'Himmelsleitern' - welcher Ausdruck könnte auf treffendere Weise Grattouren umschreiben, die erhabenste Art von Gipfel zu Gipfel zu schreiten - auf schmalen Kämmen, ein Tanz über dem Abgrund, dem Himmel nahe? Nur wenige Landschaftsformen üben eine vergleichbare Faszination auf Alpinisten aus wie die hohen Grate der Alpen. Diese Himmelsleitern sind Wunsch und Traumziel eines jeden ambitionierten Bergsteigers. Die Anstiege können ganz unterschiedlichen Charakter zeigen: anspruchsvolle 'Normal'-Wege, rassige Felsrouten oder genussvolle Firnschneiden.Ralf Gantzhorn und Moritz Attenberger nehmen den Leser mit auf einige der schönsten und lohnendsten Grate der gesamten Alpen. Illustriert mit einzigartigen und atemberaubenden Bildern beschreiben sie 50 herausragende Touren, mit allen wichtigen Informationen für die praktische Durchführung. Sowohl Einsteiger als auch erfahrene Alpinisten finden in diesem Buch den Schlüssel, um dem 'Himmel' etwas näher zu kommen.Dank der eindrucksvollen Aktions-, Gipfel- und Panoramaaufnahmen aus teilweise ungewöhnlichen Perspektiven, der interessanten Texte und der detaillierten touristischen Angaben ist ein prachtvolles Bilder- und Lesebuch entstanden, das sich gleichermaßen zur Lektüre, zur Planung neuer Bergtouren oder zur Rückbesinnung auf vergangene Erlebnisse eignet.Ein unverzichtbares Werk für jeden Alpinisten!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2011Reisebuch
Zwischen
Abgründen
Ein Bildband stellt 50 Berggrate
im ganzen Alpenbogen vor
Im Gebirge gibt es wohl nichts Klareres als einen Grat: Eine vorgegebene Linie, eine Trennlinie zwischen Licht und Schatten, zwischen Aufstieg und Abgrund. Stehen auf so einem Grat, maximal exponiert, ein paar Menschen herum, so sieht das im richtigen Licht äußerst eindrücklich aus. Empfindsamere Gemüter mag dies zur Nachdenklichkeit anregen über den sprichwörtlich schmalen Grat zwischen Leben und Tod, Liebe und Leiden, Sinn und Unsinn.
Doch das ist es nicht, was Ralf Gantzhorn und Moritz Attenberger mit ihrem Bildband „Himmelsleitern“ vorrangig auslösen möchten. Die zwei Bergsteiger und Fotografen gehen die 50 vorgestellten Fels- und Eisgrate in den Alpen recht nüchtern an: Sie beschreiben sie aus bergsteigerischer Sicht, geben Schwierigkeitsgrade, Felsbeschaffenheit und mögliche Routenführung an. Zuweilen ist das für Nichtalpinisten etwas öd, manchmal aber auch unterhaltsam, zum Beispiel an der Aiguille de Bionnassay: „Manchmal wird der Grat so steil, dass man nur rittlings weiterkommt zwischen der 1000 Meter tiefen Nordwand und der kaum weniger bedrohlichen Südflanke. Was für ein Seiltanz! Sollte hier jemand stürzen, soviel ist klar, hilft demjenigen am anderen Ende des Seils nur eines: Der Sprung auf die andere Seite!“ Tagebuchartige Beschreibungen zu jedem Grat, gefolgt von Informationen zur Route, bilden den Rahmen für die großformatigen Fotos. Die sind oft spektakulär, weil sie die Schönheit einer lebensfeindlichen Umgebung einfangen und darin Menschen, denen es trotz Strapazen hier oben augenscheinlich gut geht. HANS GASSER
RALF GANTZHORN/MORITZ ATTENBERGER: Himmelsleitern. 50 Fels- und Eisgrate in den Alpen. Bergverlag Rother, München 2011. 256 Seiten mit 297 Farbbildern, 49,90 Euro.
Sollte einer stürzen, muss
sein Seilgefährte auf der
anderen Seite runterspringen
Als „Türöffner“ ins Mont-Blanc-Gebiet bezeichnen die Autoren den relativ leichten Grat der Dômes de Miage. Will heißen: Er ist eine gute Vorbereitung auf die wirklich scharfen Grate in den Westalpen. Foto: Ralf Gantzhorn
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Zwischen
Abgründen
Ein Bildband stellt 50 Berggrate
im ganzen Alpenbogen vor
Im Gebirge gibt es wohl nichts Klareres als einen Grat: Eine vorgegebene Linie, eine Trennlinie zwischen Licht und Schatten, zwischen Aufstieg und Abgrund. Stehen auf so einem Grat, maximal exponiert, ein paar Menschen herum, so sieht das im richtigen Licht äußerst eindrücklich aus. Empfindsamere Gemüter mag dies zur Nachdenklichkeit anregen über den sprichwörtlich schmalen Grat zwischen Leben und Tod, Liebe und Leiden, Sinn und Unsinn.
Doch das ist es nicht, was Ralf Gantzhorn und Moritz Attenberger mit ihrem Bildband „Himmelsleitern“ vorrangig auslösen möchten. Die zwei Bergsteiger und Fotografen gehen die 50 vorgestellten Fels- und Eisgrate in den Alpen recht nüchtern an: Sie beschreiben sie aus bergsteigerischer Sicht, geben Schwierigkeitsgrade, Felsbeschaffenheit und mögliche Routenführung an. Zuweilen ist das für Nichtalpinisten etwas öd, manchmal aber auch unterhaltsam, zum Beispiel an der Aiguille de Bionnassay: „Manchmal wird der Grat so steil, dass man nur rittlings weiterkommt zwischen der 1000 Meter tiefen Nordwand und der kaum weniger bedrohlichen Südflanke. Was für ein Seiltanz! Sollte hier jemand stürzen, soviel ist klar, hilft demjenigen am anderen Ende des Seils nur eines: Der Sprung auf die andere Seite!“ Tagebuchartige Beschreibungen zu jedem Grat, gefolgt von Informationen zur Route, bilden den Rahmen für die großformatigen Fotos. Die sind oft spektakulär, weil sie die Schönheit einer lebensfeindlichen Umgebung einfangen und darin Menschen, denen es trotz Strapazen hier oben augenscheinlich gut geht. HANS GASSER
RALF GANTZHORN/MORITZ ATTENBERGER: Himmelsleitern. 50 Fels- und Eisgrate in den Alpen. Bergverlag Rother, München 2011. 256 Seiten mit 297 Farbbildern, 49,90 Euro.
Sollte einer stürzen, muss
sein Seilgefährte auf der
anderen Seite runterspringen
Als „Türöffner“ ins Mont-Blanc-Gebiet bezeichnen die Autoren den relativ leichten Grat der Dômes de Miage. Will heißen: Er ist eine gute Vorbereitung auf die wirklich scharfen Grate in den Westalpen. Foto: Ralf Gantzhorn
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