Das Leben einer "Davongekommenen" - Erica Fischer, die Autorin des Bestsellers "Aimée & Jaguar", erzählt die ergreifende Geschichte ihrer Familie
"Aus Liebe hatte meine Mutter den Vater vor den Nazis gerettet, indem sie ihm half, ihr nach England nachzureisen; aus Liebe hatte sie ihm, als er später auf der Isle of Man interniert war, eine Stelle in der Fabrik verschafft; aus Liebe hatte sie 'unnötigerweise' ihre Kinder bekommen, in der Ehe müsse man eben Kompromisse schließen, wie sie Jahrzehnte später freimütig bekannte.
Dass sie die glückliche Mutter ihres ersten Kindes war, hatte sie zu diesem Zeitpunkt vergessen. Doch die Fotos von damals lügen nicht. Sie zeigen eine strahlende junge Frau im schmalen Garten des Reihenhauses, das wir mit einem anderen Emigranten bewohnten, die kleine Tochter in braunen Sandalen und weißen Söckchen stolz der Kamera entgegengeschoben. Erst als sie mit Paul schwanger war, bald nach dem Krieg, sickerte das Grauen der Schoah allmählich in ihr Bewusstsein. An den Schwiegervater schreibt sie, dass sie oft verdrossen sei und nicht mehr so jung wie früher. Die Schwangerschaft mache sie müde, undder fürchterliche Tod ihrer Eltern werde ihr nie wieder aus dem Kopf gehen. Es stand schlecht um Paul, schon vor seiner Geburt."
Der Bericht einer "Davongekommenen" - Erica Fischer, die Autorin von "Aimee & Jaguar", erzählt die ergreifende Geschichte ihrer Familie.
"Aus Liebe hatte meine Mutter den Vater vor den Nazis gerettet, indem sie ihm half, ihr nach England nachzureisen; aus Liebe hatte sie ihm, als er später auf der Isle of Man interniert war, eine Stelle in der Fabrik verschafft; aus Liebe hatte sie 'unnötigerweise' ihre Kinder bekommen, in der Ehe müsse man eben Kompromisse schließen, wie sie Jahrzehnte später freimütig bekannte.
Dass sie die glückliche Mutter ihres ersten Kindes war, hatte sie zu diesem Zeitpunkt vergessen. Doch die Fotos von damals lügen nicht. Sie zeigen eine strahlende junge Frau im schmalen Garten des Reihenhauses, das wir mit einem anderen Emigranten bewohnten, die kleine Tochter in braunen Sandalen und weißen Söckchen stolz der Kamera entgegengeschoben. Erst als sie mit Paul schwanger war, bald nach dem Krieg, sickerte das Grauen der Schoah allmählich in ihr Bewusstsein. An den Schwiegervater schreibt sie, dass sie oft verdrossen sei und nicht mehr so jung wie früher. Die Schwangerschaft mache sie müde, undder fürchterliche Tod ihrer Eltern werde ihr nie wieder aus dem Kopf gehen. Es stand schlecht um Paul, schon vor seiner Geburt."
Der Bericht einer "Davongekommenen" - Erica Fischer, die Autorin von "Aimee & Jaguar", erzählt die ergreifende Geschichte ihrer Familie.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2007Ein Buch, zu leicht für die Schwere dieses Textes
Wien, England, Treblinka: Erica Fischer, die Autorin von „Aimée und Jaguar”, erzählt jetzt ihre eigene, beklemmende Familiengeschichte
Man wünscht sich, dieses Buch wäre ein Roman, ein von vorne bis hinten erfundener Text, aber das ist nicht so. Es ist eine schmerzvoll erlebte und schmerzvoll zu lesende Geschichte, die bisweilen so weh tut, dass man das Buch nur kapitelweise aufnehmen kann, wie ein Durstiger mit verbrannten Lippen in großen Schlucken eine zu heiße Tasse Tee.
Mit Schmerzen beginnt auch der Text. Schmerzen, die die Autorin an Kopf, Nacken und Schultern spürt, als sie von Berlin aus versucht, ihren jüngeren Bruder anzurufen, der nach dem Tod der Mutter allein in der elterlichen Wohnung zurückgeblieben ist. Eine Cousine hat ihr berichtet, dass Paul verschwunden sei, spurlos verschwunden aus der Wiener Vorstadtwohnung, in der er die letzten Jahre mit der Mutter symbiotisch aufs engste verknotet überlebt hat.
Als die Schwester den Nachtzug von Berlin nach Wien nimmt, hat sie nur noch wenig Hoffnung, denn sie ahnt, was passiert ist. Paul hat sich vermutlich das Leben genommen. Was sonst hätte er auch tun können?
Erica Fischer, die Autorin zahlreicher Sachbücher, in denen sie aus dem Leben von Frauen, vielfach Jüdinnen, erzählt, hat nach dem Erfolg von „Aimée und Jaguar” nun mit „Himmelstraße” einen weiteren Schritt hin zur literarischen Erzählweise gemacht. Es scheint, als hätte sie mit den Lebensgeschichten anderer Frauen nur Anlauf genommen, um irgendwann bei sich selbst anzukommen.
Die Geschichte, die sie erzählt, ist ein Beispiel für das, was nach dem Krieg in vielen jüdischen Familien geschehen ist. Und doch ist sie einzigartig. Die Eltern kehren mit den Kindern Erica und Paul im Jahre 1948 aus dem englischen Exil nach Wien zurück, von wo sie die Nazis einst vertrieben haben. Mutter und Vater waren nach dem „Anschluss” Österreichs an Nazideutschland getrennt geflohen. Die Mutter, eine polnische Jüdin aus einer wohlhabenden Warschauer Familie, verdingte sich 1938 wie Tausende andere Jüdinnen aus dem Reich als Dienstmädchen in England. Der Vater, ein österreichischer Kommunist, kam wenig später nach.
Mit Kriegsbeginn wurde das Liebespaar erneut auseinander gerissen. Die Briten entwickelten unter dem deutschen Bombenhagel eine paranoide Angst vor Spionen und begannen auch erwiesenen Nazigegnern zu misstrauen. So landete der Vater irgendwann auf einem englischen Schiff, das ihn in ein Internierungslager nach Australien brachte. Der Briefwechsel der Eltern zwischen dem australischen Outback und London ist der Tochter erhalten geblieben, und er legt Zeugnis davon ab, welche Leidenschaft und Sehnsucht zwischen den beiden einmal war. Jedenfalls gab es zu der Zeit noch ausreichend Hoffnung und Liebe, um zwei Kindern genug davon für ein glückliches Leben mitzugeben.
Aber schon 1948 war das Familienglück fast aufgebraucht, als der Vater, ohne zu ahnen, was er anrichtete, seine Kinder und seine jüdische Frau zurück in seine österreichische Heimat nahm, angetrieben von der Hoffnung, ein neues Österreich aufbauen zu können, angelockt von einem zukunftssicheren Verwaltungsjob, den man ihm, dem Naziverfolgten und nunmehr rehabilitierten Revoluzzer, angeboten hatte.
Die menschenleere Wohnung, durch die sich die Autorin auf der Suche nach dem verschwundenen Bruder tastet, ist dieselbe, in die die Familie 50 Jahre zuvor eingezogen war, in einem Vorstadtquartier, das das sozialdemokratische „rote” Wien nach dem Krieg für seine Arbeiter errichtet hat.
Die Mutter erkaltete damals schnell in Gesellschaft derer, die ihre Eltern in Treblinka vergast hatten. Der Vater war bald nur mehr physisch anwesend, während er außerhalb der Familie weiterlebte. Paul verkümmerte zum Zuschauer, zum Ja-Sager und willenlosen Besitzstück der Mutter, der er Entschädigung war für die Lebensträume, die die Nazis ihr gestohlen hatten. Die Tochter schließlich stieg aus dem Familiendrama aus, als sie erkennen musste, dass es für sie nichts mehr zu holen gab. Dafür zahlte sie einen hohen Preis. „Ich habe nie gelernt zu lieben”, bekennt sie nach einer gescheiterten Ehe.
Als Konzentrat ihrer Mutterbeziehung veröffentlicht Erica Fischer zur Mitte des Textes einen langen Brief an die tote Mutter, vorgetragen bei deren Begräbnis. „Ach Mutter, nun bist du gestorben. Unser jahrzehntelanges Schweigen kann nun in alle Ewigkeit fortgesetzt werden.” Doch die Autorin schweigt nicht, sondern holt jetzt alles hervor. Sie berichtet von einer illegalen Abtreibung: „Damals ist etwas zerbrochen. In der Stunde der größten Not hatte ich keine Mutter.” Von einer Vergewaltigung: „Dir habe ich nie etwas davon erzählt. Ich hatte kein Vertrauen.” Von dem Wunsch der Mutter, den eigenen Körper der Anatomie zu vermachen. „War das eine letzte Aggression gegen dich selbst? Ein letztes Zeichen für deine Kinder? Sollte es keinen Ort geben für eine mögliche Trauer? Du bist einfach verschwunden, hast dich in Luft aufgelöst wie deine Eltern in Treblinka.”
Himmelstraße, so heißt die Hauptstraße im Wiener Vorort Grinzing, auf der heute wie einst Scharen von Ausflüglern dem Heurigen entgegenziehen. Himmelstraße, so nannte die SS den Pfad, auf dem sie die Juden in Treblinka zu den Gaskammern trieb.
Als schließlich letztes noch lebendes Familienmitglied folgt die Autorin den Spuren ihrer Großeltern nach Treblinka, sie erlernt das Polnische, ihrer Mutter Sprache, die ihr durch deren Wiegenlieder „unter die Haut gekrochen” ist. Und sie zieht drastische Konsequenzen aus dem Familienerbe von der Mutter her, indem sie versucht, dem Alltag einer „trockenen Fotze” zu entgehen. Im Internet sucht sie nach Männern und nach Feuchtigkeit.
Man liest diese Familiengeschichte, trotz der Lesepausen, die sie erzwingt, in einem Zug. Es ist ein sehr konzentrierter Text mit vielen Ortswechseln und Zeitsprüngen, die einem keine Ruhe gönnen. Beim Lesen kann einem schnell der Kopf heiß werden, und die Hand, die das Buch hält, fühlt einen Widerspruch: Für die Schwere des Textes scheint er kurz und das Buch entsprechend leicht.
Erica Fischer ist mit sich und ihrer Familie in einer brutalen Offenheit umgegangen. Man spürt, wie sie sich unterwegs gefragt haben muss: Darf ich das schreiben? Der Verlag, hört man, habe den Text entschärft. Das Übriggebliebene ist sehr gut und reichlich. LORENZ BECKHARDT
ERICA FISCHER: Himmelstraße. Geschichte meiner Familie. Rowohlt Berlin, Berlin 2007. 251 Seiten, 19,90 Euro.
Erica Fischer Foto: Erik T. Hansen
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Wien, England, Treblinka: Erica Fischer, die Autorin von „Aimée und Jaguar”, erzählt jetzt ihre eigene, beklemmende Familiengeschichte
Man wünscht sich, dieses Buch wäre ein Roman, ein von vorne bis hinten erfundener Text, aber das ist nicht so. Es ist eine schmerzvoll erlebte und schmerzvoll zu lesende Geschichte, die bisweilen so weh tut, dass man das Buch nur kapitelweise aufnehmen kann, wie ein Durstiger mit verbrannten Lippen in großen Schlucken eine zu heiße Tasse Tee.
Mit Schmerzen beginnt auch der Text. Schmerzen, die die Autorin an Kopf, Nacken und Schultern spürt, als sie von Berlin aus versucht, ihren jüngeren Bruder anzurufen, der nach dem Tod der Mutter allein in der elterlichen Wohnung zurückgeblieben ist. Eine Cousine hat ihr berichtet, dass Paul verschwunden sei, spurlos verschwunden aus der Wiener Vorstadtwohnung, in der er die letzten Jahre mit der Mutter symbiotisch aufs engste verknotet überlebt hat.
Als die Schwester den Nachtzug von Berlin nach Wien nimmt, hat sie nur noch wenig Hoffnung, denn sie ahnt, was passiert ist. Paul hat sich vermutlich das Leben genommen. Was sonst hätte er auch tun können?
Erica Fischer, die Autorin zahlreicher Sachbücher, in denen sie aus dem Leben von Frauen, vielfach Jüdinnen, erzählt, hat nach dem Erfolg von „Aimée und Jaguar” nun mit „Himmelstraße” einen weiteren Schritt hin zur literarischen Erzählweise gemacht. Es scheint, als hätte sie mit den Lebensgeschichten anderer Frauen nur Anlauf genommen, um irgendwann bei sich selbst anzukommen.
Die Geschichte, die sie erzählt, ist ein Beispiel für das, was nach dem Krieg in vielen jüdischen Familien geschehen ist. Und doch ist sie einzigartig. Die Eltern kehren mit den Kindern Erica und Paul im Jahre 1948 aus dem englischen Exil nach Wien zurück, von wo sie die Nazis einst vertrieben haben. Mutter und Vater waren nach dem „Anschluss” Österreichs an Nazideutschland getrennt geflohen. Die Mutter, eine polnische Jüdin aus einer wohlhabenden Warschauer Familie, verdingte sich 1938 wie Tausende andere Jüdinnen aus dem Reich als Dienstmädchen in England. Der Vater, ein österreichischer Kommunist, kam wenig später nach.
Mit Kriegsbeginn wurde das Liebespaar erneut auseinander gerissen. Die Briten entwickelten unter dem deutschen Bombenhagel eine paranoide Angst vor Spionen und begannen auch erwiesenen Nazigegnern zu misstrauen. So landete der Vater irgendwann auf einem englischen Schiff, das ihn in ein Internierungslager nach Australien brachte. Der Briefwechsel der Eltern zwischen dem australischen Outback und London ist der Tochter erhalten geblieben, und er legt Zeugnis davon ab, welche Leidenschaft und Sehnsucht zwischen den beiden einmal war. Jedenfalls gab es zu der Zeit noch ausreichend Hoffnung und Liebe, um zwei Kindern genug davon für ein glückliches Leben mitzugeben.
Aber schon 1948 war das Familienglück fast aufgebraucht, als der Vater, ohne zu ahnen, was er anrichtete, seine Kinder und seine jüdische Frau zurück in seine österreichische Heimat nahm, angetrieben von der Hoffnung, ein neues Österreich aufbauen zu können, angelockt von einem zukunftssicheren Verwaltungsjob, den man ihm, dem Naziverfolgten und nunmehr rehabilitierten Revoluzzer, angeboten hatte.
Die menschenleere Wohnung, durch die sich die Autorin auf der Suche nach dem verschwundenen Bruder tastet, ist dieselbe, in die die Familie 50 Jahre zuvor eingezogen war, in einem Vorstadtquartier, das das sozialdemokratische „rote” Wien nach dem Krieg für seine Arbeiter errichtet hat.
Die Mutter erkaltete damals schnell in Gesellschaft derer, die ihre Eltern in Treblinka vergast hatten. Der Vater war bald nur mehr physisch anwesend, während er außerhalb der Familie weiterlebte. Paul verkümmerte zum Zuschauer, zum Ja-Sager und willenlosen Besitzstück der Mutter, der er Entschädigung war für die Lebensträume, die die Nazis ihr gestohlen hatten. Die Tochter schließlich stieg aus dem Familiendrama aus, als sie erkennen musste, dass es für sie nichts mehr zu holen gab. Dafür zahlte sie einen hohen Preis. „Ich habe nie gelernt zu lieben”, bekennt sie nach einer gescheiterten Ehe.
Als Konzentrat ihrer Mutterbeziehung veröffentlicht Erica Fischer zur Mitte des Textes einen langen Brief an die tote Mutter, vorgetragen bei deren Begräbnis. „Ach Mutter, nun bist du gestorben. Unser jahrzehntelanges Schweigen kann nun in alle Ewigkeit fortgesetzt werden.” Doch die Autorin schweigt nicht, sondern holt jetzt alles hervor. Sie berichtet von einer illegalen Abtreibung: „Damals ist etwas zerbrochen. In der Stunde der größten Not hatte ich keine Mutter.” Von einer Vergewaltigung: „Dir habe ich nie etwas davon erzählt. Ich hatte kein Vertrauen.” Von dem Wunsch der Mutter, den eigenen Körper der Anatomie zu vermachen. „War das eine letzte Aggression gegen dich selbst? Ein letztes Zeichen für deine Kinder? Sollte es keinen Ort geben für eine mögliche Trauer? Du bist einfach verschwunden, hast dich in Luft aufgelöst wie deine Eltern in Treblinka.”
Himmelstraße, so heißt die Hauptstraße im Wiener Vorort Grinzing, auf der heute wie einst Scharen von Ausflüglern dem Heurigen entgegenziehen. Himmelstraße, so nannte die SS den Pfad, auf dem sie die Juden in Treblinka zu den Gaskammern trieb.
Als schließlich letztes noch lebendes Familienmitglied folgt die Autorin den Spuren ihrer Großeltern nach Treblinka, sie erlernt das Polnische, ihrer Mutter Sprache, die ihr durch deren Wiegenlieder „unter die Haut gekrochen” ist. Und sie zieht drastische Konsequenzen aus dem Familienerbe von der Mutter her, indem sie versucht, dem Alltag einer „trockenen Fotze” zu entgehen. Im Internet sucht sie nach Männern und nach Feuchtigkeit.
Man liest diese Familiengeschichte, trotz der Lesepausen, die sie erzwingt, in einem Zug. Es ist ein sehr konzentrierter Text mit vielen Ortswechseln und Zeitsprüngen, die einem keine Ruhe gönnen. Beim Lesen kann einem schnell der Kopf heiß werden, und die Hand, die das Buch hält, fühlt einen Widerspruch: Für die Schwere des Textes scheint er kurz und das Buch entsprechend leicht.
Erica Fischer ist mit sich und ihrer Familie in einer brutalen Offenheit umgegangen. Man spürt, wie sie sich unterwegs gefragt haben muss: Darf ich das schreiben? Der Verlag, hört man, habe den Text entschärft. Das Übriggebliebene ist sehr gut und reichlich. LORENZ BECKHARDT
ERICA FISCHER: Himmelstraße. Geschichte meiner Familie. Rowohlt Berlin, Berlin 2007. 251 Seiten, 19,90 Euro.
Erica Fischer Foto: Erik T. Hansen
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Erica Fischers Geschichte ihrer eigenen Familie ist Lorenz Beckhardt sichtlich nahe gegangen. Das Buch scheint ihm so schmerzhaft und beklemmend, dass er sich wünschte, es handelte sich dabei um einen Roman. Ausführlich berichtet er über die Familiengeschichte der Fischers, betrachtet sie als ein Beispiel für das, was nach dem Krieg in vielen jüdischen Familien geschehen ist, und hält sie doch für einzigartig. Schwer erträglich findet er die Schilderung von Erstarrung, Sprachlosigkeit und Schweigen der Familie nach ihrer Rückkehr nach Wien 1948. Er attestiert der Autorin eine "brutale Offenheit" im Umgang mit sich und ihrer Familie. Dabei habe der Verlag, so weiß er zu berichten, den Text noch entschärft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein sehr spannendes und bisweilen auch verstörendes Stück Erinnerungsliteratur. Brigitte