Das Buch gibt eine Einführung in die Mannigfaltigkeit der kaukasischen Sprachenwelt, wo neben Vertretern erst in historischer Zeit zugewanderter Sprachfamilien wie der indoeuropäischen, der Turksprachen und der semitischen Familie etwa fünfzig weitere Sprachen gesprochen werden, die schon in vorhistorischer Zeit in Kaukasien belegbar sind und sich auf drei Familien verteilen: die Kartwelsprachen, die abchasisch-adyghischen Sprachen und die nachisch-daghestanischen Sprachen, von denen die kartwelische Sprache Georgisch mit ihren mehrere Jahrtausende alten Denkmälern über das mit Abstand ältestbelegte Schrifttum der Region verfügt. Die in der Vergangenheit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen an die Betrachtung dieser Idiome und die verschiedenen Interpretationen ihrer Fakten haben seit dem Altertum immer wieder zum wissenschaftlichen Meinungsstreit geführt. Die Arbeit gibt eine Übersicht über die Benennungen der Sprachen, deren Namen je nach Zeit und Schule beträchtlich variieren. Ausgehend von den Grundlagen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft greift die Arbeit Ansichten auf, mit denen sich die Kaukasiologie, die sich mit den autochthonen Sprachen Kaukasiens befaßt, bis in die heutige Zeit auseinandersetzt, prüft sie kritisch und gibt klare Antworten auf wesentliche Forschungsfragen. Dabei untersucht sie jahrzehntelang in der kaukasiologischen Forschung dominante Meinungen auf ihre Stichhaltigkeit und mißt sie an den Parametern, die für die historisch-vergleichende Sprachforschung weltweit Geltung haben. Der Verfasser behandelt die Besonderheiten sogenannter "exotischer" Sprachen ebenso wie die Beziehungen der genuin kaukasischen Sprachen untereinander, die allgemeingültigen Kriterien zum Nachweis genetischer Sprachverwandtschaft, die Regelmäßigkeit und Systemhaftigkeit der Phonementsprechungen zwischen den Sprachen einer Familie, aber auch das Verhältnis der drei autochthonen kaukasischen Sprachfamilien zueinander. Typologische Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Sprachen finden genauso Beachtung wie die Problematik der Unterscheidung von Lehnwörtern und Erbwortschatz. Schließlich geht der Verfasser auf Fragen der Rekonstruktion sprachlicher Erscheinungen und ihre Chronologie ein, wobei auch die Glottochronologie berücksichtigt wird. Da alle Themenkomplexe anhand umfangreichen Faktenmaterials erörtert werden, bleiben die Aussagen nie in der abstrakten Darstellung stehen, sondern zeigen anschaulich, auf welcher Grundlage die Schlußfolgerunen gezogen werden.