Die Studie analysiert die Steuerpolitik im Dritten Reich und arbeitet sowohl deren Bedeutung für die Staatsfinanzierung als auch die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft heraus. Sie zeigt, dass auch die Steuerpolitik im Dritten Reich kein von Fachleuten betriebener ideologiefreier Politikbereich darstellte, sondern dass das Reichsfinanzministerium die Steuerpolitik vielfach zur Realisierung nationalsozialistischer Ziele wie etwa einer höheren Geburtenrate einsetzte. Hierfür werden die fiskalischen Ziele und die Entscheidungsprozesse in zahlreichen finanzpolitischen Fragen (Kriegsfinanzierung, Steuerbelastung der Bevölkerung etc.) untersucht, aber auch die durchaus nicht machtlose Stellung des Reichsfinanzministeriums innerhalb des NS-Regimes betrachtet, das deren Kriegskurs erst ermöglichte. Auch der Beitrag von Minister Schwerin von Krosigk und dessen Staatssekretär Reinhardt sowie der Ministerialbürokratie an NS-Unrechtstaten wie der steuerlichen Diskriminierung von Juden wird detailliert herausgearbeitet. Schließlich nimmt die Studie verschiedene steuerpolitische Einzelmaßnahmen wie z.B. die Reaktion der Steuerzahler oder die Strafverfolgung von Steuerhinterziehungen unter dem Gesichtspunkt der NS-Ideologie in den Blick.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2018Verlogene Unschuld
Hitlers Steuerstaat trug zur Katastrophe bei
In den Betrachtungen der zwischen 1933 und 1945 in Deutschland betriebenen Politik hat das Reichsfinanzministerium trotz einer im Vergleich recht guten Aktenlage in den vergangenen Jahrzehnten keine bedeutende Rolle gespielt. Dafür war, wie der Wirtschaftshistoriker Ralf Banken in der vorliegenden ausführlichen Studie zu "Hitlers Steuerstaat" betont, nicht zuletzt die von Hitlers Finanzminister Lutz Schwerin von Krosigk nach dem Krieg mit erstaunlichem Erfolg verbreitete Legende verantwortlich, das Reichsfinanzministerium wäre in erster Linie eine weitgehend unpolitische Fachbehörde gewesen.
Natürlich war das nicht so, wie Bankens Arbeit bestätigt. Der vorliegende Band ist im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprogramms erschienen, das sich mit der Geschichte des Finanzministeriums zwischen 1933 und 1945 befasst. In mehreren großen Kapiteln befasst sich Banken mit einer Analyse der Steuereinnahmen, den Entscheidungsprozessen in der Steuerpolitik, einem Überblick über Steuerreformen und -erhöhungen sowie den ökonomischen Wirkungen des nationalsozialistischen Steuerrechts.
gb.
Ralf Banken: Hitlers Steuerstaat. Die Steuerpolitik im Dritten Reich. De Gruyter Oldenburg. Berlin 2018. 668 Seiten. 49,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hitlers Steuerstaat trug zur Katastrophe bei
In den Betrachtungen der zwischen 1933 und 1945 in Deutschland betriebenen Politik hat das Reichsfinanzministerium trotz einer im Vergleich recht guten Aktenlage in den vergangenen Jahrzehnten keine bedeutende Rolle gespielt. Dafür war, wie der Wirtschaftshistoriker Ralf Banken in der vorliegenden ausführlichen Studie zu "Hitlers Steuerstaat" betont, nicht zuletzt die von Hitlers Finanzminister Lutz Schwerin von Krosigk nach dem Krieg mit erstaunlichem Erfolg verbreitete Legende verantwortlich, das Reichsfinanzministerium wäre in erster Linie eine weitgehend unpolitische Fachbehörde gewesen.
Natürlich war das nicht so, wie Bankens Arbeit bestätigt. Der vorliegende Band ist im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprogramms erschienen, das sich mit der Geschichte des Finanzministeriums zwischen 1933 und 1945 befasst. In mehreren großen Kapiteln befasst sich Banken mit einer Analyse der Steuereinnahmen, den Entscheidungsprozessen in der Steuerpolitik, einem Überblick über Steuerreformen und -erhöhungen sowie den ökonomischen Wirkungen des nationalsozialistischen Steuerrechts.
gb.
Ralf Banken: Hitlers Steuerstaat. Die Steuerpolitik im Dritten Reich. De Gruyter Oldenburg. Berlin 2018. 668 Seiten. 49,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Ralf Banken eine rundum gelungene Studie zur nationalsozialistischen Steuerpolitik vorgelegt hat."
Marc Buggeln in: H-Soz-Kult, 27.09.2018, www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-29884
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"Auf gut 600 Textseiten und mit reichem statistischem Material widerlegt Banken akribisch die Mär vom unpolitischen Finanzministerium en détail. [...] mit Blick auf die Gesamtheit des Deutschen Reiches und seiner Bürger, die ohne Ausnahme zur Finanzierung des Regimes herangezogen wurden."
Bernhard Schulz in: Der Tagesspiegel (08.02.2019), 22
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"Bankens Studie ist [...] die erste zu dem Thema, die auf breiter Archivbasis ruht. Die Kenntnis der Finanzproblematik trägt erheblich zum Verständnis der allgemeinen Politik bei. Die Arbeit ist in jeder Hinsicht eine Pioniertat."
Paul Hoser in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 23.06.2020
Marc Buggeln in: H-Soz-Kult, 27.09.2018, www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-29884
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"Auf gut 600 Textseiten und mit reichem statistischem Material widerlegt Banken akribisch die Mär vom unpolitischen Finanzministerium en détail. [...] mit Blick auf die Gesamtheit des Deutschen Reiches und seiner Bürger, die ohne Ausnahme zur Finanzierung des Regimes herangezogen wurden."
Bernhard Schulz in: Der Tagesspiegel (08.02.2019), 22
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"Bankens Studie ist [...] die erste zu dem Thema, die auf breiter Archivbasis ruht. Die Kenntnis der Finanzproblematik trägt erheblich zum Verständnis der allgemeinen Politik bei. Die Arbeit ist in jeder Hinsicht eine Pioniertat."
Paul Hoser in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 23.06.2020