Porträt einer außergewöhnlichen Frau
Hildegard von Bingen gilt als bedeutende Frau des Mittelalters. Sie wird mit Begriffen wie „Natur und Gesundheit“ oder „Einklang von Körper und Seele“ in Verbindung gebracht. Zu Lebzeiten wurde sie als Ratgeberin respektiert; bis heute gilt sie als
Identifikationsfigur. Wie hat sie es geschafft, in der kulturell und religiös recht schwierigen Zeit des…mehrPorträt einer außergewöhnlichen Frau
Hildegard von Bingen gilt als bedeutende Frau des Mittelalters. Sie wird mit Begriffen wie „Natur und Gesundheit“ oder „Einklang von Körper und Seele“ in Verbindung gebracht. Zu Lebzeiten wurde sie als Ratgeberin respektiert; bis heute gilt sie als Identifikationsfigur. Wie hat sie es geschafft, in der kulturell und religiös recht schwierigen Zeit des Mittelalters, gesellschaftlich aufzusteigen?
Christine Büchner beschreibt ihre Kindheit, ihr gesellschaftliches Umfeld und die Reformzeit des zwölften Jahrhunderts. Hildegards Eltern, adelig und wohlhabend, bestimmen für sie ein Leben in einem Kloster. Sie ist ein besonderer Mensch mit spiritueller Begabung und so ist genau dies ihr Weg. Hildegard wird Nonne und gründet später gegen große Widerstände das Kloster Rupertsberg. Sie schreibt Bücher, komponiert Lieder und beschäftigt sich mit Naturheilverfahren. Sie ist freundlich aber bestimmt und verfolgt beharrlich ihre Ziele. Ihre Visionen geben ihr eine Richtung und prägen ihren Glauben. Der eigene Wille sei in den Dienst des kosmischen Gleichgewichts zu stellen. Alles habe seinen Platz und dies müsse respektiert werden, sonst könne die Natur sich auch gegen den Menschen wenden. Zu ihren Schwächen zählen insbesondere ihre Bemühungen, die weitere Karriere ihrer Freundin Richardis von Stade zu verhindern, weil sie diese nicht an ein anderes Kloster abgeben will.
Die Frage, warum Hildegard von Bingen so berühmt wurde, kann Autorin Büchner nicht wirklich beantworten. Sie war nicht der einzige Mensch mit Visionen und auch der fachkundige Umgang mit Kräutern dürfte im Mittelalter verbreitet gewesen sein. Vielleicht war es ihre Anerkennung durch den Papst und ihre Korrespondenz mit wichtigen Würdenträgern ihrer Zeit, die ihre Karriere beflügelt haben. Das Buch zeigt Facetten ihres Lebensweges auf. Es hätte ergänzt werden können um eine Zeittafel über wichtige Stationen ihres Lebens. Ansonsten halte ich es für informativ und lesenswert.