Das Heft 1/2005 der Zeitschrift „die hochschule. journal für wissenschaft und bildung“ will eine professionalisierungstheoretische Diskussion im Kontext der Hochschulforschung anstoßen. Bislang haben professionssoziologische Analysen kaum Eingang in die Debatte um Hochschulen und ihre Reformen gefunden. Dies scheint aber aus zweierlei Gründen notwendig. Zum einen bedarf es dringend einer Kritik des hochschulpolitischen Professionalisierungsjargons. Denn im Kontext der eingeleiteten Strukturveränderungen im deutschen Hochschulwesen scheint die Berufung auf den Professionalisierungsbegriff einem Legitimationsinteresse geschuldet. Die klassischen soziologischen Modelle einer professionalisierten Berufspraxis werden dabei geradezu konterkariert: die geplanten Reformen, die regelmäßig als Professionalisierung der Hochschulen gepriesen werden, sind auf alles andere gerichtet als auf die Stärkung einer professionsethisch gebundenen, eigenlogischen, beruflich autonomen Handlungssphäre von Forschung und Lehre. Damit zusammenhängend haben – zum anderen – professionstheoretische und professionssoziologische Analysen bislang in die Hochschulforschung kaum Eingang gefunden. Hier fehlt es weitgehend an Forschungsbeiträgen, die dazu in der Lage wären, Prozesse der Professionalisierung und der Deprofessionalisierung empirisch auszuweisen. Der Themenschwerpunkt des Heftes enthält einerseits Beiträge, die sich mit Problemen der Entwicklung professioneller Berufskulturen angesichts der aktuellen hochschulpolitischen Umstrukturierungen beschäftigen. Andererseits wurden Beiträge aufgenommen, die in einer eher grundlagentheoretischen und historischen Perspektive das Verhältnis von Hochschule und Professionen analysieren.