Dieser Band dokumentiert die bemerkenswerte Selbstreflexion des ehemaligen RAF-Mitglieds. Er enthält außerdem Texte von Carlchristian von Braunmühl, dem Bruder des von der RAF getöteten Gerold von Braunmühl, von Pfarrer Hubertus Janssen, der seit der Eröffnung der Hauptverhandlung als Beobachter an dem Prozeß teilnimmt, dem Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter und dem TAZ-Redakteur Gerd Rosenkranz. Entgegen dem herrschenden Berührungstabu, das ein bloßes Verstehen-wollen mit einem geheimen Einverständnis mit den Morden der RAF-Täter gleichsetzt, versuchen die Autoren, zum Phänomen "RAF" einen verstehenden Zugang zu gewinnen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gabriele Metzler rezensiert die soeben erschienene Neuauflage des 1997 erschienenen Buches zum RAF-Terrorismus. Anlass zur erweiterten Neuauflage war die neu gewonnene Aktualität des Themas durch die kontrovers diskutierte Sponti-Vergangenheit des deutschen Außenministers Joschka Fischer, schreibt Metzler. Zu Recht nehme der Titel die These Jillian Beckers auf, nach der der RAF-Terrorismus in einer "ideologisch-psychologischen Kontinuitätslinie" mit dem NS-Terror verbunden sei, findet die Rezensentin, denn der Nationalsozialismus spielte sowohl bei der Formierung der Bewegung als auch ihrer Radikalisierung eine entscheidende Rolle. Wer sich allerdings von diesem Buch Aufklärung über die historische Bedeutung der Bewegung erhoffe, wird nach Metzler jedoch enttäuscht werden. Die Psychoanalyse, die in den Beiträgen dominiere, sei ein fragwürdiger Weg zu weiteren Aufschlüssen, schreibt sie und findet, es sei aber allemal ein Anstoß, sich "jenseits tagespolitisch motivierter Polemik" mit dem Phänomen und seinen Folgen bis heute auseinander zu setzen. Ihre abschließende Aufforderung, sich der Fragen nach politischer Gewalt und ihrer Bekämpfung anzunehmen, geht an die Historiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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