Christian Studer - Verdingbub: »Im Alter von zehn Jahren wurde ich zu einer Pflegefamilie auf den Längenberg (Hügelzug über dem Gürbetal) gebracht, als willkommene Arbeitskraft und Schuhabtreter für die Familie und Nachbarn ... Bis zum zwanzigsten Lebensjahr war ich im Sommer Knecht beim eigenen Vater auf der Alp.Wichtig in meinem Buch ist, dass ich keiner einzigen Personetwas Übles nachrede, ihr Schlechtes wünsche und niemandem, den ich namentlich nenne, in irgendeiner Form zu nahetreten will. Im Gegenteil: Vielen bin ich dankbar, dass sie uns unter diesen schwierigen Verhältnissen immer…mehr
Christian Studer - Verdingbub: »Im Alter von zehn Jahren wurde ich zu einer Pflegefamilie auf den Längenberg (Hügelzug über dem Gürbetal) gebracht, als willkommene Arbeitskraft und Schuhabtreter für die Familie und Nachbarn ... Bis zum zwanzigsten Lebensjahr war ich im Sommer Knecht beim eigenen Vater auf der Alp.Wichtig in meinem Buch ist, dass ich keiner einzigen Personetwas Übles nachrede, ihr Schlechtes wünsche und niemandem, den ich namentlich nenne, in irgendeiner Form zu nahetreten will. Im Gegenteil: Vielen bin ich dankbar, dass sie uns unter diesen schwierigen Verhältnissen immer wieder geholfen haben. Klar gab es auch viel Unschönes, aber wo gab es dies nicht? Jenen, die heute noch lachen und sich über meine Verdingkindzeit lustig machen, möchte ich mit diesem Buch aufzeigen, dass ich mich gerade trotz dieser schwierigen Zeit in keiner Art und Weise verstecken muss.«
Meine ersten Lebensjahre ab 1947 verbrachte ich in Steffisburg, Berner Oberland. Die Vor- und Schulzeit war turbulent, mein Weg war von Anfang an steinig und mühsam. Im Alter von zehn Jahren wurde ich zu einer Pflegefamilie auf den Längenberg (Hügelzug über dem Gürbetal) gebracht, als willkommene Arbeitskraft und Schuhabtreter für die Familie und Nachbarn. Die Flucht zu meinen Eltern im Jahr 1959 konnte diese Situation auch nicht ändern. Nur wenige Tage später wurde ich zu einer neuen Pflegefamilie gebracht. Dies war am Anfang sehr gut gegangen und ich fühlte mich in Amsoldingen bei Thun wohl, aber schon nach wenigen Monaten änderte sich alles. Ich war nun ein Verdingter, ein Pflegbub. Ich wurde von den Schulkameraden gehänselt und geschlagen, womit ich nicht umgehen konnte. Darum gab es oft heftigen Streit und Schlägereien auf dem Schulweg. Mein Vater holte mich im Frühjahr 1962 zu sich auf die Alp ins Kiental, was vorerst erfreulich tönt, aber in Wahrheit eigentlich das bisherige bei weitem übertraf. Das Arbeitspensum wurde um ein Mehrfaches erhöht, die Schule nur Nebensache. Bis zum zwanzigsten Lebensjahr war ich im Sommer Knecht beim eigenen Vater auf der Alp. Im Herbst 1967 verliess ich meine Eltern und musste wirklich bei null anfangen ...
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