Portugal liegt nicht nur geografisch am äußersten Zipfel Europas. Noch immer scheinen das Land und seine Menschen eher aufs Meer hinauszuschauen als auf den Kontinent, dem man über Jahrhunderte so konsequent den Rücken gekehrt hat. Diese Blicke, die sich mal sehnsüchtig in die Vergangenheit richten, dann aber auch mit starkem Verlangen die Zukunft herbeisehnen und etwas Neues schaffen wollen, haben die Autoren eingefangen. Beate Schümann und Volker Mehnert führen uns ins portugiesische Kaffeehaus, erklären die komplizierten Gebräuche des Kaffeetrinkens und schwärmen gemeinsam mit den Einheimischen von süßem toucinho do céu, dem »Himmelsspeck«, und köstlichen barrigas de freiras, »Nonnenbäuchen«. Sie treffen an entlegenen Orten Winzer, die für den Aufschwung und die Modernisierung des portugiesischen Weinbaus verantwortlich sind, und weisen andererseits den Weg zu den uralten bodegas, in denen der Portwein reift. Die Menschen hinter den tatsächlichen und vermeintlichen Attraktionen spielen immer wieder eine Hauptrolle, seien es der Straßenbahnfahrer in Lissabon, der Leuchtturmwärter am südwestlichsten Punkt Europas oder die Fadosängerin, die Lissabon mit ihrer Poesie verzaubert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2008Endstation Sehnsucht und die Linie 28
Schon der sanfte Klang der portugiesischen Sprache, davon sind die beiden Autoren dieses Buchs überzeugt, kann den Besucher des Lands verzaubern. Ebendiesen Zauber vertiefen Beate Schümann und Volker Mehnert nun in einem bunten Portugal-Kaleidoskop, das die Melancholie des verblichenen Weltreichs mit den Visionen einer modernen Nation vereint. So liest man von Gil Eanes, dem mutigsten aller lusitanischen Seefahrer, ebenso wie von den Fadosängerinnen um Katia Guerrero, die dem atlantischen Blues in Lissabon eine Renaissance bescheren. Immer wieder stehen namhafte oder völlig unbekannte Persönlichkeiten im Mittelpunkt der Reportagen: sei es der Nationaldichter Fernando Pessoa, ein Straßenbahnfahrer auf Lissabons berühmter Linie 28 oder der Leuchtturmwärter am südwestlichsten Ende Europas. Die Schilderung des portugiesischen Alltags gerät zu einem Blick in die Seele des Landes, die sich in der Vielfalt der Kaffeerituale ebenso offenbart wie bei einem Schluck Portwein oder der unblutigen Version des Stierkampfes. Keineswegs verschweigen mögen die Autoren freilich auch ihre Sehnsucht nach dem traditionellen Portugal mit seinen malerischen Dörfern, die nun entweder verlassen sind oder sich in sterile museale Orte verwandeln. Und sie sparen auch nicht mit Kritik, wenn das Land Gefahr läuft, über der touristischen Erschließung seiner Küsten ein Natur- und Kulturerbe zu verspielen.
F.A.Z.
"Himmelsspeck und Fadoklang - Portugiesische Versuchungen" von Beate Schümann und Volker Mehnert. Erschienen in der Reihe "Picus Lesereisen". Picus Verlag, Wien 2008. 132 Seiten. Gebunden, 13,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schon der sanfte Klang der portugiesischen Sprache, davon sind die beiden Autoren dieses Buchs überzeugt, kann den Besucher des Lands verzaubern. Ebendiesen Zauber vertiefen Beate Schümann und Volker Mehnert nun in einem bunten Portugal-Kaleidoskop, das die Melancholie des verblichenen Weltreichs mit den Visionen einer modernen Nation vereint. So liest man von Gil Eanes, dem mutigsten aller lusitanischen Seefahrer, ebenso wie von den Fadosängerinnen um Katia Guerrero, die dem atlantischen Blues in Lissabon eine Renaissance bescheren. Immer wieder stehen namhafte oder völlig unbekannte Persönlichkeiten im Mittelpunkt der Reportagen: sei es der Nationaldichter Fernando Pessoa, ein Straßenbahnfahrer auf Lissabons berühmter Linie 28 oder der Leuchtturmwärter am südwestlichsten Ende Europas. Die Schilderung des portugiesischen Alltags gerät zu einem Blick in die Seele des Landes, die sich in der Vielfalt der Kaffeerituale ebenso offenbart wie bei einem Schluck Portwein oder der unblutigen Version des Stierkampfes. Keineswegs verschweigen mögen die Autoren freilich auch ihre Sehnsucht nach dem traditionellen Portugal mit seinen malerischen Dörfern, die nun entweder verlassen sind oder sich in sterile museale Orte verwandeln. Und sie sparen auch nicht mit Kritik, wenn das Land Gefahr läuft, über der touristischen Erschließung seiner Küsten ein Natur- und Kulturerbe zu verspielen.
F.A.Z.
"Himmelsspeck und Fadoklang - Portugiesische Versuchungen" von Beate Schümann und Volker Mehnert. Erschienen in der Reihe "Picus Lesereisen". Picus Verlag, Wien 2008. 132 Seiten. Gebunden, 13,90 Euro.
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