Wenn Wände sprechen könnten! Schicksalhafte Begegnungen, Schauplätze für Liebe, Mord und politische Intrige - an keinem anderen Ort kommt es zu so unterschiedlichen historischen Momenten wie hinter den Türen großer Hotels. Frank Sinatra zahlte für seine Suite im Waldorf Astoria eine Million Dollar. Enrico Caruso überlebte im Palace Hotel in San Francisco das große Erdbeben 1906. Robert Kennedy lief im Ambassador in Los Angeles seinem Mörder in die Arme. Kaiserin Elisabeth starb nach einem Attentat im Genfer Hotel Beau-Rivage. Prinzessin Diana verbrachte ihre letzten Stunden im Ritz in Paris. Hitler feierte im Imperial Österreichs "Anschluss§. Arthur Schnitzler verband im Thalhof eine Romanze mit der Hotelierfrau Olga Waissnix. Oscar Wilde wurde im Cadogan Hotel in London verhaftet. Bestsellerautor Georg Markus erzählt 40 außergewöhnliche Geschichten und verbindet sie mit den Geschichten legendärer Hotels - spannend, informativ und zuweilen äußerst amüsant.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2017Der Tod des Predigers und die Liebe im Hotel
Gerade erst hatte Martin Luther King eine seiner umjubelten Reden gehalten. "Wie jeder andere würde ich gerne lange leben", hat er darin erklärt. "Aber darum bin ich jetzt nicht besorgt." Einen Tag später, am 4. April 1968, steht er in Memphis auf dem Balkon von Zimmer 306 des Lorraine Motel. Er will zum Abendessen aufbrechen, als ihn ein Schuss schwer verletzt. Wenig später stirbt er in einem nahe gelegenen Spital. In seinem Buch "Hinter verschlossenen Türen - Menschen im Hotel" betrachtet der Wiener Feuilletonist Georg Markus die großen und kleineren Herbergen dieser Welt vor allem als eines: Tatorte. Dazu reiste er spektakulären Verbrechen, Kriminalfällen, aber auch Liebesgeschichten hinterher. Er erzählt von Yves Montand und Simone Signoret, die sich 1949 auf der Terrasse der Colombe d'Or in Saint-Paul-de-Vence kennengelernt haben, und schildert, wie man Oscar Wilde 1895 im Londoner Cadogan-Hotel verhaftete, um ihn wegen Unzucht vor Gericht zu bringen. Prominent auch der Gast Adolf Hitler, der am 14. März 1938 im Wiener Hotel Imperial eincheckte - eine luxuriöse Adresse für jemanden, der bei seinem letzten Besuch in der Stadt noch in einem Männerheim in der Vorstadt untergekommen war. Tags darauf, kurz nachdem sich Österreich in die Arme des Führers geworden hatte, hielt er seine legendäre Rede am Heldenplatz. Je nach Thema breitet Georg Markus die Geschichten ernst oder unterhaltsam aus. Die Besitzer des Lorraine Motel in Memphis haben das Zimmer, in dem Martin Luther King übernachtet hatte, und den danebenliegenden Raum nie wieder vermietet: als Geste des Respekts. Heute ist das Hotel ein Museum.
aber
"Hinter verschlossenen Türen - Menschen im Hotel" von Georg Markus. Amalthea Verlag, Wien 2016. 303 Seiten, zahlreichen Schwarzweißfotos. Gebunden, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gerade erst hatte Martin Luther King eine seiner umjubelten Reden gehalten. "Wie jeder andere würde ich gerne lange leben", hat er darin erklärt. "Aber darum bin ich jetzt nicht besorgt." Einen Tag später, am 4. April 1968, steht er in Memphis auf dem Balkon von Zimmer 306 des Lorraine Motel. Er will zum Abendessen aufbrechen, als ihn ein Schuss schwer verletzt. Wenig später stirbt er in einem nahe gelegenen Spital. In seinem Buch "Hinter verschlossenen Türen - Menschen im Hotel" betrachtet der Wiener Feuilletonist Georg Markus die großen und kleineren Herbergen dieser Welt vor allem als eines: Tatorte. Dazu reiste er spektakulären Verbrechen, Kriminalfällen, aber auch Liebesgeschichten hinterher. Er erzählt von Yves Montand und Simone Signoret, die sich 1949 auf der Terrasse der Colombe d'Or in Saint-Paul-de-Vence kennengelernt haben, und schildert, wie man Oscar Wilde 1895 im Londoner Cadogan-Hotel verhaftete, um ihn wegen Unzucht vor Gericht zu bringen. Prominent auch der Gast Adolf Hitler, der am 14. März 1938 im Wiener Hotel Imperial eincheckte - eine luxuriöse Adresse für jemanden, der bei seinem letzten Besuch in der Stadt noch in einem Männerheim in der Vorstadt untergekommen war. Tags darauf, kurz nachdem sich Österreich in die Arme des Führers geworden hatte, hielt er seine legendäre Rede am Heldenplatz. Je nach Thema breitet Georg Markus die Geschichten ernst oder unterhaltsam aus. Die Besitzer des Lorraine Motel in Memphis haben das Zimmer, in dem Martin Luther King übernachtet hatte, und den danebenliegenden Raum nie wieder vermietet: als Geste des Respekts. Heute ist das Hotel ein Museum.
aber
"Hinter verschlossenen Türen - Menschen im Hotel" von Georg Markus. Amalthea Verlag, Wien 2016. 303 Seiten, zahlreichen Schwarzweißfotos. Gebunden, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main