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Wyatt sondiert mal wieder die Möglichkeiten. Eine Bank wäre toll oder ein Geldtransporter. Doch soll er sich deswegen mit dreisten, jungen Idioten und Meth-Köpfen einlassen? So groß ist seine Verzweiflung dann doch nicht, zumal ihm ein Broker in Queensland einen One-Man-Job anbietet. Ein flämisches Gemälde aus dem 16. Jahrhundert - von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs erbeutet - sei im Erholungsort Noosa, in der sengenden Hitze der Sunshine Coast im Haus eines Pädophilen aufgetaucht und eine israelische Auftraggeberin biete viel Geld dafür. Ganz nach Wyatts Geschmack, denn er kann den Coup in Eigenregie ausbaldowern ...Auch im neuen Wyatt-Roman zeigt sich Dishers Gespür für Atmosphäre und für Charaktere, die bis hin zur allerletzten Nebenfigur lebendig und authentisch daherkommen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2019Schule der Wahrnehmung
Gelungene Kriminalliteratur steht immer noch im Ruf, stilistisch nicht der Rede wert, aber handwerklich sauber zu sein. Demnach hätte der Autor eines Thrillers besonders auf die Dramaturgie und den Detailreichtum zu achten, während er Sprache, Stil und ein komplexes Gedankengewebe vernachlässigen könnte. Es ist bezeichnend, dass diese Auffassung häufig von Lesern geteilt wird, die Krimis mit skandinavischer Dutzendware identifizieren und sich nie den rhetorischen Tollheiten James Ellroys oder der Finesse eines Richard Price ausgeliefert haben. Als Einstiegsdroge für Skeptiker des Genres empfehlen sich die Bücher des Australiers Garry Disher. In "Hitze", dem achten Roman um den Berufskriminellen Wyatt, bilden Stil und handwerkliche Genauigkeit eine Einheit. Wyatt erhält den Auftrag, ein flämisches Gemälde des siebzehnten Jahrhunderts aus einem Haus an der Sunshine Coast zu stehlen. Dummerweise gibt es noch weitere, nicht ungefährliche Interessenten, die falsche Fährten legen und sich gegenseitig hinters Licht führen. Auf zweihundertsiebzig Seiten macht Disher aus den Zutaten der klassischen Heist-Story eine Schule der Wahrnehmung, wobei Inhalt und Form die perfekte Symbiose eingehen. Wir sehen die erzählte Welt mit den Augen der wachsamen Hauptfigur, scannen jede Straße, jeden Raum und jedes Gesicht mit dem Blick des Profis. Die klaren und kantig geschliffenen Sätze verdichten sich dabei zu einer Manier, die auf kompositorischer Strenge basiert und uns zugleich eine atemlose Lektüre bereitet.
span.
Garry Disher: "Hitze". Ein Wyatt-Roman.
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller.
Pulp Master Verlag, Berlin 2019. 278 S., br., 14,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gelungene Kriminalliteratur steht immer noch im Ruf, stilistisch nicht der Rede wert, aber handwerklich sauber zu sein. Demnach hätte der Autor eines Thrillers besonders auf die Dramaturgie und den Detailreichtum zu achten, während er Sprache, Stil und ein komplexes Gedankengewebe vernachlässigen könnte. Es ist bezeichnend, dass diese Auffassung häufig von Lesern geteilt wird, die Krimis mit skandinavischer Dutzendware identifizieren und sich nie den rhetorischen Tollheiten James Ellroys oder der Finesse eines Richard Price ausgeliefert haben. Als Einstiegsdroge für Skeptiker des Genres empfehlen sich die Bücher des Australiers Garry Disher. In "Hitze", dem achten Roman um den Berufskriminellen Wyatt, bilden Stil und handwerkliche Genauigkeit eine Einheit. Wyatt erhält den Auftrag, ein flämisches Gemälde des siebzehnten Jahrhunderts aus einem Haus an der Sunshine Coast zu stehlen. Dummerweise gibt es noch weitere, nicht ungefährliche Interessenten, die falsche Fährten legen und sich gegenseitig hinters Licht führen. Auf zweihundertsiebzig Seiten macht Disher aus den Zutaten der klassischen Heist-Story eine Schule der Wahrnehmung, wobei Inhalt und Form die perfekte Symbiose eingehen. Wir sehen die erzählte Welt mit den Augen der wachsamen Hauptfigur, scannen jede Straße, jeden Raum und jedes Gesicht mit dem Blick des Profis. Die klaren und kantig geschliffenen Sätze verdichten sich dabei zu einer Manier, die auf kompositorischer Strenge basiert und uns zugleich eine atemlose Lektüre bereitet.
span.
Garry Disher: "Hitze". Ein Wyatt-Roman.
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller.
Pulp Master Verlag, Berlin 2019. 278 S., br., 14,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Klasse findet Rezensentin Sylvia Staude den australischen Autor Garry Disher, und von seinem Meisterdieb Wyatt hat sie noch lange nicht genug: Wyatt ist auf unaufgeregte Art ein bisschen cooler, ein bisschen schlauer und und ein bisschen vorsichtiger als andere Typen seines Schlags. Wie Staude erzählt, soll er diesmal ein flämisches Gemälde für eine israelische Erbin stehlen, die sich nur den bürokratischen Aufwand sparen will. Wie Disher in diesem Plot den Faktor Mensch ins Spiel bringt, hält Staude mal wieder für schön ausgefuchst.
© Perlentaucher Medien GmbH
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