Die wechselvolle und ereignisreiche Geschichte Schleswig-Holsteins fasziniert Einheimische und Touristen im Land zwischen den Meeren nach wie vor. Dabei ist ein Ausflug in die Vergangenheit nicht nur eine Zeitreise, sondern zugleich eine Entdeckungsfahrt durch die Gegenwart. Denn Geschichte hat immer auch ihre Schauplätze.Dieser repräsentativ ausgestattete Text-Bild-Band stellt mit einem völlig neuen Zugriff auf die Historie des Landes die 50 wichtigsten Schauplätze schleswig-holsteinischer Landesgeschichte in Texten und Bildern vor, die mosaikartig zusammengesetzt ein Gesamtbild ergeben. Anhand der wichtigsten Orte wird also die Geschichte des Landes erschlossen. Die flüssig geschriebenen Texte erläutern dabei die ausdrucksstarken Fotos, welche die bis heute sichtbare historische Substanz Schleswig-Holsteins abbilden. Sie bringen Topographie und Architektur gleichsam zum Sprechen. Zugleich verleihen die Beschreibungen den Bildern historische Tiefe.Haithabu, das Dannewerk und derOldenburger Wall werden ebenso vorgestellt wie die alten Metropolen Schleswig und Lübeck. Der Heider Marktplatz findet sich in diesem Buch genauso wie die Klosterkirche Bordesholm, das Schloss Eutin und die Herrenhäuser Emkendorf und Schierensee. Die Stadtgründungen von Friedrichstadt und Glückstadt, die alte Festungsstadt Rendsburg als Schauplatz der Erhebung von 1848 und Kiel als Ort der Novemberrevolution 1918 werden hier vorgestellt.In seiner Verbindung von Reiseführer und Lexikon kann dieser schöne Band durchaus auch als Reisebegleiter durch das Land dienen, getreu dem Motto, das der Historiker Karl Schlögel jüngst formulierte: "Geschichte spielt nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum."
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2005Leben im Grenzland
Wer sich mit der Geschichte von Schleswig-Holstein beschäftigt, stößt früher oder später auf ein Wort des britischen Premierministers Lord Palmerston (1784 bis 1865). Es gebe überhaupt nur drei Leute, welche die Geschichte von Schleswig und Holstein verstanden hätten, soll er gesagt haben: Der eine aber sei tot, der zweite verrückt geworden - und er selbst, der dritte, habe alles vergessen. Schleswig-Holstein war schon immer Grenzland zwischen Dänemark und Deutschland. Oder noch früher zwischen den Wikingern und dem ängstlichen Rest der Welt in südliche Richtung. Oder dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und dem Rest der Welt nach Norden zu. Daß die deutsch-dänischen Konflikte von einst bis in unsere Zeit reichen können, zeigt die aktuelle politische Entwicklung im Bundesland Schleswig-Holstein. Ausgerechnet die Partei der dänischen und friesischen Minderheit, der Südschleswigsche Wählerverband, wurde zur ausschlaggebenden politischen Kraft bei der jüngsten Regierungsbildung - ohne wie alle anderen Parteien an die Fünf-Prozent-Hürde gebunden zu sein. Zwar werden deswegen die alten Vorurteile nicht aufbrechen, aber es wird einmal mehr über sie geredet und darüber, wie sie einst entstanden sind. Da kommt der Bildband von Frank Trende "Historische Orte erzählen Schleswig-Holsteins Geschichte" aus dem in Heide ansässigen Boyens Verlag zum richtigen Zeitpunkt. Trende zitiert natürlich Palmerston im Vorwort. Er erzählt chronologisch die Geschichte des Landes. Aber er hat sich fünfzig Orte ausgewählt, die jeweils für einen Abschnitt der Geschichte des heutigen Bundeslandes stehen. Das beginnt bei Ahrendorf und seinen Resten einer Siedlung, die vor sechstausend Jahren bestand. Das endet in Norderstedt bei der Kommunal- und Gebietsreform von 1974. In Oldenburg geht es um die alten Slawen. In Düppel um die berühmten Schanzen aus dem preußisch-dänischen Krieg von 1864. In Flensburg-Mürwik um die Verhaftung von Admiral Karl Dönitz, dem Nachfolger Hitlers. Die fünfzig Orte sind über Schleswig-Holstein verteilt und reichen im Fall Altona sogar bis nach Hamburg hinein. Jeder Ort wird auf zwei Seiten behandelt, am Ende gibt es eine Zeittafel. Diese strenge Form läßt den Autor dort geschwätzig sein, wo es wenig zu sagen gibt. An anderer Stelle aber, bei Lübeck oder Schleswig etwa, muß er sich allzu kurz fassen. Das fällt aber nicht weiter auf, weil die Pracht des Buchs alle kleinlichen Einwände überstrahlt. Das ist ein Buch, das unbedingt ins Bücherregal gehört - als Nachschlagewerk, aber auch als Bildband, in dem man in anregenden Mußestunden immer wieder gern blättert.
F.P.
"Historische Orte erzählen Schleswig-Holsteins Geschichte" von Frank Trende, Boyens Buchverlag, Heide 2004. 116 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-8042-1151-8.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer sich mit der Geschichte von Schleswig-Holstein beschäftigt, stößt früher oder später auf ein Wort des britischen Premierministers Lord Palmerston (1784 bis 1865). Es gebe überhaupt nur drei Leute, welche die Geschichte von Schleswig und Holstein verstanden hätten, soll er gesagt haben: Der eine aber sei tot, der zweite verrückt geworden - und er selbst, der dritte, habe alles vergessen. Schleswig-Holstein war schon immer Grenzland zwischen Dänemark und Deutschland. Oder noch früher zwischen den Wikingern und dem ängstlichen Rest der Welt in südliche Richtung. Oder dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und dem Rest der Welt nach Norden zu. Daß die deutsch-dänischen Konflikte von einst bis in unsere Zeit reichen können, zeigt die aktuelle politische Entwicklung im Bundesland Schleswig-Holstein. Ausgerechnet die Partei der dänischen und friesischen Minderheit, der Südschleswigsche Wählerverband, wurde zur ausschlaggebenden politischen Kraft bei der jüngsten Regierungsbildung - ohne wie alle anderen Parteien an die Fünf-Prozent-Hürde gebunden zu sein. Zwar werden deswegen die alten Vorurteile nicht aufbrechen, aber es wird einmal mehr über sie geredet und darüber, wie sie einst entstanden sind. Da kommt der Bildband von Frank Trende "Historische Orte erzählen Schleswig-Holsteins Geschichte" aus dem in Heide ansässigen Boyens Verlag zum richtigen Zeitpunkt. Trende zitiert natürlich Palmerston im Vorwort. Er erzählt chronologisch die Geschichte des Landes. Aber er hat sich fünfzig Orte ausgewählt, die jeweils für einen Abschnitt der Geschichte des heutigen Bundeslandes stehen. Das beginnt bei Ahrendorf und seinen Resten einer Siedlung, die vor sechstausend Jahren bestand. Das endet in Norderstedt bei der Kommunal- und Gebietsreform von 1974. In Oldenburg geht es um die alten Slawen. In Düppel um die berühmten Schanzen aus dem preußisch-dänischen Krieg von 1864. In Flensburg-Mürwik um die Verhaftung von Admiral Karl Dönitz, dem Nachfolger Hitlers. Die fünfzig Orte sind über Schleswig-Holstein verteilt und reichen im Fall Altona sogar bis nach Hamburg hinein. Jeder Ort wird auf zwei Seiten behandelt, am Ende gibt es eine Zeittafel. Diese strenge Form läßt den Autor dort geschwätzig sein, wo es wenig zu sagen gibt. An anderer Stelle aber, bei Lübeck oder Schleswig etwa, muß er sich allzu kurz fassen. Das fällt aber nicht weiter auf, weil die Pracht des Buchs alle kleinlichen Einwände überstrahlt. Das ist ein Buch, das unbedingt ins Bücherregal gehört - als Nachschlagewerk, aber auch als Bildband, in dem man in anregenden Mußestunden immer wieder gern blättert.
F.P.
"Historische Orte erzählen Schleswig-Holsteins Geschichte" von Frank Trende, Boyens Buchverlag, Heide 2004. 116 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-8042-1151-8.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Dieser Prachtband gehört nach Meinung von Rezensent F.P. als Nachschlagwerk unbedingt ins Bücherregal. Autor Frank Trende erzähle chronologisch die Geschichte Schleswig-Holsteins. Zu diesem Zweck habe er sich fünfzig Orte ausgewählt, die jeweils für einen Abschnitt der Geschichte dieses Bundeslandes stünden. Jeder Ort werde auf zwei Seiten verhandelt. Es beginnt dem Rezensenten zufolge bei Ahrensdorf und den Resten einer sechstausend Jahre alten Siedlung und reiche bis ins heutige Hamburg hinein.
© Perlentaucher Medien GmbH
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