Der Makel scheint ihm auf die Stirn geschrieben, sein Schicksal unausweichlich. Doch Chanwaz, Sohn einer muslimischen Tänzerin und Prostituierten in Lahore, wird der bekannteste Maler Pakistans. 'Hira Mandi' erzählt diese ungeheuerliche - auf einem wahren Leben beruhende - Geschichte und die Biographie eines unruhigen Landes.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In journalistischer Hinsicht ist Claudine Le Tourneur d'Ison ihr "orientalischer Bildungsroman" gelungen, befindet der Rezensent Florian Welle. "Hira Mandi" ist die auf Tatsachen beruhende Geschichte des jungen Chanwaz (Vorbild ist der regierungskritische pakistanische Maler Iqbal Hussain), der im Vergnügungsviertel von Lahore als Sohn einer Kurtisane aufwächst und sowohl innerhalb und außerhalb seines Viertels völlig perspektivlos ist, bis er die Malerei entdeckt, mit der sich ihm allmählich die Welt der Kunst eröffnet. Le Tourneur d'Isons Stärke liegt in den Augen des Rezensenten in der Verquickung von Chanwaz' Leben mit der pakistanischen Geschichte und in ihren gelungenen zeitgeschichtliche Skizzen. In literarischer Hinsicht sieht der Rezensent allerdings erhebliche Schwächen. Die Autorin verzichte ganz auf Dialoge und innere Monologe, könne dies aber durch ihre an "sprachlicher Kraft" mangelnde auktoriale Erzählweise nicht wettmachen. Auch angesichts des eintönigen Vokabulars wünscht sich der Rezensent von ihr mehr "sprachliche Opulenz" und "psychologische Tiefe".
© Perlentaucher Medien GmbH
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