Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Didaktik - Geschichte, Note: 2,0, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg ist in der deutschen Gesellschaft ständig präsent - sei es als Spielfilm oder als Unterrichtsthema. Besonders die Schule übernimmt bei der Bewahrung einer deutschen Erinnerungskultur die Aufgabe eines "zentrale[n] gesellschaftliche[n] Erinnerungs- und Lernort[s]". Im Speziellen hat der Geschichtsunterricht "eine zentrale Funktion bei der Vermittlung von historischem Wissen und [der] moralisch-politischer Sozialisation nachwachsender Generationen" und der Bildung des Geschichtsbewusstseins, nach Jeismann die "Fundamentalkategorie des historischen Lernens." Für die Vermittlung des Geschichtsbewusstseins ist für Thünemann das Schulgeschichtsbuch "nach wie vor als Leitmedium des Geschichtsunterrichts." Schon 1969 bezeichnete der Deutsche Bildungsrat das Schulbuch als "die eigentliche Großmacht der Schule." Der Einflussdes Schulgeschichtsbuchs ist demnach nicht zu unterschätzen, denn Generationen von Schülern wird hiermit ein Geschichtsbild vermittelt, das sie ihrerseits weitertragen. Furrer bezeichnet diese Narrative als "'Biographien' der Nation", Jacobmeyer ganz ähnlich als "nationale Autobiographien". Das Schulbuch ist also eine aufschlussreiche Quelle, um zu untersuchen, welche nationalen Narrative zu einer bestimmten Zeit gesellschaftlich verbreitet wurden. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden für die deutsche Gesellschaft "die Legitimationen hergebrachter Verhältnisse (...) brüchig und" zerfielen und "die kollektive Identität - oft auch die persönliche - [wurden] erschüttert." Eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und Neuorientierung wurde zur gesellschaftspolitischen Aufgabe, um ein neues historisches Verständnis auszubilden. Dies erwies sich als schwierig, denn die Primärgeneration blickte über- wiegend mit "moralischen Gefühlen wie Wut, Schuld, Scham und Entrüstung" zurück. Das verhinderte nach Jeismann "die Entwicklung einer Zukunftsperspektive sowie die Formulierung einer neuen historischen Dimension", also eine Vergangenheitsdeutung. In der Zeit von 1945 bis 1968 zeigen sich in der Auseinandersetzung der eigenen Vergangenheit verschiedene narrative Strategien. Diese Narrative werden in der Arbeit am Beispiel der Nürnberger Prozesse vertieft. Die Nürnberger Prozesse sind für den Umgang und die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit von grundlegenden Interesse, da sie in der rechtlichen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der Verbrechen eine Schlüsselfunktion einnehmen.
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