Die zu der Sammlung der hippokratischen Schriften gehörende Abhandlung nimmt im Corpus eine Sonderstellung ein, da sie mit ziemlicher Sicherheit einem bestimmten Autor zugewiesen werden kann: Polybos, dem Schüler und Schwiegersohn des Hippokrates. In der Auseinandersetzung mit monistischen Auffassungen, die in der zeitgenössischen Philosophie und Medizin verbreitet waren, entwirft der Autor, seinerseits in Anlehnung an philosophische Vorbilder, als medizinisches Konzept ein Vier-Säfte-Schema, nach dem Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle die wesentlichen Bestandteile des menschlichen Körpers bilden. Diese Theorie ist in der Folgezeit zur Grundlage der humoralbiologischen Vorstellungen geworden. Die in ihrer Thematik nicht einheitliche Schrift, die in das letzte Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu datieren ist, schließt mit einem Abschnitt, der Grundsätze der gesunden Lebensweise behandelt. Die 2. Auflage der Edition ist ein Nachdruck der Erstveröffentlichung von 1975. Durch umfangreiche Addenda et corrigenda wird dem aktuellen Forschungsstand Rechnung getragen. Über den Editor: Jacques Jouanna ist Professor für Gräzistik an der Sorbonne, Paris. Durch seine zahlreichen Publikationen und Textausgaben hat er sich als Spezialist auf dem Gebiet der hippokratischen Medizin ausgewiesen.