Alle haben sie ihren Führer geliebt! Fast alle. Unsere Eltern, Lehrer, Pfarrer. Und haben das Zwangserbe sprachlos hinterlassen. Peter Roos erzählt und will wissen, wie die Nachgeborenen mit dieser NS-Hypothek leben. Er schickt ein hitlerkrankes Ich durch die Schweigemauer der Familie in die Archive. Dort findet der Held den klassischen Mitläufer, Hitlers Landschaftsmaler Hermann Gradl. Dort findet er die stille Widerstandskämpferin, die Musikstudentin Ilse Sonja Totzke, und er trifft eine 80jährige Eva Braun, die sich und das Ich fragt: wie konnte ich den Diktator lieben?
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.03.2000Dia des Bösen
Peter Roos’ „Hitler Lieben” als Ein-Mann-Lesetheater
Die Idee stammt von Karl Kraus: Ein Drama, das sich nicht auf der Bühne spielen lässt, muss laut vorgelesen werden, alle Rollen mit einer Stimme. So hielt es der Alleinverfasser der Fackel einst mit seinem Stück Die letzten Tage der Menschheit. Auch Peter Roos’ Hitler Lieben ist, obwohl es als Roman firmiert, ein Drama. Ebenfalls ein unspielbares. Eine Mischung aus bisweilen wehleidigem Klagegesang und aggressiver Zeitkritik, brillanter Charakteranalyse und obszönem Geständnis. Roos reiste nach Erscheinen seines Buchs Ende 1998 (bei Klöpfer & Meyer in Tübingen, 384 Seiten, 44 Mark) monatelang durch die Republik, um in Theatern oder Buchhandlungen meisterlich daraus zu rezitieren. Dabei hat er dem Kraus’schen Ein-Mann-Lesetheater zu neuer Aktualität verholfen; jetzt tritt Roos seine zweite Lesereise an.
Wollte Kraus die Verheerungen des Krieges im allgemeinen Sprachgebrauch hörbar machen, so geht es Roos ums Psychodram. Der 49-Jährige rüttelt am – vielleicht letzten – „NS-Tabu”. Es lastet auf seiner Generation, auf jenen bundesdeutschen Jahrgängen also, die zu jung waren, um 68er zu sein, und die ihren Zusammenhalt nicht bei Demos und Straßenschlachten erwarben, sondern in der Atmosphäre der neuen Sensibilität der siebziger Jahre, in Wohngemeinschaften und therapeutischer Gruppenerfahrung. Anders als ihre rebellischen Vorläufer setzten sie ihren ehemals braunen Eltern nicht inquisitorisch zu oder verwarfen sie. Sie litten vielmehr stumm unter deren Vergangenheit, von der sie mehr ahnten als wussten. „Vater schweigt, Mutter stumm, Hitler lebt und ich daneben. ” Das war die psychohistorische Grundkonstellation ihrer bürgerlichen Nachkriegskindheit.
Hitler Lieben umfasst drei Akte. Der erste heißt „Der Mitläufer und ich” und arbeitet die Geschichte des braunen Landschaftsmalers Hermann Gradl auf, stellvertretend für die Geschichte von Roos’ eigenem Vater, die dieser ihm vorenthielt. Der letzte heißt „Eva Braun und ich”, lässt Hitlers Geliebte das Jahr Null überleben und als 80-Jährige einem Enkel beichten, wie sie ihren Hitler qualvoll, aber siegreich aus sich heraustherapiert hat. Gradl der verstockte Nutznießer, Eva die sprudelnde Witwe – zwei Spielarten der Hitlerliebe und des Umgangs mit ihr. Allein das Mittelstück „Die Gestapo-Akte und ich” entwirft ein Gegenbild dazu, indem es an Hand einer zufällig gefundenen Akte die Geschichte der Ilse Sonja Totzke überliefert, einer Würzburger Musikstudentin, die ihre Freund- und Liebschaften mit Juden auch während der Nazi-Zeit nicht aufgab und dafür mit Verfolgung und Tod bezahlte.
Das Ich des Nachgeborenen kommt in allen drei Teilen zu Wort, weil die Vergangenheit auch noch über ihn Macht hat. Seine Eltern, von Hitler noch gefesselt, als er längst Asche war, haben den Sohn in dieses Gefesseltsein mit hineingezogen. Dies um so mehr, als es für ihn lange nur Fragen und keine Antworten gab. Er wuchs gleichsam in einem Vakuum auf, in dem Ängste und Phantasien wuchern konnten. Ahnungen furchtbarer Geheimnisse peinigten ihn. Zu Recht: Ein Onkel war an 20 000 Euthanasie-Morden beteiligt. Und die Eltern tönten auch nach 1945 noch unbelehrbar antisemitisch. Auf dem Speicher lagen angestaubte Führerdevotionalien herum, und allmählich war es mit Händen zu greifen: „Das Geheimnis meiner Eltern hatte einen Namen – Adolf Hitler. ” In seinem virtuos-neurotischen Familienroman fing der Sohn an, sich als „Hitlers Enkel” zu begreifen. Ständig plagte ihn hysterisches Wiedererkennen. Bei bestimmten Städtenamen fühlte er sich allein an ihn erinnert. Am 20. April schien nur einer Geburtstag zu haben. Und schwarz und braun waren ausschließlich seine Farben. „Stimmlagen, Armhaltungen und Handbewegungen, Frisur, Scheitel, Wörter sind mit Hitler verknüpft – ,Lebensraum’, ,Rampe’, ,Heil’. Hitler ist die Projektionsleinwand, mein Dia des Bösen ist seine Visage. ”
Doch die Selbsterkenntnis stand noch aus, nämlich: „Hitler erleichtert. Warum sollte ich ihn loslassen?” Der Kranke entdeckte, dass seine Obsession ihm lieb geworden war. Nie hatte er Trauer empfunden. Erst angesichts des Totzke-Schicksals brach sie über ihn herein. So lange blockierte noch im Sohn die Geschichts-Verweigerung der Eltern die Entwicklung von Schuld- und Schamgefühlen.
In Menge werden hier Belege für psychoanalytische Theorien über die Deutschen im und nach dem Nazismus geliefert. Zuerst für die vor dreißig Jahren von Alexander Mitscherlich vorgetragene These von der „Verliebtheit in den Führer”. Einer Verliebtheit im Sinne von Hörigkeit, in der die kritischen Ich-Funktionen ausgeschaltet sind. Nur in diesem Zustand konnten Taten ohne jedes Maß begangen werden. Nach dem Ende erinnerten sich Millionen ehemals Faszinierter an nichts mehr, weil sie „den Führer eben nicht ihrem Ich assimiliert hatten, wie man sich etwa das Vorbild eines Lehrers einverleibt, sondern ihr Ich zu Gunsten des Objekts, des Führers, aufgegeben hatten”, schreibt Mitscherlich. Zweitens belegt Roos, dass die unerledigte Hitlerbindung der Eltern „unterirdisch”, wie der Psychoanalytiker Tilmann Moser sagt, an die Kinder weitergegeben wurde.
Wenn zudem Mosers These stimmt, dass die „Psychotherapeutisierung” in den siebziger und achtziger Jahren „eine unerkannte Spätfolge der NS-Zeit” war, dann müsste man angesichts des Erfolgs von Roos’ Lesetheater sagen: Diese Generation setzt nun ihre Therapie in eigener Regie fort. Von den Gleichaltrigen, die regelmäßig die Mehrheit seines Publikums ausmachen, sagt Roos: „Sie hatten Schweigeeltern wie ich und erbten beim Tod ihres Vaters dessen Kriegstagebuch, das sie aus Furcht vor unerhörten Entdeckungen bis heute nicht zu öffnen wagten. ” Manche pflichten ihm nach der Lesung leis und dankbar bei, manche erleichtern sich durch Bekenntnisse oder erzählen ihre Träume. Erstaunlich, wie schnell unter Deutschen dieser Generation so etwas wie eine öffentliche Intimsphäre entsteht, wie rasch eine Gruppen-Selbstanalyse in Gang kommt. „Schuldanmaßung” nennt Roos sein Leiden einmal. Jüngere Zuhörer runzeln ungläubig die Stirn, die Generationsgefährten verstehen.
Verwunderlich ist bei alldem auch eine Ungleichzeitigkeit: Peter Roos brach zu seiner ersten Lesereise auf, als Martin Walsers Friedenspreisrede gerade ihre Wirkung entfaltete. Bei Walser scheint Hitler sowie alles, was sich mit seinem Namen verbindet, vergangen und erledigt. Der Komplex Hitler wird aus dieser Sicht nur noch künstlich am Leben erhalten durch Drohgebärden von außerhalb der Person. Bei Roos ist Hitler die Seelenkatastrophe, die auch in zwei Generationen nicht restlos abzuarbeiten ist.
KURT OESTERLE
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Peter Roos’ „Hitler Lieben” als Ein-Mann-Lesetheater
Die Idee stammt von Karl Kraus: Ein Drama, das sich nicht auf der Bühne spielen lässt, muss laut vorgelesen werden, alle Rollen mit einer Stimme. So hielt es der Alleinverfasser der Fackel einst mit seinem Stück Die letzten Tage der Menschheit. Auch Peter Roos’ Hitler Lieben ist, obwohl es als Roman firmiert, ein Drama. Ebenfalls ein unspielbares. Eine Mischung aus bisweilen wehleidigem Klagegesang und aggressiver Zeitkritik, brillanter Charakteranalyse und obszönem Geständnis. Roos reiste nach Erscheinen seines Buchs Ende 1998 (bei Klöpfer & Meyer in Tübingen, 384 Seiten, 44 Mark) monatelang durch die Republik, um in Theatern oder Buchhandlungen meisterlich daraus zu rezitieren. Dabei hat er dem Kraus’schen Ein-Mann-Lesetheater zu neuer Aktualität verholfen; jetzt tritt Roos seine zweite Lesereise an.
Wollte Kraus die Verheerungen des Krieges im allgemeinen Sprachgebrauch hörbar machen, so geht es Roos ums Psychodram. Der 49-Jährige rüttelt am – vielleicht letzten – „NS-Tabu”. Es lastet auf seiner Generation, auf jenen bundesdeutschen Jahrgängen also, die zu jung waren, um 68er zu sein, und die ihren Zusammenhalt nicht bei Demos und Straßenschlachten erwarben, sondern in der Atmosphäre der neuen Sensibilität der siebziger Jahre, in Wohngemeinschaften und therapeutischer Gruppenerfahrung. Anders als ihre rebellischen Vorläufer setzten sie ihren ehemals braunen Eltern nicht inquisitorisch zu oder verwarfen sie. Sie litten vielmehr stumm unter deren Vergangenheit, von der sie mehr ahnten als wussten. „Vater schweigt, Mutter stumm, Hitler lebt und ich daneben. ” Das war die psychohistorische Grundkonstellation ihrer bürgerlichen Nachkriegskindheit.
Hitler Lieben umfasst drei Akte. Der erste heißt „Der Mitläufer und ich” und arbeitet die Geschichte des braunen Landschaftsmalers Hermann Gradl auf, stellvertretend für die Geschichte von Roos’ eigenem Vater, die dieser ihm vorenthielt. Der letzte heißt „Eva Braun und ich”, lässt Hitlers Geliebte das Jahr Null überleben und als 80-Jährige einem Enkel beichten, wie sie ihren Hitler qualvoll, aber siegreich aus sich heraustherapiert hat. Gradl der verstockte Nutznießer, Eva die sprudelnde Witwe – zwei Spielarten der Hitlerliebe und des Umgangs mit ihr. Allein das Mittelstück „Die Gestapo-Akte und ich” entwirft ein Gegenbild dazu, indem es an Hand einer zufällig gefundenen Akte die Geschichte der Ilse Sonja Totzke überliefert, einer Würzburger Musikstudentin, die ihre Freund- und Liebschaften mit Juden auch während der Nazi-Zeit nicht aufgab und dafür mit Verfolgung und Tod bezahlte.
Das Ich des Nachgeborenen kommt in allen drei Teilen zu Wort, weil die Vergangenheit auch noch über ihn Macht hat. Seine Eltern, von Hitler noch gefesselt, als er längst Asche war, haben den Sohn in dieses Gefesseltsein mit hineingezogen. Dies um so mehr, als es für ihn lange nur Fragen und keine Antworten gab. Er wuchs gleichsam in einem Vakuum auf, in dem Ängste und Phantasien wuchern konnten. Ahnungen furchtbarer Geheimnisse peinigten ihn. Zu Recht: Ein Onkel war an 20 000 Euthanasie-Morden beteiligt. Und die Eltern tönten auch nach 1945 noch unbelehrbar antisemitisch. Auf dem Speicher lagen angestaubte Führerdevotionalien herum, und allmählich war es mit Händen zu greifen: „Das Geheimnis meiner Eltern hatte einen Namen – Adolf Hitler. ” In seinem virtuos-neurotischen Familienroman fing der Sohn an, sich als „Hitlers Enkel” zu begreifen. Ständig plagte ihn hysterisches Wiedererkennen. Bei bestimmten Städtenamen fühlte er sich allein an ihn erinnert. Am 20. April schien nur einer Geburtstag zu haben. Und schwarz und braun waren ausschließlich seine Farben. „Stimmlagen, Armhaltungen und Handbewegungen, Frisur, Scheitel, Wörter sind mit Hitler verknüpft – ,Lebensraum’, ,Rampe’, ,Heil’. Hitler ist die Projektionsleinwand, mein Dia des Bösen ist seine Visage. ”
Doch die Selbsterkenntnis stand noch aus, nämlich: „Hitler erleichtert. Warum sollte ich ihn loslassen?” Der Kranke entdeckte, dass seine Obsession ihm lieb geworden war. Nie hatte er Trauer empfunden. Erst angesichts des Totzke-Schicksals brach sie über ihn herein. So lange blockierte noch im Sohn die Geschichts-Verweigerung der Eltern die Entwicklung von Schuld- und Schamgefühlen.
In Menge werden hier Belege für psychoanalytische Theorien über die Deutschen im und nach dem Nazismus geliefert. Zuerst für die vor dreißig Jahren von Alexander Mitscherlich vorgetragene These von der „Verliebtheit in den Führer”. Einer Verliebtheit im Sinne von Hörigkeit, in der die kritischen Ich-Funktionen ausgeschaltet sind. Nur in diesem Zustand konnten Taten ohne jedes Maß begangen werden. Nach dem Ende erinnerten sich Millionen ehemals Faszinierter an nichts mehr, weil sie „den Führer eben nicht ihrem Ich assimiliert hatten, wie man sich etwa das Vorbild eines Lehrers einverleibt, sondern ihr Ich zu Gunsten des Objekts, des Führers, aufgegeben hatten”, schreibt Mitscherlich. Zweitens belegt Roos, dass die unerledigte Hitlerbindung der Eltern „unterirdisch”, wie der Psychoanalytiker Tilmann Moser sagt, an die Kinder weitergegeben wurde.
Wenn zudem Mosers These stimmt, dass die „Psychotherapeutisierung” in den siebziger und achtziger Jahren „eine unerkannte Spätfolge der NS-Zeit” war, dann müsste man angesichts des Erfolgs von Roos’ Lesetheater sagen: Diese Generation setzt nun ihre Therapie in eigener Regie fort. Von den Gleichaltrigen, die regelmäßig die Mehrheit seines Publikums ausmachen, sagt Roos: „Sie hatten Schweigeeltern wie ich und erbten beim Tod ihres Vaters dessen Kriegstagebuch, das sie aus Furcht vor unerhörten Entdeckungen bis heute nicht zu öffnen wagten. ” Manche pflichten ihm nach der Lesung leis und dankbar bei, manche erleichtern sich durch Bekenntnisse oder erzählen ihre Träume. Erstaunlich, wie schnell unter Deutschen dieser Generation so etwas wie eine öffentliche Intimsphäre entsteht, wie rasch eine Gruppen-Selbstanalyse in Gang kommt. „Schuldanmaßung” nennt Roos sein Leiden einmal. Jüngere Zuhörer runzeln ungläubig die Stirn, die Generationsgefährten verstehen.
Verwunderlich ist bei alldem auch eine Ungleichzeitigkeit: Peter Roos brach zu seiner ersten Lesereise auf, als Martin Walsers Friedenspreisrede gerade ihre Wirkung entfaltete. Bei Walser scheint Hitler sowie alles, was sich mit seinem Namen verbindet, vergangen und erledigt. Der Komplex Hitler wird aus dieser Sicht nur noch künstlich am Leben erhalten durch Drohgebärden von außerhalb der Person. Bei Roos ist Hitler die Seelenkatastrophe, die auch in zwei Generationen nicht restlos abzuarbeiten ist.
KURT OESTERLE
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2000Hitler lieben
Vor knapp zwei Jahren hat sich Peter Roos seine Geburtsstadt zum Feind gemacht, und mit ihr jeden, der nicht wahrhaben will, wie sehr Hitler einst von vielen geliebt wurde. Sein Roman "Hitler lieben", der jetzt als Taschenbuch erschienen ist, basiert auf langjährigen Recherchen und einem gesellschaftlichen Schweigen. Hans Wollschläger schrieb in seiner Kritik zu dem Roman (F.A.Z. vom 1. Dezember 1998), den er als Beschäftigung mit dem Phänomen der Verdrängung sieht: "Die vor-, mit-, nachhitlerschen Geschichten - daß sie sich kaum unterscheiden, ist die Geschichte, die das Buch zuletzt erzählt." Als Roman einer Krankheit hat Peter Roos sein Buch bezeichnet. Daß der Patient keineswegs gewillt ist, diese Diagnose anzunehmen, zeigt nicht zuletzt die Reportage über die Wirkungsgeschichte des Buches, um die die Taschenbuchausgabe ergänzt wurde. (Peter Roos: "Hitler lieben". Roman einer Krankheit. Reclam Leipzig Verlag, Leipzig 2000. 378 S., br., 19,80 DM.)
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Vor knapp zwei Jahren hat sich Peter Roos seine Geburtsstadt zum Feind gemacht, und mit ihr jeden, der nicht wahrhaben will, wie sehr Hitler einst von vielen geliebt wurde. Sein Roman "Hitler lieben", der jetzt als Taschenbuch erschienen ist, basiert auf langjährigen Recherchen und einem gesellschaftlichen Schweigen. Hans Wollschläger schrieb in seiner Kritik zu dem Roman (F.A.Z. vom 1. Dezember 1998), den er als Beschäftigung mit dem Phänomen der Verdrängung sieht: "Die vor-, mit-, nachhitlerschen Geschichten - daß sie sich kaum unterscheiden, ist die Geschichte, die das Buch zuletzt erzählt." Als Roman einer Krankheit hat Peter Roos sein Buch bezeichnet. Daß der Patient keineswegs gewillt ist, diese Diagnose anzunehmen, zeigt nicht zuletzt die Reportage über die Wirkungsgeschichte des Buches, um die die Taschenbuchausgabe ergänzt wurde. (Peter Roos: "Hitler lieben". Roman einer Krankheit. Reclam Leipzig Verlag, Leipzig 2000. 378 S., br., 19,80 DM.)
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