Max Slevogts Gemälde "Der Ritter und die Frauen" (1903) polarisierte die zeitgenössischen Kunstkritiker ungemein. Eines blieb jedoch (bis heute) weitesgehend unberücksichtigt: der Bildgegenstand. In der vorliegenden Untersuchung wird daher erstmals die literarische Quelle des Bildmotivs identifiziert und durch einen Bild-Text-Vergleich gestützt. Im Ergebnis muß nicht nur der bisher angenommene Bildsinn revidiert und das Werk als eine allegorische Darstellung des Kampfes der Tugend gegen das Laster verstanden werden. Darüber hinaus wird durch diese Interpretation ein mögliches Movens des als "religiös, sittenrein" geltenden sächsischen Königs Friedrich August III. sichtbar, den Ankauf des Werkes für die öffentlich zugängliche Königliche Gemäldesammlung entgegen moralischer Einwände freizugeben.