Das Hütten- und Wegenetz in den Alpen entstand innerhalb weniger Jahrzehnte. Es war Voraussetzung und Anreiz zugleich für die starke Zunahme des Bergtourismus, der sich mit der Gründung der alpinen Vereine eine organisatorische Basis schuf. In den Ostalpen trugen der Deutsche und Österreichische Alpenverein den Hauptanteil dieser Entwicklung. Das Buch nimmt die Wege und Hütten als Zeugnisse der Natur- und Alpenbegeisterung in den Blick. Sie geben Auskunft darüber, welche Ziele die Mitglieder mit dem Besuch der Alpen verbanden, wie sie sich in den Bergen bewegten und welchen Grundhaltungen sie sich verpflichtet fühlten. Gleichzeitig erzählen sie davon, wie die Vereine sich mit der einheimischen Bevölkerung, den rasant steigenden Gästezahlen und dem wirtschaftlichen Druck auseinandersetzen mussten. Heute stehen Anforderungen von Umwelt- und Denkmalschutz sowie Auseinandersetzungen um eine zeitgemäße Architektursprache im Fokus. Das zweibändige Werk ist opulent ausgestattet. Zahlreiche Abbildungen, ein umfangreiches Register sowie ein Hüttenverzeichnis mit allen bestehenden und ehemaligen Hütten machen das Buch zu einem Muss für alle an der Bergwelt Interessierten.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hannnes Hintermeier empfiehlt die beiden vom Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Alpenverein herausgegebenen Bände allen Leserinnen, sich für die Infrastruktur der Ostalpen und die damit verbundenen denkmalschützerischen Fragen interessieren, für Schutzhütten und Wege, ihre Architektur und ihre Entwicklung. Das Begleitbuch zu einer Ausstellung in Innsbruck, München und Bozen bietet dem Rezensenten anhand einer kulturhistorischen Einführung, zahlreicher Fotos und Karten und mit der Katalogisierung sämtlicher Hütten und Herbergen ein wissenschaftliches fundiertes Kompendium zur Erschließung der Alpen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2016Hoch hinaus in den Ostalpen
Mehr als fünf Jahrzehnte bevor der erste Alpenverein gegründet wurde - das geschah wohlgemerkt in London 1857 -, beschrieb der deutsche Schriftsteller Johann Gottfried Seume in seinem "Spaziergang nach Syrakus im Jahr 1802" die Freuden des selbstbestimmten Gehens. Seume war überzeugt, "dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge". Er brachte so eine Stimmung auf den Punkt, die sich in einem "neuen Bewegungsdrang bei Mitgliedern der bürgerlichen Klasse" manifestierte, die bis dahin eher durch Bewegungslosigkeit als Ausdruck guten Benehmens aufgefallen war - so Martin Scharfe in seinem kulturhistorischen Einführungskapitel zu dem nun vorliegenden Werk "Hoch hinaus!" über Wege und Hütten in den Alpen. Erst ihr Bau war es, der den Bergtourismus überhaupt ermöglichte.
Die beiden Bände über die Ostalpen dokumentieren erneut das gemeinsame Bemühen dreier Alpenvereine - Deutschlands, Österreichs und Südtirols -, ihre Rolle in der noch jungen Geschichte der Erschließung der Alpen aufzuarbeiten. (Deutscher, Österreichischer und Südtiroler Alpenverein (Hrsg.): "Hoch hinaus!" Wege und Hütten in den Alpen. Böhlau Verlag, Köln 2016. 2 Bde, 395 und 279 S., zahlr. Abb., geb, 49,99 [Euro].) Wissenschaftlich fundiert und mit zahlreichen Fotografien und Karten bestückt, bietet der erste Band einen Überblick über viele Facetten des Hütten- und Wegebaus seit dem mittleren neunzehnten Jahrhundert, darunter instruktive Beiträge über die Architektur der Schutzhütten und den harten Alltag in ihnen. Andere erzählen von der Mühsal des Wegebaus und dem Einsatz vieler Ehrenamtlicher, die nicht zuletzt durch den Klimawandel gefordert sind, ständig Wegkorrekturen vorzunehmen, insbesondere im Fall gletschernaher Routen. Aus bescheidenen Anfängen wurde ein dichtes Erschließungsnetz, dessen rasanter Ausbau bis heute anhält.
Die beiden Bände dienen zugleich als Begleitbuch zu der gleichnamigen Ausstellung, die soeben in Innsbruck in den Räumen des Archivs für Baukunst eröffnet wurde und dort bis 3. Februar 2017 gezeigt wird; danach wandert die Schau weiter nach München und Bozen. Für alle, die sich für die Infrastruktur der Alpen und die mit ihr verbundenen naturund denkmalschützerischen Fragestellungen interessieren, ist dieses Nachschlagewerk eine Fundgrube. Es schlüsselt die Ostalpen auf von Vorarlberg bis in den Wienerwald, von den Bergamasker Alpen bis zu den Karawanken. Der zweite Band katalogisiert alle aktuellen und aufgelassenen Schutzhütten, zudem offene Unterstände, Jugendherbergen und Aussichtswarten, insgesamt 1800 Bauwerke. (hhm)
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Mehr als fünf Jahrzehnte bevor der erste Alpenverein gegründet wurde - das geschah wohlgemerkt in London 1857 -, beschrieb der deutsche Schriftsteller Johann Gottfried Seume in seinem "Spaziergang nach Syrakus im Jahr 1802" die Freuden des selbstbestimmten Gehens. Seume war überzeugt, "dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge". Er brachte so eine Stimmung auf den Punkt, die sich in einem "neuen Bewegungsdrang bei Mitgliedern der bürgerlichen Klasse" manifestierte, die bis dahin eher durch Bewegungslosigkeit als Ausdruck guten Benehmens aufgefallen war - so Martin Scharfe in seinem kulturhistorischen Einführungskapitel zu dem nun vorliegenden Werk "Hoch hinaus!" über Wege und Hütten in den Alpen. Erst ihr Bau war es, der den Bergtourismus überhaupt ermöglichte.
Die beiden Bände über die Ostalpen dokumentieren erneut das gemeinsame Bemühen dreier Alpenvereine - Deutschlands, Österreichs und Südtirols -, ihre Rolle in der noch jungen Geschichte der Erschließung der Alpen aufzuarbeiten. (Deutscher, Österreichischer und Südtiroler Alpenverein (Hrsg.): "Hoch hinaus!" Wege und Hütten in den Alpen. Böhlau Verlag, Köln 2016. 2 Bde, 395 und 279 S., zahlr. Abb., geb, 49,99 [Euro].) Wissenschaftlich fundiert und mit zahlreichen Fotografien und Karten bestückt, bietet der erste Band einen Überblick über viele Facetten des Hütten- und Wegebaus seit dem mittleren neunzehnten Jahrhundert, darunter instruktive Beiträge über die Architektur der Schutzhütten und den harten Alltag in ihnen. Andere erzählen von der Mühsal des Wegebaus und dem Einsatz vieler Ehrenamtlicher, die nicht zuletzt durch den Klimawandel gefordert sind, ständig Wegkorrekturen vorzunehmen, insbesondere im Fall gletschernaher Routen. Aus bescheidenen Anfängen wurde ein dichtes Erschließungsnetz, dessen rasanter Ausbau bis heute anhält.
Die beiden Bände dienen zugleich als Begleitbuch zu der gleichnamigen Ausstellung, die soeben in Innsbruck in den Räumen des Archivs für Baukunst eröffnet wurde und dort bis 3. Februar 2017 gezeigt wird; danach wandert die Schau weiter nach München und Bozen. Für alle, die sich für die Infrastruktur der Alpen und die mit ihr verbundenen naturund denkmalschützerischen Fragestellungen interessieren, ist dieses Nachschlagewerk eine Fundgrube. Es schlüsselt die Ostalpen auf von Vorarlberg bis in den Wienerwald, von den Bergamasker Alpen bis zu den Karawanken. Der zweite Band katalogisiert alle aktuellen und aufgelassenen Schutzhütten, zudem offene Unterstände, Jugendherbergen und Aussichtswarten, insgesamt 1800 Bauwerke. (hhm)
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