»Steige hoch, du roter Adler - hoch über Sumpf und Sand«, schallt es um Mitternacht aus den Rundfunkkanälen Brandenburgs, die der letzte Hansbur in seinem sonst ausgestorbenen Nest mit seinem schnarrenden Stern-Radio noch empfängt.Ein Lied, das erst in der SA und dann in der Wehrmacht gern den besiegten Tschechen und anderen Völkern vorgesungen wurde und das der langjährige Ministerpräsident Manfred Stolpe zur Hymne des Bundeslandes erhob: »Heil dir mein Brandenburger Land.«Der Beschwörung vom Aufstieg des roten Adlers ist eine Bruchlandung gefolgt. Wie sieht es heute aus in Brandenburg? Erzählt wird von einem Minister, der seine Frau ermorden lassen wollte; von Fahnenmasten vor dem Potsdamer Parlament, die abgebaut wurden, weil sie 80 Zentimeter zu kurz waren; von einem Coup, mit dem das Land versuchte, Bauern um Grund und Boden zu bringen, und damit beinahe durchgekommen wäre; von Politikern, die die eigene Verfassung boykottierten; von Brandenburgs neuer Oberschicht, die nichtgenug einstreichen kann, Stichwort Trennungsgeld-Affäre ...Das wohl treffendste Bild für die Verfassung, in der sich das Land befindet, bieten jedoch die Burgen der Potsdamer Ministerialbürokratie. Sie erstrahlen in Marmor, Glas und Messing - während es das Parlament, der wichtigste öffentliche Raum des Landes, es in der gleichen Zeit zur behördlich bestätigten Ruine gebracht hat. Ohne Waffen.