142,99 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in über 4 Wochen
  • Gebundenes Buch

Hindenburg: Power, Myth, and the Rise of the Nazis reveals how a previously little-known general, whose career to normal retirement age had provided no real foretaste of his heroic status, became a national icon and living myth in Germany after the First World War, capturing the imagination of millions.
Target group: Students, scholars, and general readers interested in European history and the rise of the Nazis.

Produktbeschreibung
Hindenburg: Power, Myth, and the Rise of the Nazis reveals how a previously little-known general, whose career to normal retirement age had provided no real foretaste of his heroic status, became a national icon and living myth in Germany after the First World War, capturing the imagination of millions.

Target group: Students, scholars, and general readers interested in European history and the rise of the Nazis.
Autorenporträt
Anna von der Goltz (née Menge) was born in Freiburg in 1978 and grew up in Bremen, Germany. She moved to Britain in 1997 to study History, first at the University of Sussex and then at Oxford University. In 2006, she took up a Junior Research Fellowship at Magdalen College, Oxford. Anna von der Goltz won the German History Society Essay Prize in 2006 and was awarded the prestigious Fraenkel Prize in 2008 for her work on the Hindenburg myth. Since 2007, she has been a contributor to the research project 'Around 1968: Activism, Networks, Trajectories' funded by the AHRC and the Leverhulme Trust.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.02.2010

Sie liebten ihn alle
Anna von der Goltz bringt Neues zum Mythos Hindenburg
Nachdem Jahrzehnte lang keine oder fast keine Rede von Hindenburg war, erfreut sich der Generalfeldmarschall des Ersten Weltkrieges und Präsident der Weimarer Republik seit einigen Jahren vermehrter Aufmerksamkeit der Historiker. Wolfram Pytas monumentale Biografie (SZ vom 9. Oktober 2007) und Jesko von Hoegens Monografie zum Hindenburgkult (2007) haben die Aufmerksamkeit bereits auf den sagenumwobenen Weltkriegshelden und dann oft als „Steigbügelhalter Hitlers” kritisierten Präsidenten der Republik gelenkt.
Nun folgt ein Buch zum selben Thema von einer deutschen Autorin in englischer Sprache. Das Buch von Anna von der Goltz, Forscherin am Oxforder Magdalen College, ist auch hier anzuzeigen, weil es zum Teil ganz neue Einsichten zum Hindenburg-Mythos birgt, die die Forschung zur Weimarer Republik insgesamt weiter bringen können.
Pyta, Hoegen und andere haben auf die propagandistische Inszenierung des Hindenburg-Mythos bereits seit dem ungeheuren Kult um den „Sieger von Tannenberg” im Herbst 1914 hingewiesen, einem Kult, der zeitweilig das wichtigste Element der deutschen Inlands-Propaganda im Weltkrieg wurde. Anna von der Goltz weist demgegenüber zu Recht auf die ganz besondere Kraft dieses Mythos hin, der aus Hindenburgs echter Popularität und deshalb: Überparteilichkeit entstanden sei. Daraus entstand eine geringe Determiniertheit des Mythos, der jederzeit neue Formen annehmen und neu inszeniert werden konnte. Der echte Volksheld wird im Zeitalter der Massenpropaganda zu einem Vehikel beliebiger Instrumentalisierung. Aber nicht alles war beliebig machbar, und eine der interessanten neuen Beobachtungen der Autorin liegt in der Beschreibung des relativen Abflauens des Hindenburg-Kultes in der Zeit des „Steckrüben-Winters” 1916/17, als die Deutschen kollektiv das Hungern lernten.
Umso wichtiger war, dass Hindenburg in der Folge zweifellos als „überparteiliche” Identifikationsfigur erhalten blieb. Das war der wichtigste Grund, weshalb sein Charisma auch in der Niederlage Bestand hatte, ja, wie die Autorin wohl zu Recht meint, sogar noch verstärkt wurde. Selbst ein prominenter Sozialdemokrat wie Albert Grzesinski – später Berliner Polizeipräsident und preußischer Innenminister und als solcher eine Hassfigur der extremen Rechten – betonte kurz nach der Niederlage, dass Hindenburg, im Unterschied zu Wilhelm II., Ludendorff und anderen, das Volk nicht in Stich gelassen habe und deshalb allen Deutschen ans Herz gewachsen sei. Auch Theodor Wolff, Herausgeber des linksliberalen Berliner Tageblatts, sprach zu jenem Zeitpunkt vom Volk, das immer zu Hindenburg halten werde.
Deshalb wurde Hindenburg bereits 1919 von der bürgerlichen Linken, namentlich der DVP, als möglicher Reichspräsident ins Gespräch gebracht, mit der Begründung, dass er als einziger die Masse hinter sich habe. Dies war zwar den Experten schon bekannt, hat aber in der allgemeinen Geschichte der Weimarer Republik noch keinen Widerhall gefunden. Selbstverständlich hat Anna von der Goltz recht, diese Massenpopularität des Kriegshelden auch nach dem Krieg in direkten Bezug zu setzen mit Manipulation und Inszenierung durch die Rechte. Hindenburgs Reise nach Berlin, wo er vor dem Untersuchungsausschuss über die Gründe der Niederlage aussagen sollte, wurde zu einem Triumphzug mit Massenversammlungen an allen Stationen. Und seine dann vor dem Ausschuss formulierte berühmt-berüchtigte These, dass das deutsche Heer nicht vom Feinde, sondern vom „Dolchstoß” der Heimat bezwungen worden sei, erhielt natürlich durch die Massenloyalität gegenüber dem Generalfeldmarschall einen geradezu aporetischen und für die Zukunft der Republik sehr schädlichen Charakter.
Wie aber ist das Verhältnis von Massenloyalität, von ungebrochener Verehrung nahezu aller Deutschen gegenüber dem Helden Hindenburg zu vereinbaren mit den gezielten Manövern der politischen Rechten, ihn für ihre Zwecke einzuspannen? Zumal ja auch Hindenburg selber vor rechtslastigen Aktivitäten nicht zurückschreckte? Die Autorin hat hier eine vielleicht überscharfe These, nämlich dass Hindenburgs Bereitschaft, sich für nationalistische Ziele einzusetzen, dazu geführt habe, dass er seine Rolle als ruhender Pol der Gesellschaft eingebüßt habe. Allerdings wird man kaum sagen können, dass Hindenburgs Wahl zum Reichspräsidenten nach dem Tode Friedrich Eberts ein Manöver der Rechten gewesen ist, und noch weniger natürlich seine Wiederwahl gegen Hitler, 1932, wo er der Linken und der Mitte als einzige Alternative zur nationalistischen Flut erschien. Die Kraft des Hindenburg-Mythos, das zeigt diese Studie genau so wie die Werke von Pyta und Hoegen, blieb über die ganze Zeit der Weimarer Republik trotz aller Bemühungen der Rechten, ihn zu instrumentalisieren, ungebrochen.
Tatsächlich war die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten im März/April 1925 das vielleicht emblematischste Ereignis der Geschichte der Weimarer Republik. Und diese neue Studie zeigt noch besser als die Vorläufer, wieso das so war: Es war nicht nur die massive Kampagne der Rechten, die aus dem (unverdient, aber einhellig so angesehenen) Kriegshelden den höchsten Repräsentanten einer Republik machte, die noch keineswegs eindeutig nach rechts gekippt war. Hinzu kam die in diesem Buch ausführlich und innovativ beschriebene Selbstinszenierung des „unpolitischen” Übervaters Hindenburg, etwa durch einen – bislang unbekannten – Einsatz des damals absolut neuen Mediums Radio und Hindenburg-Filme. Wie Anna von der Goltz zu Recht (im Anschluss an eine entlegene Studie von Jürgen Falter) hervorhebt, wurde Hindenburg vor allem von Frauen und traditionellen Nicht-Wählern auf den Schild gehoben, wobei man keineswegs nur von rechtsgerichteten Frauen sprechen kann: von den 3,5 Millionen Neuwählern wählten 3 Millionen den Kandidaten Hindenburg. Nichts kann deutlicher die Popularität des „Helden von Tannenberg” zeigen, als diese Wahlergebnisse und die absolute Massenbegeisterung, als Hindenburg nach der Wahl nach Berlin kam. Das ist noch nie so umfassend und tiefenscharf dargestellt worden wie in dieser Studie.
Nein, Hindenburg war keine antidemokratische Galionsfigur, auch wenn er aus seiner konservativen, im Grunde anti-demokratischen Haltung kein Hehl machte. Sicherlich wurde am Mythos auch „gestrickt”, die Beispiele dafür, wie die Rechte die Popularität „ihres” Hindenburg auszunutzen suchte, sind auch in diesem Buch Legion; doch erklären diese Aktivitäten nicht die überwältigende Zustimmung, die er über die ganze Republikzeit hinweg aus allen Schichten der Bevölkerung erhielt. Lapidar stellt Anna von der Goltz fest, dass auch die Republikaner Hindenburg verehrten und liebten, und dass er sich ja auch tatsächlich nicht gegen die Republik stellte, der er doch treu diente, solange es ging. Hindenburg hat in den Jahren 1925 bis 1932 weitaus weniger zur Anwendung des Ausnahme-Artikels 48 der Verfassung gegriffen, als dies sein Vorgänger Ebert getan hatte und wohl auch hatte tun müssen. Auch war Hindenburg nicht bereit, die Kampagne der Rechten gegen den Young-Plan zu „akkreditieren”, was ihm hassvolle Abneigung der Nazis einbrachte. Was dann in der Auflösungszeit der Republik geschah und mit ihm gemacht wurde, ist tatsächlich eine andere Geschichte.
Und so hat die Autorin auch zweifellos recht, darauf zu insistieren, dass Hindenburgs 80. Geburtstag am 2. Oktober 1927 zu einem immensen und authentischen Volksfest wurde. Wichtiger noch ist ihre klare These gegen einen der etabliertesten Topoi der Geschichte der Weimarer Republik: Die Linke hat sich 1932 keineswegs für Hindenburg entschieden, weil sie keine Alternative hatte. Er war keine reine „Verlegenheitslösung”. Die Linke und die Mitte haben sich hinter Hindenburg gegen den Hitlerismus versammeln können, weil der Held von Tannenberg auch nach wie vor ihr eigener Held war.
Abschließend handelt das Buch von der „Nazifizierung” des Hindenburg-Mythos seit 1933, wenn auch recht kursorisch. Beim Lesen dieses Abschnitts stellt sich allerdings die Gegenfrage, ob nicht eher Hitler „hindenburgifiziert” worden ist. Jedenfalls hat Hitler sorgsam darauf geachtet, sich den Mythos des Helden von Tannenberg in jeder Form zu Nutze zu machen, hatte er doch ein sehr feines Gespür für nachhaltige Popularität. Erwähnt sei noch, dass die Arbeit schließlich, leider viel zu knapp, auch auf den BRD- und DDR- Hindenburg zu sprechen kommt.
Das Buch von Anna von der Goltz zeigt implizit die überragende Bedeutung, die das Trauma der nicht bewältigten Niederlage von 1918 für die deutsche Geschichte hatte. Es lädt ein zum Weiterdenken und -forschen. Es hätte diesem Buch auch nicht geschadet, wenn es sich offen darauf eingelassen hätte, selber ein Beitrag zur Forschung und nichts absolut Neues zu sein; es war durchaus überflüssig, die Arbeiten der „Konkurrenten” so weit wie irgend möglich zu verschweigen oder in recht giftigen Fußnoten zu zeigen, dass sie allesamt nichts taugen. Insgesamt jedoch bringt dieses Buch wichtige neue Einsichten. Es zeigt wie keine Arbeit zuvor die Dynamik und allgemeine Gültigkeit des Hindenburg-Mythos als des wohl wichtigsten Konsensfaktors der Weimarer Republik. GERD KRUMEICH
ANNA VON DER GOLTZ: Hindenburg. Power, Myth, and the Rise of the Nazis. Oxford University Press, Oxford 2009. 325 Seiten, 30,– brit. Pfund.
Hitlers „Steigbügelhalter” wurde auch von den Freunden der Demokratie verehrt und gewählt
Der Hindenburg-Mythos war der wohl wichtigste Konsensfaktor der Weimarer Republik
Paul von Hindenburg, umjubelt 1925 in Berlin nach der Wahl zum Reichspräsidenten. Foto: Scherl/SZ-Photo
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr