Zwischen 1919 und 1945 schlossen sich über zehn Millionen Menschen der NSDAP an, am Ende des Zweiten Weltkriegs war jeder zehnte Deutsche Parteigenosse. Doch wer konnte Mitglied werden und wer nicht? Wann wuchs die NSDAP, die Deutschland während der NS-Diktatur ab 1933 als einzige zugelassene Partei beherrschte, und wann stagnierte ihre Mitgliederzahl? Welche Motive bewogen die Neumitglieder zum Eintritt? Konnte man aus der NSDAP auch wieder austreten? Wie sah die soziale Zusammensetzung der Partei aus? Auf der Basis des mit Abstand größten Datensatzes aus der Zentralen NSDAP-Mitgliederkartei - einer Stichprobe von mehr als 50.000 Personen der Jahre 1925 bis 1945, die das Deutsche Reich samt den angeschlossenen und annektierten Gebieten umfasst - sowie einer Stichprobe früher NSDAP-Mitglieder für die Jahre 1919 bis 1922 untersucht Jürgen W. Falter, einer der renommiertesten Parteienforscher, die NSDAP auf Herz und Nieren - und stellt dabei vertraute historische Gewissheiten zur Disposition.-erste umfassende Monografie zur Mitgliederstruktur der NSDAP-Standardwerk zur Geschichte des Nationalsozialismus
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.06.2020Die Vermessung
der Nazis
Jürgen W. Falter legt ein großes Zahlenwerk über die
Mitglieder der NSDAP vor und modifiziert eine These
VON ROBERT PROBST
Vor fast dreißig Jahren machte in der historischen Fachwelt ein dickes Buch voller Zahlen und Statistiken Furore. Trotz sehr differenzierter Beschreibung der Forschungsergebnisse blieb in der Öffentlichkeit nur ein Schlagwort in Erinnerung: der Mittelstandsbauch. Der damals in Berlin lehrende Politikwissenschaftler Jürgen W. Falter hatte in seinem Buch „Hitlers Wähler“ (C. H. Beck, 1991) die NSDAP als „Volkspartei des Protestes mit Mittelstandsbauch“ klassifiziert. Doch wichtiger als der Mittelstandsbauch war die Datengrundlage, die einen vertieften Blick auf den im Rückblick erschreckend schnellen Aufstieg einer völkisch-extremistischen, antisemitischen Splitterpartei zur alle Volksschichten ansprechenden Massenpartei erlaubte.
Jürgen W. Falter hat dieses Thema nie losgelassen. Seit seiner Emeritierung im Jahr 2012 hat er als Senior-Forschungsprofessor der Universität Mainz mit seinem Team noch tiefer in den Archiven gegraben. Die Ergebnisse liegen nun in einem weiteren dicken Werk voller Zahlen und Detailneuigkeiten vor: „Hitlers Parteigenossen. Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945“ kommt diese Woche in die Buchläden. Noch weniger als 1991 darf man diesmal auf eine griffige Zusammenfassung hoffen. Die Wirklichkeit ist eben meist komplexer, sie entzieht sich eigentlich immer monokausalen Erklärungen. Und auch die Theorien, die über die Anziehungskraft der NSDAP über die Jahrzehnte entwickelt wurden, greifen nie in vollem Umfang, wie Falter nachweist. Und auch der Autor selbst, vielen bekannt als Parteien- und Extremismusforscher sowie selbstbewusster Talkshowgast, muss einige seiner früheren Schlussfolgerungen angesichts der Zahlenanalyse modifizieren.
Adolf Hitler hatte keine Lust, eine Massenpartei zu führen. Ihm ging es um die „historische Minorität“ seiner revolutionären Bewegung, wie er es nannte. Ihm ging es um Kampfgeist und „Opfermut“. Es gelte stets, den „Kern der Bewegung“ von „Parasiten“ frei zu halten. Und doch traten – um einen Vergleich mit der Gegenwart zu bringen – allein im Jahr 1932 etwa 442 000 Deutsche in die NSDAP ein; das sind so viele Mitglieder, wie SPD und CDU derzeit aufweisen, und dies bei einer um ein Drittel höheren Einwohnerzahl als damals. Vor allem nach der Machtübertragung 1933 war den Parteioberen der Ansturm der Massen suspekt. Es gelte, verschärft darauf zu achten, „Konjunkturritter“ alsbald aus der Partei wieder zu entfernen. Das geschah dann zwar nicht im großen Stil, doch insgesamt sieben Jahre lang (Mai 1933 bis April 1937 und Februar 1942 bis Mai 1945) war die Partei komplett für die Allgemeinheit geschlossen. Die Partei wollte, dass maximal zehn Prozent der „Volksgenossen“ bei ihr mitmachten. Dieses Ziel wurde erreicht bzw. leicht übertroffen. 10,2 Millionen Menschen waren zwischen der Wiedergründung der Partei 1925 und dem Kriegsende in die NSDAP eingetreten, 760 000 wieder ausgetreten, 80 000 wurden ausgeschlossen, etwa 520 000 starben bis Mai 1945. Bezogen auf die Einwohnerzahl waren das also gut zehn Prozent, bezogen auf die Wahlberechtigten etwa 15 Prozent.
Die Analyse basiert auf einer Stichprobe von 50 000 Datensätzen aus den Archiven, laut Falter der umfangreichste Datensatz zur NSDAP weltweit. Durch einen großen Zufall sind nämlich etwa 90 Prozent der Daten aller je aufgenommenen Mitglieder entweder in der Reichs- oder der Gaukartei erhalten geblieben. Aus dieser Stichprobe werden dann nach komplexen statistischen Verfahren Aussagen über Demografie und soziale Trägerschichten hochgerechnet. Hier liegt die große Leistung dieses Buches – es zeigt, wie lohnend jahrelange, systematische Kärrnerarbeit in Archiven sein kann.
Falter betont, sein Buch sei für ein breiteres Publikum verfasst worden. Die Lektüre allerdings ist anstrengend. Man bewegt sich in der Welt von „zufallsgesteuerten Stichproben“, Brutto- und Nettomitgliedszahlen, von Spalten- und Zeilenprozent und Fehlertoleranzen. Man müsste oft Mathematiker oder Statistiker sein, um die Berechnungen nachvollziehen zu können – doch man darf wohl getrost davon ausgehen, dass mehr als 40 Jahre der Beschäftigung mit der Materie den Verfasser zum wahren Experten haben werden lassen.
Wer die Anstrengung auf sich nimmt, wird reich belohnt – mit zahllosen bisher teils unbekannten Details; viele Befunde früherer Forschungen werden aber auch auf nun breiterer Quellenbasis bestätigt. Leider wird der historische Kontext weitgehend vorausgesetzt, die Dramatik der Errichtung einer Diktatur bis hin zur totalen Niederlage im Zweiten Weltkrieg wird an keiner Stelle greifbar – auch weil das Buch (bewusst) kaum von Menschen handelt, sondern vornehmlich von Zahlen.
Falter gleicht wie in „Hitlers Wähler“ – das im Herbst bei Campus neu aufgelegt wird – seine Daten mit den gängigen soziologischen Theorien („Panik des Mittelstands“, „Extremismus der Mitte“) ab und kommt zu dem Schluss, dass zu jeweils bestimmten Phasen jeweils bestimmte Theorien besser passen, aber nie für die komplette Zeit. Bei der lange umstrittenen Frage „Mittelschichtspartei“ oder „Volkspartei“ rückt der Autor von seiner jahrelang vertretenen – und bereits vorher von Historikern bezweifelten – Volksparteithese ein wenig ab und spricht nun aufgrund seiner neuen Daten von einer „Zwei-Generationenbewegung mit Volksparteicharakter“.
Vielversprechend sind die Versuche, die Motive der Parteigenossen zum Parteieintritt aufzudecken. Hier werden nicht sehr zahlreich vorliegende Antworten während der NS-Zeit mit den Aussagen in den Spruchkammerverfahren verglichen. Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Motive nach 1945 stark von denen davor. Plötzlich war nach dem Krieg nämlich von Antisemitismus, Nationalismus und Revisionismus keine Rede mehr, sondern nur noch von fehlgeleitetem Idealismus.
Keine Aussagen lassen die Karteikarten offenbar über das Heer der haupt- und ehrenamtlichen „Politischen Leiter“ zu, das das Rückgrat der Hitler-Diktatur bildete. Hierüber müsste man aber reflektieren, wenn sich Falter am Schluss auf wenigen Seiten Gedanken über die spezielle Schuld von „Parteigenossen“ macht. Seiner Meinung nach stellten „Mitläufer und ,Laue‘ ohne Zweifel die große Mehrheit der NSDAP-Mitglieder“, ein Nachweis darüber lässt sich natürlich kaum führen. Ob das ausreicht, wie Falter nicht jedes opportunistische Motiv zum Parteieintritt gleich verwerflich zu finden, lässt sich sicher auch anders bewerten.
Es ist eine bizarre Welt der „Alten Garde“, der „Alten Kämpfer“, der „Märzgefallenen“, der „Illegalen“ (in Österreich) und der „Novemberlinge“ (im Sudetenland), die hier vermessen wird. Das neu aufbereitete Datenmaterial zeigt, wie heterogen die NSDAP-Mitgliedschaft zusammengesetzt war und dass sie sich einfachen Deutungsmustern widersetzt. Wer „Parteigenosse“ war, dürfte nun geklärt sein. Was diese Nazis mit Parteinummer im privaten, beruflichen und sozialen Umfeld taten, verraten die Zahlen nicht.
Mehr als zehn Millionen traten
der NSDAP im Lauf der Jahre bei,
Hitler war das fast zu viel
Jürgen W. Falter:
Hitlers Parteigenossen.
Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus-Verlag, Frankfurt 2020. 584 Seiten, 45 Euro.
(erscheint am Mittwoch, 24. Juni)
Die Aufnahme musste jeder eigenhändig beantragen,
wie der spätere CDU-Politiker Hans Filbinger (unten). Oben ein Werbebüro der SA 1932. Fotos: Scherl / SZ Photo, dpa
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
der Nazis
Jürgen W. Falter legt ein großes Zahlenwerk über die
Mitglieder der NSDAP vor und modifiziert eine These
VON ROBERT PROBST
Vor fast dreißig Jahren machte in der historischen Fachwelt ein dickes Buch voller Zahlen und Statistiken Furore. Trotz sehr differenzierter Beschreibung der Forschungsergebnisse blieb in der Öffentlichkeit nur ein Schlagwort in Erinnerung: der Mittelstandsbauch. Der damals in Berlin lehrende Politikwissenschaftler Jürgen W. Falter hatte in seinem Buch „Hitlers Wähler“ (C. H. Beck, 1991) die NSDAP als „Volkspartei des Protestes mit Mittelstandsbauch“ klassifiziert. Doch wichtiger als der Mittelstandsbauch war die Datengrundlage, die einen vertieften Blick auf den im Rückblick erschreckend schnellen Aufstieg einer völkisch-extremistischen, antisemitischen Splitterpartei zur alle Volksschichten ansprechenden Massenpartei erlaubte.
Jürgen W. Falter hat dieses Thema nie losgelassen. Seit seiner Emeritierung im Jahr 2012 hat er als Senior-Forschungsprofessor der Universität Mainz mit seinem Team noch tiefer in den Archiven gegraben. Die Ergebnisse liegen nun in einem weiteren dicken Werk voller Zahlen und Detailneuigkeiten vor: „Hitlers Parteigenossen. Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945“ kommt diese Woche in die Buchläden. Noch weniger als 1991 darf man diesmal auf eine griffige Zusammenfassung hoffen. Die Wirklichkeit ist eben meist komplexer, sie entzieht sich eigentlich immer monokausalen Erklärungen. Und auch die Theorien, die über die Anziehungskraft der NSDAP über die Jahrzehnte entwickelt wurden, greifen nie in vollem Umfang, wie Falter nachweist. Und auch der Autor selbst, vielen bekannt als Parteien- und Extremismusforscher sowie selbstbewusster Talkshowgast, muss einige seiner früheren Schlussfolgerungen angesichts der Zahlenanalyse modifizieren.
Adolf Hitler hatte keine Lust, eine Massenpartei zu führen. Ihm ging es um die „historische Minorität“ seiner revolutionären Bewegung, wie er es nannte. Ihm ging es um Kampfgeist und „Opfermut“. Es gelte stets, den „Kern der Bewegung“ von „Parasiten“ frei zu halten. Und doch traten – um einen Vergleich mit der Gegenwart zu bringen – allein im Jahr 1932 etwa 442 000 Deutsche in die NSDAP ein; das sind so viele Mitglieder, wie SPD und CDU derzeit aufweisen, und dies bei einer um ein Drittel höheren Einwohnerzahl als damals. Vor allem nach der Machtübertragung 1933 war den Parteioberen der Ansturm der Massen suspekt. Es gelte, verschärft darauf zu achten, „Konjunkturritter“ alsbald aus der Partei wieder zu entfernen. Das geschah dann zwar nicht im großen Stil, doch insgesamt sieben Jahre lang (Mai 1933 bis April 1937 und Februar 1942 bis Mai 1945) war die Partei komplett für die Allgemeinheit geschlossen. Die Partei wollte, dass maximal zehn Prozent der „Volksgenossen“ bei ihr mitmachten. Dieses Ziel wurde erreicht bzw. leicht übertroffen. 10,2 Millionen Menschen waren zwischen der Wiedergründung der Partei 1925 und dem Kriegsende in die NSDAP eingetreten, 760 000 wieder ausgetreten, 80 000 wurden ausgeschlossen, etwa 520 000 starben bis Mai 1945. Bezogen auf die Einwohnerzahl waren das also gut zehn Prozent, bezogen auf die Wahlberechtigten etwa 15 Prozent.
Die Analyse basiert auf einer Stichprobe von 50 000 Datensätzen aus den Archiven, laut Falter der umfangreichste Datensatz zur NSDAP weltweit. Durch einen großen Zufall sind nämlich etwa 90 Prozent der Daten aller je aufgenommenen Mitglieder entweder in der Reichs- oder der Gaukartei erhalten geblieben. Aus dieser Stichprobe werden dann nach komplexen statistischen Verfahren Aussagen über Demografie und soziale Trägerschichten hochgerechnet. Hier liegt die große Leistung dieses Buches – es zeigt, wie lohnend jahrelange, systematische Kärrnerarbeit in Archiven sein kann.
Falter betont, sein Buch sei für ein breiteres Publikum verfasst worden. Die Lektüre allerdings ist anstrengend. Man bewegt sich in der Welt von „zufallsgesteuerten Stichproben“, Brutto- und Nettomitgliedszahlen, von Spalten- und Zeilenprozent und Fehlertoleranzen. Man müsste oft Mathematiker oder Statistiker sein, um die Berechnungen nachvollziehen zu können – doch man darf wohl getrost davon ausgehen, dass mehr als 40 Jahre der Beschäftigung mit der Materie den Verfasser zum wahren Experten haben werden lassen.
Wer die Anstrengung auf sich nimmt, wird reich belohnt – mit zahllosen bisher teils unbekannten Details; viele Befunde früherer Forschungen werden aber auch auf nun breiterer Quellenbasis bestätigt. Leider wird der historische Kontext weitgehend vorausgesetzt, die Dramatik der Errichtung einer Diktatur bis hin zur totalen Niederlage im Zweiten Weltkrieg wird an keiner Stelle greifbar – auch weil das Buch (bewusst) kaum von Menschen handelt, sondern vornehmlich von Zahlen.
Falter gleicht wie in „Hitlers Wähler“ – das im Herbst bei Campus neu aufgelegt wird – seine Daten mit den gängigen soziologischen Theorien („Panik des Mittelstands“, „Extremismus der Mitte“) ab und kommt zu dem Schluss, dass zu jeweils bestimmten Phasen jeweils bestimmte Theorien besser passen, aber nie für die komplette Zeit. Bei der lange umstrittenen Frage „Mittelschichtspartei“ oder „Volkspartei“ rückt der Autor von seiner jahrelang vertretenen – und bereits vorher von Historikern bezweifelten – Volksparteithese ein wenig ab und spricht nun aufgrund seiner neuen Daten von einer „Zwei-Generationenbewegung mit Volksparteicharakter“.
Vielversprechend sind die Versuche, die Motive der Parteigenossen zum Parteieintritt aufzudecken. Hier werden nicht sehr zahlreich vorliegende Antworten während der NS-Zeit mit den Aussagen in den Spruchkammerverfahren verglichen. Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Motive nach 1945 stark von denen davor. Plötzlich war nach dem Krieg nämlich von Antisemitismus, Nationalismus und Revisionismus keine Rede mehr, sondern nur noch von fehlgeleitetem Idealismus.
Keine Aussagen lassen die Karteikarten offenbar über das Heer der haupt- und ehrenamtlichen „Politischen Leiter“ zu, das das Rückgrat der Hitler-Diktatur bildete. Hierüber müsste man aber reflektieren, wenn sich Falter am Schluss auf wenigen Seiten Gedanken über die spezielle Schuld von „Parteigenossen“ macht. Seiner Meinung nach stellten „Mitläufer und ,Laue‘ ohne Zweifel die große Mehrheit der NSDAP-Mitglieder“, ein Nachweis darüber lässt sich natürlich kaum führen. Ob das ausreicht, wie Falter nicht jedes opportunistische Motiv zum Parteieintritt gleich verwerflich zu finden, lässt sich sicher auch anders bewerten.
Es ist eine bizarre Welt der „Alten Garde“, der „Alten Kämpfer“, der „Märzgefallenen“, der „Illegalen“ (in Österreich) und der „Novemberlinge“ (im Sudetenland), die hier vermessen wird. Das neu aufbereitete Datenmaterial zeigt, wie heterogen die NSDAP-Mitgliedschaft zusammengesetzt war und dass sie sich einfachen Deutungsmustern widersetzt. Wer „Parteigenosse“ war, dürfte nun geklärt sein. Was diese Nazis mit Parteinummer im privaten, beruflichen und sozialen Umfeld taten, verraten die Zahlen nicht.
Mehr als zehn Millionen traten
der NSDAP im Lauf der Jahre bei,
Hitler war das fast zu viel
Jürgen W. Falter:
Hitlers Parteigenossen.
Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945. Campus-Verlag, Frankfurt 2020. 584 Seiten, 45 Euro.
(erscheint am Mittwoch, 24. Juni)
Die Aufnahme musste jeder eigenhändig beantragen,
wie der spätere CDU-Politiker Hans Filbinger (unten). Oben ein Werbebüro der SA 1932. Fotos: Scherl / SZ Photo, dpa
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Wie bereits in der Studie 'Hitlers Wähler' (1991) und im Sammelband 'Junge Kämpfer, alte Opportunisten' (2016), einer Gemeinschaftsarbeit des Mainzer Forschungsverbundes zur NSDAP-Geschichte, zeigt Falter auch in seiner quellenstarken Synthese zur Mitgliederstruktur der NSDAP, wie erschreckend heterogen und tief verankert die Gefolgschaft der Deutschen gegenüber Hitler war.« Florian Keisinger, Neue Zürcher Zeitung, 09.07.2020»Jürgen W. Falter hat dieses Thema nie losgelassen. Seit seiner Emeritierung im Jahr 2012 hat er als Senior-Forschungsprofessor der Universität Mainz mit seinem Team noch tiefer in den Archiven gegraben. Die Ergebnisse liegen nun in einem weiteren [...] Werk voller Zahlen und Detailneuigkeiten vor.« Robert Probst, Süddeutsche Zeitung, 22.06.2020»Auf das neue Buch von Falter, der seit fast vier Jahrzehnten immer wieder mit Methoden der empirischen Sozialwissenschaft Studien zur NSDAP anstellt, hat die Zeitgeschichtswissenschaft schon lange gewartet. [...] Falter [liefert] in seinem Buch höchst spannende neue Einzelauswertungen etwa zu Nazis in den damaligen Millionenstädten Berlin, Hamburg und Wien, zum Sonderfall Österreich (hier war die Hitler-Partei von 1933 bis 1936 verboten, anschließend bis 1938 geduldet) und zu dem bisher wenig beleuchteten Thema Parteiaustritte. Hier betritt der voluminöse Band echtes Neuland.« Felix Kellerhoff, Die WELT, 11.09.2020»Vieles ist bekannt und mutmaßlich unbestritten, aber es ist Falters Verdienst, empirisch abgesicherte Belege, notwendige Korrekturen und exakte Zahlen zu bieten.« Wolfgang Michalka, Journal der Juristischen Zeitgeschichte, Heft 3, 2022»Eine bahnbrechende Studie zu den Mitgliedern der NSDAP.« Rainer Zitelmann, Walltstreet Online, 17.07.2020»Gegenüber all solchen Versuchen, wie sie bisher schon unternommen wurden, nämlich den Nationalsozialismus soziologisch zu ergründen, nach Status und Beruf, nach Stadt und Land, Nord und Süd, Geschlecht, Familienstand oder Schulabschluss, serviert der große Datensatz ein Ergebnis, das Falter selber überrascht hat. Die NSDAP, die bislang als eine breit aufgestellte Volkspartei mit einem 'Mittelstandsbauch' beschrieben wurde, erweist sich weit deutlicher als erwartet als eine Generationenpartei, in der die Kriegskinder des Ersten Weltkriegs überrepräsentiert sind.« Reinhold Mann, Schwäbische Zeitung, 19.08.2020»Falter gelingt es durch seinen speziellen Zugang, eindrücklich zu zeigen, wie heterogen die NSDAP war und auch, dass einfache Deutungsmuster nicht greifen.« Melanie Longerich, Deutschlandfunk Andruck, 05.10.2020»Das umfangreiche Werk enthält interessante Tatsachen, die bislang unbekannt waren und zum Teil ein neues Bild der NSDAP zeichnen. [...] An Jürgen W. Falters Buch kann zukünftig niemand mehr vorbeigehen, der sich mit der Geschichte von Hitlers Partei befasst.« Armin Fuhrer, Focus Online, 24.10.2020»'Hitlers Parteigenossen' bietet state-of-the-art der empirischen Parteienforschung.« Sebastian Elsbach, socialnet.de, 08.04.2021»Der souveräne Umgang mit dem Datensatz und die Vielfalt der Perspektiven bei der Charakterisierung der Parteigenossen (...) nötigen großen Respekt für Falters (...) Standardwerk ab.« Bernd Jürgen Wendt, Jahrbuch für Extremismus und Demokratie 2021»Im Schlusskapitel geht Falter über sein eigentliches Thema hinaus und diskutiert die Rahmenbedingungen für den Erfolg rechtsradikaler Bewegungen heute. Nicht nur mit diesem Thema möchte das Buch auch die breite Öffentlichkeit erreichen und zur aktuellen Debatte über den Aufstieg des Rechtspopulismus in Deutschland beitragen. Dass dies gelingt, bleibt zu hoffen, nicht zuletzt im Hinblick auf den herausragenden Gehalt dieser Studie« Mathias Rösch, Einsicht 2021. Bulletin des Fritz Bauer Instituts, Ausgabe 22, November 2021