Wenn man von Moskau aus acht Stunden in Richtung Osten fliegt, ist man immer noch in Russland. Hier, in Wladiwostok, wo Berlin eine halbe Erdumrundung entfernt ist, beginnen Katerina Poladjan und Henning Fritsch eine Abenteuerreise, die sie bis zur chinesischen Grenze führt, ins große unbekannte Land zwischen Baikalsee und Pazifik. Sie erleben das extreme Klima, lassen sich überwältigen von der Endlosigkeit der verschneiten Steppe vor den Zugfenstern der Transsibirischen Eisenbahn, tauchen ein in eine wundersame Welt hinter dem Ural, seit Jahrhunderten ein Ort der Verbannung und der Sehnsucht.
"Hinter Sibirien" ist ein ungewöhnliches Reisebuch und ein ebenso persönliches: Die gebürtige Russin Katerina Poladjan entdeckt mit ihrem deutschen Ehemann Henning Fritsch Russisch- Fernost, begegnet einer redseligen Mammutwärterin, schweigsamen Fellmützenträgern und imposanten Etagendamen, feiert den Tag der Frau mit blauem Bier und russischer Karaoke und erfüllt sich am Ende einen Traum: einmal auf dem Eis des gefrorenen Baikalsees stehen, unter sich das tiefste Binnengewässer der Erde. - Von ihren Erlebnissen im fernen und fremden Sibirien erzählen Katerina Poladjan und Henning Fritsch mit Humor und Feingefühl.
"Hinter Sibirien" ist ein ungewöhnliches Reisebuch und ein ebenso persönliches: Die gebürtige Russin Katerina Poladjan entdeckt mit ihrem deutschen Ehemann Henning Fritsch Russisch- Fernost, begegnet einer redseligen Mammutwärterin, schweigsamen Fellmützenträgern und imposanten Etagendamen, feiert den Tag der Frau mit blauem Bier und russischer Karaoke und erfüllt sich am Ende einen Traum: einmal auf dem Eis des gefrorenen Baikalsees stehen, unter sich das tiefste Binnengewässer der Erde. - Von ihren Erlebnissen im fernen und fremden Sibirien erzählen Katerina Poladjan und Henning Fritsch mit Humor und Feingefühl.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2017Wo, bitte, geht's nach Blagoweschtschensk?
Alle reisen immer irgendwohin. So jedenfalls wirkt es an Flughäfen und Bahnhöfen; sie ziehen in die Ferne, suchen das Exotische - doch nur wenige landen in Primorje, dem russischen Landstrich am Pazifik, hinter Sibirien. Dabei gibt es dort Jugendstilbauten und Holzhäuser, wilde Natur mit Tiger und Bär, große Flüsse und endlose Weite. Es lohnt sich. Dorthin aufgemacht haben sich Katerina Poladjan und Henning Fritsch, ihre Reise nach Russisch-Fernost ist nun als Buch erschienen. Nach dem längsten Inlandsflug der Welt, acht Stunden von Moskau nach Wladiwostok, brechen sie auf nach Westen, zum Baikalsee, und natürlich reisen sie mit der Transsibirischen Eisenbahn. Poladjan ist in Moskau geboren, ihr Ehemann Fritsch stammt aus Kassel. Sie schreiben abwechselnd, und jeweils nach ein paar Sätzen ist auch ohne wechselnde Typographie klar, wer gerade an der Reihe ist. Die Russin trifft auf Bekanntes, der Deutsche auf das Fremde. Das Autorenpaar erforscht Orte wahrhaft exotischer Namen. Wer kennt schon Chabarowsk mit seinen Amurvölkerschaften, ganz zu schweigen von Blagoweschtschensk. Von überall liefern die beiden kurz skizzierte Porträts ihrer Reisebekanntschaften. Sie schildern den Alltag und befragen die Menschen nach Politik und Putin, feiern mit blauem Bier und suchen - wenngleich meist vergeblich - die Natur. Geschichte und Literatur werden wie nebenbei erzählt. Das entlässt den Leser klüger als vor der Lektüre. Am Ende stehen die Autoren auf dem gefrorenen Baikalsee, Katerina Poladjan erinnert sich an die berührende Szene eines Werner-Herzog-Films, in der Menschen übers Eis kriechen, um versunkene Glocken zu hören. Um gleich aufzuklären, Herzog habe in Ermangelung von Pilgern dafür Betrunkene angeheuert, die sich schlicht nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Bei aller Erdenschwere zieht sich eine erzählerische Leichtigkeit durch das Buch. Auch wenn es um die Frage nach Glück und Unglück geht. Da lassen sie einen turkmenischen Koch am Baikalsee philosophieren, die am meisten unglücklichen Menschen seien jene, die wahres Unglück gar nicht erlebt hätten. Also darf jeder auf seine eigene Weise unglücklich sein. So viel russische Seele muss dann doch sein.
bär
"Hinter Sibirien. Eine Reise nach Russisch-Fernost" von Katerina Poladjan und Henning Fritsch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016. 268 Seiten, einige Fotos. Gebunden, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alle reisen immer irgendwohin. So jedenfalls wirkt es an Flughäfen und Bahnhöfen; sie ziehen in die Ferne, suchen das Exotische - doch nur wenige landen in Primorje, dem russischen Landstrich am Pazifik, hinter Sibirien. Dabei gibt es dort Jugendstilbauten und Holzhäuser, wilde Natur mit Tiger und Bär, große Flüsse und endlose Weite. Es lohnt sich. Dorthin aufgemacht haben sich Katerina Poladjan und Henning Fritsch, ihre Reise nach Russisch-Fernost ist nun als Buch erschienen. Nach dem längsten Inlandsflug der Welt, acht Stunden von Moskau nach Wladiwostok, brechen sie auf nach Westen, zum Baikalsee, und natürlich reisen sie mit der Transsibirischen Eisenbahn. Poladjan ist in Moskau geboren, ihr Ehemann Fritsch stammt aus Kassel. Sie schreiben abwechselnd, und jeweils nach ein paar Sätzen ist auch ohne wechselnde Typographie klar, wer gerade an der Reihe ist. Die Russin trifft auf Bekanntes, der Deutsche auf das Fremde. Das Autorenpaar erforscht Orte wahrhaft exotischer Namen. Wer kennt schon Chabarowsk mit seinen Amurvölkerschaften, ganz zu schweigen von Blagoweschtschensk. Von überall liefern die beiden kurz skizzierte Porträts ihrer Reisebekanntschaften. Sie schildern den Alltag und befragen die Menschen nach Politik und Putin, feiern mit blauem Bier und suchen - wenngleich meist vergeblich - die Natur. Geschichte und Literatur werden wie nebenbei erzählt. Das entlässt den Leser klüger als vor der Lektüre. Am Ende stehen die Autoren auf dem gefrorenen Baikalsee, Katerina Poladjan erinnert sich an die berührende Szene eines Werner-Herzog-Films, in der Menschen übers Eis kriechen, um versunkene Glocken zu hören. Um gleich aufzuklären, Herzog habe in Ermangelung von Pilgern dafür Betrunkene angeheuert, die sich schlicht nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Bei aller Erdenschwere zieht sich eine erzählerische Leichtigkeit durch das Buch. Auch wenn es um die Frage nach Glück und Unglück geht. Da lassen sie einen turkmenischen Koch am Baikalsee philosophieren, die am meisten unglücklichen Menschen seien jene, die wahres Unglück gar nicht erlebt hätten. Also darf jeder auf seine eigene Weise unglücklich sein. So viel russische Seele muss dann doch sein.
bär
"Hinter Sibirien. Eine Reise nach Russisch-Fernost" von Katerina Poladjan und Henning Fritsch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016. 268 Seiten, einige Fotos. Gebunden, 19,95 Euro.
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Ein so persönlicher wie humorvoller Reisebericht. GEO Saison