„Meine Eltern dachten nie daran, ein Feenkind zu bekommen, auch erhofften sie sich nie, einer Prinzessin das Leben zu schenken. Sie haben sich nie an gestohlenem Rapunzel gelabt oder Fremde zu Rätselspielen im Mondlicht aufgefordert; sie haben nie die Tiefen verwunschener Seen durchwühlt, um Prinzen
zu finden, die in Frösche verwandelt worden waren, noch suchten sie in schattigen Wäldern nach…mehr„Meine Eltern dachten nie daran, ein Feenkind zu bekommen, auch erhofften sie sich nie, einer Prinzessin das Leben zu schenken. Sie haben sich nie an gestohlenem Rapunzel gelabt oder Fremde zu Rätselspielen im Mondlicht aufgefordert; sie haben nie die Tiefen verwunschener Seen durchwühlt, um Prinzen zu finden, die in Frösche verwandelt worden waren, noch suchten sie in schattigen Wäldern nach Einhörnern.“
(S.93)
Geschichten zu erzählen gehört zu uns Menschen dazu, wie das Atmen. Schon immer wurden Geschichten erzählt. Mal um Wunder oder noch nicht verstandenes zu erklären. Mal um schneller träumen zu können.Um sich die Zeit des Aufwärmens schöner zu gestalten. Oder um einen besseren Zusammenhalt des Volkes zu gewährleisten. Doch in unserer modernen Zeit, wo die meisten Wunder als erforscht gelten, die Zeit des Schlafes immer kürzer wird, wir Heizungen haben und wir immer mehr auseinander driften, sind viele Märchen in Vergessenheit geraten und das Geschichten erzählen ist dem schnellen Buchkonsum gewichen.
Dieses wunderschön gestaltete Buch (im Taschenbuchformat hat es sogar schöne Zeichnungen auf jeder Seite) aus dem Hause Drachenmond- Verlag, Heimat von vielen wunderschönen Büchern, lädt dich dazu ein, Geschichten zu lauschen und zu träumen. Aber erwarte nicht nur schöne, romantische Träume. Das Cover verrät es schon. Es wird düster. Aber auch nachdenklich. Humorvoll. Während des Lesens rennt man mit einem Wolf, wird gefressen, verwandelt sich, spielt Harfe bis einem die Finger bluten, verliebt sich und verliert sich immer tiefer in Welten, die einem, wie bei einem Déjà- vu bekannt vorkommen.
Viele verschiedene Autoren wurden hier von Christian Handel versammelt, um mit ihren verschiedenen Schreibstilen den Brauch des Geschichtenerzählens zu neuem Leben zu erwecken. Dabei wurden altbekannte, so wie völlig neue Märchen benutzt, um neue Geschichten zu erzählen. Jeder wird hier wohl seine Geschichte finden können. Ich selbst kann mich jedoch nicht wirklich für eine Geschichte entscheiden. Jedesmal wenn ich denke, dass ich meinen Favoriten gefunden habe, überlege ich es mir anders, denn eigentlich hat jede einzelne etwas, was für sie spricht. Und so kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.
„Mein Schädel wird dir Geschichten erzählen, bis du deine Augen wieder schließen, bis du still sein kannst.Bis du lauschen kannst.“ (S.93)