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Die Bücher VIII und IX der Historia animalium, die die Lebensweise und Aktivitäten der Tiere, insbesondere Ernährung, Habitat, Fortpflanzungsweise sowie Sozialverhalten und geistige Fähigkeiten betreffen, werden historisch und philologisch erklärt und durch Vergleich mit der modernen Zoologie, insbesondere der Verhaltensforschung, kritisch gewürdigt. Zweifel an der Echtheit einzelner Passagen sind nicht stichhaltig. Die Bücher sind durch Querverweise mit den übrigen biologischen Schriften eng verzahnt. Berührungen mit Theophrast beruhen auf keinem Konkurrenzverhalten zu Aristoteles, sondern…mehr

Produktbeschreibung
Die Bücher VIII und IX der Historia animalium, die die Lebensweise und Aktivitäten der Tiere, insbesondere Ernährung, Habitat, Fortpflanzungsweise sowie Sozialverhalten und geistige Fähigkeiten betreffen, werden historisch und philologisch erklärt und durch Vergleich mit der modernen Zoologie, insbesondere der Verhaltensforschung, kritisch gewürdigt.
Zweifel an der Echtheit einzelner Passagen sind nicht stichhaltig. Die Bücher sind durch Querverweise mit den übrigen biologischen Schriften eng verzahnt. Berührungen mit Theophrast beruhen auf keinem Konkurrenzverhalten zu Aristoteles, sondern bezeugen eine enge Zusammenarbeit. Die tierpsychologischen Ausführungen bedeuten keinen Widerspruch zu den Ethiken, die auf biologische Differenzierung verzichten können. Durch die Berücksichtigung der Forschungsreisen, wie sie von W. Kullmann herausgestellt sind, können auch spektakuläre Ergebnisse der aristotelischen Forschung außerhalb der festen Thematik zur Sprache kommen, z.B. dersaisonale Ablauf des Fischlebens am Golf von Pyrrha, die Aalmästerei am Strymon oder die Fischerei im Schwarzen Meer. Aristoteles benutzt sogar Fabulöses und Mirabilienhaftes, hält sich aber von einer moralisierenden Humanisierung der Tiere fern.

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Autorenporträt
Stefan Schnieders, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Vom Wesen der Pflanze

Noch nie hat die Menschheit so viele Bilder produziert wie im Zeitalter des Smartphones. Aber was da festgehalten wird, rauscht in Sekunden vorbei. Künstler und Forscher früherer Zeiten haben sich noch unendliche Mühe gegeben, die Natur so nachdrücklich darzustellen, wie es überhaupt geht. Ein Buch versammelt jetzt botanische Werke.

Von Jörg Albrecht

Conrad Gessner (1516-1565).

Conrad Gessner war ein typischer Universalgelehrter der Renaissance. Nach einer theologischen Ausbildung wandte er sich der Medizin zu, studierte in Bourges, Paris und Basel und ließ sich später in Zürich als Stadtarzt nieder. Daneben befasste er sich ausgiebig mit Naturkunde, wobei er das überlieferte Wissen der Antike nicht kritiklos übernahm, sondern durch eigene Beobachtung überprüfte. Sein berühmtestes Werk war die "Historia animalium", die nach seinem Tod um einen fünften Band ergänzt wurde. Weniger bekannt sind seine botanischen Darstellungen. Gessner hinterließ fast 1500 Radierungen aller ihm bekannten Gewächse, die er zwar nicht mehr in einem Gesamtwerk zusammenfassen konnte, aber häufig von anderen Autoren übernommen wurden. Seine Zeichnungen versah er mit Notizen, immer darum bemüht, alle Teile einer Pflanze akkurat zu erfassen. Entscheidend bei deren Klassifizierung waren für ihn nicht die Blätter, sondern Blüten und Samen. Die Tulpe, die er im April 1559 im Garten des Augsberger Ratsherrn Johann Herwart blühen sah, taufte er nach ihrer Herkunft Tulipa turcorum, sie wurde später von Linne in Tulipa gesneriana umbenannt.

John Champion (1815-1854).

John Champion wollte ursprünglich Priester werden, trat dann aber auf Wunsch seiner Familie doch dem 95. Infanterieregiment der britischen Armee bei, das im Oktober 1838 nach Ceylon verlegt wurde. Dort und später auch in Hongkong fand er reichlich Gelegenheit, seinen naturkundlichen Interessen nachzugehen. Er studierte Vegetation, Klima und Topographie und porträtierte einzelne Pflanzenarten, von denen einige auch nach ihm benannt wurden, wie beispielsweise der Palisander Dalbergia championii oder der Mohrenpfeffer Xylopia championii. Mit William Hooker, dem Leiter der Royal Botanic Gardens in Kew, unterhielt er eine lebhafte Korrespondenz und schickte ihm zahlreiche seiner Herbarbelege, Tusche- und Aquarellstudien. Von 1854 nahm das Regiment am russisch-türkischen Krieg auf der Krim teil, wo Champion in der Schlacht von Inkerman noch im selben Jahr durch einen Schuss in die Brust verletzt wurde und im Alter von nur 39 Jahren starb.

Die Zeichnung zeigt ein Exemplar der Schamblume Aeschynanthus ceylanicus, die als Epiphyt in Südostasien wächst; einige Vertreter dieser Gattung werden auch als Zier- und Zimmerpflanzen gehalten.

John Eyre (1791-1865).

Colonel John Eyre war Berufssoldat. Er kämpfte in den Napoleonischen Kriegen und verbrachte anschließend 18 Jahre auf den Westindischen Inseln. Die karibische Flora hat ihn aber nie besonders interessiert. Eindrucksvoll ist hingegen seine Dokumentation der Pflanzen, die er in seiner Zeit in Hongkong anlegte. Sie ist umso größer, als viele dieser Arten heute verschwunden sind. Hongkong, eine subtropische Insel vor der Südostküste Chinas, besitzt steile Berghänge und einen hervorragenden Naturhafen. Nach dem Ersten Opiumkrieg fiel die Insel an die Briten. Zur Verteidigung wurde dort ein Stützpunkt der Royal Artillery eingerichtet, dessen Befehlshaber Eyre 1847 wurde. Er bestieg in seinen dienstfreien Stunden gern die Hänge des Happy Valley am Fluss Wong Nai Chung, wo er Samen und Pflanzen für seine Aquarelle sammelte. Studienmaterial fand er auch in den Gärten bekannter Kaufleute. Den Ruhestand verbrachte Eyre in Chichester. Seine Flora Hongkongs blieb in der Familie, bis sich seine Tochter 1904 gezwungen sah, die Sammlung zu verkaufen. Das Aquarell zeigt ein nicht näher bestimmtes Exemplar der Gattung Ingwer (Zingiber sp.) mit der typischen, von langen Hochblättern umgebenen Blüte. Ingwer ist seit eh und je ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Medizin.

Mary Anne Stebbing (1845-1927).

Die Amateurbotanikerin Mary Anne Stebbing zählte zu den ersten Frauen, die (wie zuvor schon ihr Ehemann Thomas und ihr Vater William Wilson Saunders) in die ehrwürdige Linnean Society of London aufgenommen wurden. Sie wäre heute als Illustratorin wohl wesentlich bekannter, wenn nicht bei einem Hausbrand im Jahr 1881 ein Großteil ihrer prächtigen Skizzen und Aquarelle britischer Blütenpflanzen vernichtet worden wäre. Stebbing war eine penible Beobachterin und hielt auch Abweichungen und Anomalien im Bau der Pflanzen fest. So notierte sie auf diesem Blatt handschriftlich die Vermutung, es handele sich um eine "Erbsenmumie aus Ägypten", die sie im Garten von Freunden entdeckt hatte (links). Rechts daneben eine Fuchsie der Sorte 'Daniel Lambert', die 1857 eingeführt und wegen ihrer ungewöhnlich großen Blüten nach dem vormals dicksten Mann der Welt, dem britischen Gefängniswärter Daniel Lambert, benannt worden war; sie ist noch immer im Handel.

Helen Faulkner (1888-1979).

Helen Faulkner war in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von England ins südliche Afrika ausgewandert, wo ihr Mann Hamlyn Sisal-Plantagen beaufsichtigte. Sie selbst widmete sich der übrigen Flora und schuf insgesamt 18 Skizzenbücher. Dieses Blatt zeigt Blüten und Früchte der afrikanischen Baumart Hymenocardia acida (links) und des Seifenbaums Blighia unijugata, der mit der essbaren, aber in Teilen hochgiftigen Akipflaume verwandt ist.

Albrecht Dürer (1471-1528).

"Das große Rasenstück" von 1503 gilt neben dem noch häufiger gezeigten, ein Jahr zuvor entstandenen "Feldhasen" als Albrecht Dürers berühmteste Naturstudie. Es diente möglicherweise dazu, potentiellen Kunden die hohe künstlerische Qualität seiner Werkstatt zu demonstrieren, die er nach seinen italienischen Wanderjahren in Nürnberg gegründet hatte. Eine Zeitlang nahm man an, das dreißig mal vierzig Zentimeter große Stück sei im Freien entstanden, auf einer Reise oder bei einer Rast. Allerdings liegt der Blickwinkel derart tief, dass der Künstler wohl doch im Studio gearbeitet haben muss. Es handelt sich dabei auch eher um ein durchkomponiertes Aquarellgemälde als um eine jener Skizzen, die Dürer mit Feder und Tusche, Kohle oder Kreide hinzuwerfen pflegte. Bemerkenswert ist, dass hier keine Pflanzen der christlichen Ikonographie wie Iris oder Lilien dargestellt sind, sondern ganz gewöhnliche Gräser und Wiesenkräuter, darunter Knäuelgras, Breitwegerich, Ehrenpreis, Schafgarbe, Gänseblümchen oder Löwenzahn. Fachleute haben die exakte Zusammensetzung 2005 anlässlich der Bundesgartenschau in München rekonstruiert und daraus eine Samenmischung zusammengestellt. Die Firma Schwab im oberbayerischen Waidhofen bietet Dürers Wildblumenwiese sogar in Form von Rollrasen an, der sich fertig verlegen lässt.

Maria Graham Callcott (1785-1842).

Maria Graham Callcott galt unter Zeitgenossen als äußerst unkonventionell und temperamentvoll. Sie unternahm zahlreiche Reisen, die sie unter anderem nach Indien, Südamerika und durch Italien führten. Ihre Erlebnisse hielt sie in populären Berichten fest und schrieb auch einige erfolgreiche Kinderbücher. Als Dame der gehobenen Gesellschaft war sie geübt im Zeichnen und besaß auch ein gutes Auge für Landschaften. Der lateinische Name der hier vor dem Hintergrund einer exotischen Szenerie abgebildeten Falschen Paradiesvogelblume aus der Familie der Helikoniengewächse leitet sich vom griechischen Berg Helikon ab, dem angenommenen Sitz der Musen.

Joseph Hooker (1817-1911).

Viele Botaniker haben gezeichnet, aber nur wenige so gut wie Joseph Dalton Hooker. Er erbte nicht nur das künstlerische Talent von seinem Vater William Hooker, sondern auch dessen Posten als Direktor von Kew. Schon bei seiner ersten Expedition unter Kapitän James Clark Ross durch die Antarktis über Neuseeland bis zu den Inseln im Südpazifik entdeckte er zahlreiche Pflanzen, die den Europäern bis dahin unbekannt waren. Durch Hooker gelangten unter anderem die Rhododendren in die britischen Gärten. Während seiner Amtszeit in Kew sorgte er für den Austausch des botanischen Materials in alle Regionen des britischen Empires. Er stand in engem Kontakt mit seinem Freund Charles Darwin und sorgte für die systematische Einordnung der Pflanzen, die dieser von den Galapagos-Inseln mitgebracht hatte. Lange vor Veröffentlichung der epochalen Schrift "Über den Ursprung der Arten" war er in Darwins Evolutionstheorie eingeweiht, nach dem Erscheinen des Werks verteidigte er sie energisch gegen alle Kritiker. Anders als Darwin allerdings, der nie eine offizielle Position als Wissenschaftler bekleidete, betrachtete Hooker die Botanik als eine reine Angelegenheit für professionelle Forscher und hielt von Dilettanten in diesem Fach wenig. Abgebildet sind Blätter und Blütenstand von Rhododendron falconeri, einer mächtigen, bis zu 15 Meter hohen Pflanze aus dem Osten des Himalajas, wo sie dominante Bestände bildet.

Walter Hood Fitch (1817-1892).

Der Schotte Walter Hood Fitch gehörte zu den fleißigsten Illustratoren seiner Zeit. Er zeichnete häufig nach getrocknetem Pflanzenmaterial, das er zu rehydrieren verstand, und setzte als Erster die Lithographie für botanische Zwecke ein. Zunächst im Auftrag des botanischen Gartens in Kew, später für die Zeitschrift Curtis's Botanical Magazine und andere Publikationen veröffentlichte er im Laufe seines aktiven Berufslebens an die 12 000 Zeichnungen, also etwa fünf pro Woche. Das Wissenschaftsmagazin Nature schrieb in seinem Nachruf, Fitchs Reputation sei weltweit so hoch gewesen, dass es unnötig sei, darüber noch viele Worte zu verlieren. Bei der hier abgebildeten Pflanze handelt es sich um die Ostindische Pfeilwurz (Tacca leontopetaloides), aus der Stärke gewonnen wird.

Martin Schongauer (1445/50-1491).

Über das Leben des Kupferstechers und Malers Martin Schongauer ist nur wenig überliefert. Sein Handwerk gelernt hat er in den Niederlanden, wo sich damals eine neue naturalistische Sichtweise der Welt herauszubilden begann. Seine Studie dreier Päonien aus den frühen 1470er Jahren taucht später auf seinem berühmtesten Gemälde der "Maria im Rosenhag" als Motiv wieder auf. In der christlichen Symbolsprache stehen sie für Reichtum, Heil und Schönheit und finden sich auf vielen Mariendarstellungen. Alles spricht dafür, dass Schongauer sie nach dem realen Vorbild gezeichnet hat und nicht nach dem Gedächtnis oder einem Bild. Das ist für die Zeit der Spätgotik außergewöhnlich und zeigt, dass der Maler, der von seinen Bewunderern "Hübsch Martin" genannt wurde, bereits an der Schwelle zur Neuzeit stand. Albrecht Dürer hat sich vor allem seine Druckgraphiken zum Vorbild genommen, die Schöngauer erstmals in größerer Zahl herstellen und verkaufen konnte. Die abgebildete Gemeine Pfingstrose (Paeonia officinalis), die ursprünglich aus den Bergregionen Südeuropas stammt, hatte sich im Mittelalter längst in den Gärten nördlich der Alpen eingebürgert.

John Day (1824-1888).

John Day, Sohn eines wohlhabenden Weinhändlers, war ein leidenschaftlicher Sammler von Orchideen, in der damaligen Viktorianischen Zeit ein luxuriöses Hobby. Nachdem er zunächst Zeichnungen gegen Honorar in Auftrag gegeben hatte, begann er 1863 selbst zu malen, anfangs mit indischer Tusche, später mit Wasserfarben. Motive fand er in seinen eigenen Gewächshäusern, aber auch in privaten und öffentlichen Institutionen bei seinen Reisen in die Tropen und Subtropen. Days Skizzenbücher enthalten neben den Bildern viele Details und Kommentare. Seine kostbare Kollektion musste er 1881 aus gesundheitlichen Gründen verkaufen, sie brachte ihm umgerechnet auf heute 680 000 englische Pfund ein. Die hier abgebildete "Orchis latifolia" (Dactylorhiza incarnata, Fleischfarbenes Knabenkraut) wächst auch in Deutschland. Day selbst war nicht ganz zufrieden mit der Qualität seiner Zeichnung.

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