Das nationalsozialistische Regime konnte auf viele zählen - nicht nur auf die Mitglieder der NSDAP. Ärzte, Juristen, Militärs oder Großindustrielle wurden - freiwillig oder unfreiwillig - zu Erfüllungsgehilfen der Diktatur. Zu diesen Verflechtungen sind in den letzten Jahren einige grundlegende Untersuchungen erschienen. Dagegen fehlt eine umfassende neuere Dokumentation über die Rolle der Künste in der NS-Zeit. In den einzelnen Essays dieses Bandes wird die Vereinnahmung der Künste und ihrer Urheber, von der Literatur bis zur Unterhaltungsindustrie, durch die nationalsozialistische Ideologie und Politik detailliert dargestellt. Ob sie anpassungsbereit waren oder unter Druck gesetzt wurden, die Künstler unter der Naziherrschaft hatten die Ziele des Regimes zu propagieren, die Kunst sollte vom täglichen Unrecht ablenken, die Schrecken des Krieges zumindest für Stunden vergessen machen und die Einsatzbereitschaft der Menschen erhöhen.
Neben Hanns Johst, Arno Breker, Albert Speer, Heinrich George und Emil Jannings, die dem Regime ergeben waren, wurden auch Künstler wie Gerhart Hauptmann und Gottfried Benn, Gustaf Gründgens und Heinz Rühmann, Carl Orff, Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler und viele andere instrumentalisiert.
Neben Hanns Johst, Arno Breker, Albert Speer, Heinrich George und Emil Jannings, die dem Regime ergeben waren, wurden auch Künstler wie Gerhart Hauptmann und Gottfried Benn, Gustaf Gründgens und Heinz Rühmann, Carl Orff, Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler und viele andere instrumentalisiert.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Hitler und seine Mannen haben der Moderne "den Saft abgedreht". So zumindest besagt der Mythos. Wie der Rezensent Ralf Hansele in dem vorliegenden, von Hans Sarkowicz herausgegebenen Band entnimmt, weist dieses plakative Bild durchaus Brüche auf. Ziel des Bandes sei in der Tat, "die komplexen Strömungen in der Kultur zwischen 1933 und 1945" zu bestimmen. Dabei stoße man vielfach auf Bekanntes, etwa "dass Leni Riefenstahl keine reinen Dokumentarfilme gedreht hat". Interessanter werde es, wo sich der Band mit "den lange missachteten Randerscheinungen der NS-Kunst" beschäftige. Hier überzeuge vor allem Heiner Boehnckes Essay über NS-Design, in dem die Gebrauchsgegenstände als "Speicher sozialer wie individueller Lebenswirklichkeiten" und geradezu als charakterliche "Vorgaben" ("solide", "schlicht" oder "zeitlos") entdeckt werden. Boehncke nähere sich so "der grundlegenden corporate identity des NS-Faschismus" und entlarve dessen Absicht, den Menschen durch "Farben, Symbole, Riten" zum "wandelnden uniformierten Zeichenträger" zu machen. An diesem Punkt, so der Rezensent, stellt sich die Frage nach der Modernität im NS-Faschismus noch einmal neu.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH