Die Aufsehen erregende Studie eines international angesehenen Psychiaters, eines Kulturhistorikers und eines Soziologen stützt sich auf ein Psychosenmodell, das den aktuellen Forschungsstand zum Verhältnis von 'private self' und 'public self' innovativ verarbeitet. Mit Hilfe dieses neuen Erklärungsmodells unter Einbeziehung und kritischer Revision neuen Materials wird gezeigt, dass Hitler auch im klinischen Verständnis geisteskrank war und nur deshalb nicht in einer Anstalt endete, weil er eine ungeheure Akzeptanz des Publikums hervorzurufen vermochte. Hitlers pathologische Strukturmerkmale hatten sich bereits in seiner Jugend ausgeprägt und erfüllten schon lange vor der 'Machtübernahme' alle Kriterien einer schizophrenen Psychose. Ein roter Faden der übersteigerten Kompensation persönlicher Kränkungen zieht sich durch Hitlers Biografie - von der frühesten Schamreaktion über das Versagen vor den Erwartungen der Mutter, die Ablehnungen an Schule und Kunstakademie, die Demütigungen im Männerwohnheim und als Stadtstreicher sowie der Kamaradenspott während des Ersten Weltkriegs bis hin zur systematischen Ermordung von Zeugen seines Privatlebens und schließlich der Ausrottung aller, die zu Hassobjekten seiner Schamabwehr geworden waren.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Mit dieser Psychopathologie Hitlers wird, so der Rezensent Peter Schünemann, auf "überaus lesenswerte" Weise eine Forschungslücke geschlossen. Die zentrale These des Bandes diagnostiziert bei Hitler eine "Abspaltung des `privaten vom öffentlichen Selbst`" - der zur Schau gestellte Narzissmus verdeckt die Scham über das eigene Versagen in der Vergangenheit. Mit ihrer Analyse begingen die Autoren nicht den Fehler, Hitlers Verbrechen zu relativieren. Im Gegenteil, so stellt Schünemann fest: das "Ineinander individuellen und kollektiven Wahnverhaltens" wird so erst richtig erklärbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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