deutschland war er (vor allem für den „Stern“)
aktiv.
„Hierzulande“ ist eine von seiner Witwe Cordula Lebeck kuratierte Auswahl aus dem gewaltigen…mehrRobert Lebeck war ein herausragender Reportagefotograf, der ein gutes halbes Jahrhundert Zeitgeschichte dokumentiert hat und zu dessen Werk nicht wenige Ikonen der Fotogeschichte gehören. Berühmt sind vor allem seine Auslandsreportagen, aber auch in Deutschland war er (vor allem für den „Stern“) aktiv.
„Hierzulande“ ist eine von seiner Witwe Cordula Lebeck kuratierte Auswahl aus dem gewaltigen Archiv der Familie, mit einer bemerkenswerten thematischen Bandbreite. Seien es die Spätheimkehrer, die Konrad Adenauer 1955 aus der Sowjetunion zurückbrachte, in deren leeren Blicken aber kein Zeichen von Freude zu sehen ist, oder im Kontrast dazu die alkoholisierte Ausgelassenheit von Reeperbahntouristen in den Sechzigern und natürlich die berühmten Prominentenfotos von Romy Schneider oder Alfred Hitchcock. Egal, welches Thema Lebeck wählt, immer gelingt es ihm, den besonderen Moment zu finden, eine besondere Stimmung einzufangen, wodurch ein dokumentarisches Foto zu einem herausragenden Reportagefoto wird. Dabei nutzt er eine andere Herangehensweise als viele seiner Kollegen. Die Prominentenfotos geben hiervon besonders Zeugnis, denn Robert Lebeck ist niemals Voyeurist, er will weder jemanden bloßstellen noch in eine verbotene Intimzone eindringen. Romy Schneider und in noch viel ausgeprägterem Maß Alfred Hitchcock spielen mit der Kamera und Lebeck lässt es nicht nur zu, er animiert sein Gegenüber zu diesem Spiel. Hitchcock weiß genau um die Wirkung der Bilder, die da gerade entstehen, die seinen Mythos illustrieren sollen und man glaubt in seinen Augen geradezu das Foto zu sehen, das er sich durch die Kameralinse selbst imaginiert. Das besondere ist, dass Lebeck trotz der Inszenierung die Persönlichkeit der Portraitierten wahrhaftig wiedergibt und das liegt an seinem fabelhaften Talent, den richtigen Moment zu finden, zu dem er den Auslöser drückt. Das war schon beim „Degendieb von Leopoldville“ so (unbedingt nachschauen, wer das nicht kennt) und es ist ein wesentliches Element bei buchstäblich allen hier ausgewählten Bildern. Sie erzählen Geschichten, die über das Dargestellte weit hinausgehen.
Die Seitengestaltung verzichtet bei den Bildern auf Text, die Legenden sind dankenswerterweise in den Anhang verbannt und das gibt dem Betrachter die Möglichkeit, sich unabhängig Gedanken zum Motiv zu machen, ja möglicherweise sogar überrascht zu werden. Die kurzen Einleitungen zu Beginn einer neuen Serie setzen aber in der Regel den zeitlichen und örtlichen Rahmen. Die Fotos sind hervorragend reprografiert und holen aus dem Material heraus, was überhaupt aus den teilweise 70 Jahre alten Negativen nur möglich ist. Die Druckqualität kommt mittlerweile fast an Galerieabzüge heran.
„Hierzulande“ zeigt ein Deutschland, an das sich immer weniger Menschen aus eigener Anschauung erinnern. Robert Lebecks Fotos konservieren diese faszinierende Zeit, deren Probleme verglichen mit den heutigen fast marginal erscheinen. Sicher ist nur, dass Lebecks Momentaufnahmen auch in 100 Jahren ihre magische Sogwirkung nicht verloren haben werden.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)