Pierre Bayles »Dictionnaire historique et critique« (Erstauf-lage 1697) ist als die »Bibel der Aufklärung« bezeichnet worden. Die Attraktion, die es nicht nur auf zeitgenössische Leser ausübte, beruht in erster Linie auf dem Anspruch nüchterner, vorurteilsfreier Prüfung, der das ganze Werk durchzieht.In seinem Wörterbuch, das 1740 bereits in 8. Auflage in vier voluminösen Foliobänden vorlag, unterzieht Bayle Philosophie und Theologie, aber auch alle anderen Disziplinen hinsichtlich ihrer Methoden, Gegenstände und Ergebnisse einer kritischen Revision. Dieser aus dem Wörterbuch sprechende rationale Geist traf das Lebensgefühl des 18. Jahrhunderts, das sich nach Kants Worten nur dem verpflichtet fühlte, was vor dem »Richterstuhl der Vernunft« legitimiert worden war, und entfaltete eine immense Wirkung.Aus den mehr als 2000 Artikeln des Wörterbuchs sind die philosophisch bedeutendsten (gut 60 an der Zahl) ausgewählt und übersetzt worden. Die Bände enthalten u.a. die Artikel über so zentrale Gestalten wie Anaxagoras, Arkesilaos, Epikur, Hobbes, Karneades, Kritias, Leukipp, Lukrez, Pomponazzi, Pyrrho, Rorarius, Spinoza, Xenophanes und Zenon von Elea, aber auch über Eva, Luther, Mohammed, Ovid und Sara.
»Mit Pierre Bayles "Historischem und kritischem Wörterbuch" in der Meiner-Ausgabe ist ein philosophischer Schatz gehoben worden, der aufgrund seiner religionsphilosophischen Reflexionstiefe angesichts von religiös motiviertem Fanatismus und Fundamentalismus nichts an Aktualität eingebüßt hat.« Marcel Remme, Lehrerbibliothek.de