Er fuhr als erster Mensch auf Skiern vom Everest und bezwang fast alle Achttausender. Hans Kammerlander erlebte spektakuläre Erfolge an den höchsten Gipfeln der Welt, doch zugleich prägten bittere Tiefschläge sein Leben: Kameraden, die er am Berg verlor, oder ein tödlicher Autounfall, den er selbst verschuldete. Für den Sechzigjährigen ist die Zeit gekommen, gemeinsam mit den Journalisten Verena Duregger und Mario Vigl Rückschau zu halten. Dabei spricht er nicht nur über alpine Rekorde, sondern auch über Themen, die ihn privat beschäftigen. Er reflektiert über Egoismus und Ehrlichkeit, Freude und Schmerz, erzählt, wie ihn die Geburt seiner Tochter verändert hat und was er sich von der Zukunft erhofft - denn sein Weg zu den höchsten Bergen ist längst nicht vorbei. Eine grundehrliche Autobiografie, die den Extrembergsteiger von ganz neuen Seiten zeigt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.08.2018Abstieg zum Erfolg
In einer Hall of Fame für Bergsteiger hätte Hans Kammerlander seinen sicheren Platz. Gemeinsam mit Reinhold Messner gelang dem Südtiroler 1984 an Hidden Peak und Gasherbrum II die erste Überschreitung von gleich zwei Achttausendern. Bis heute hat das niemand wiederholt. Außerdem hat der Skilehrer aus dem Tauferer Ahrntal in die Tat umgesetzt, was sich die meisten selbst in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen konnten: Er fuhr mit Ski vom Gipfel des Mount Everest hinunter, das war 1996. Heute sagt er über diese Zeit: "Ich war ein Getriebener." Kammerlander stieg nicht nur auf höchste Gipfel, er erlebte auch Tiefen. Bei einem von ihm verursachten Verkehrsunfall starb ein junger Mann aus seinem Tal. Die Öffentlichkeit reagierte so gnadenlos, dass Kammerlander überlegte, aus der Heimat wegzuziehen. Mit einem Interview in einem Magazin wagte Kammerlander den Schritt zurück in die Öffentlichkeit. Dabei konnten die beiden Redakteure offenbar eine solch starke Vertrauensbasis aufbauen, dass weitere Gespräche folgten und dieses Buch entstand. Bergsteigerisch bleibt es oft an der Oberfläche; dafür gibt es einen Hinweis, weshalb Kammerlander selbst bei Vorträgen oft schüchtern wirkt. Selbst seine Erfolge an den höchsten Bergen haben ihm als Sohn einer armen Bergbauernfamilie mit "schlechter Schulbildung" kein Selbstbewusstsein gegeben. Wohl aber hat ihn das seine Bodenständigkeit bewahren lassen. Noch immer arbeitet er als Bergführer und Skilehrer. Im Buch kommt er sympathisch, bescheiden und dennoch als meinungsstarker Bergmensch herüber.
sgr.
"Hans Kammerlander. Höhen und Tiefen meines Lebens. Autobiografie in Gesprächen" von Verena Duregger und Mario Vigl. Piper Verlag, München 2018. 256 Seiten. Gebunden, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In einer Hall of Fame für Bergsteiger hätte Hans Kammerlander seinen sicheren Platz. Gemeinsam mit Reinhold Messner gelang dem Südtiroler 1984 an Hidden Peak und Gasherbrum II die erste Überschreitung von gleich zwei Achttausendern. Bis heute hat das niemand wiederholt. Außerdem hat der Skilehrer aus dem Tauferer Ahrntal in die Tat umgesetzt, was sich die meisten selbst in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen konnten: Er fuhr mit Ski vom Gipfel des Mount Everest hinunter, das war 1996. Heute sagt er über diese Zeit: "Ich war ein Getriebener." Kammerlander stieg nicht nur auf höchste Gipfel, er erlebte auch Tiefen. Bei einem von ihm verursachten Verkehrsunfall starb ein junger Mann aus seinem Tal. Die Öffentlichkeit reagierte so gnadenlos, dass Kammerlander überlegte, aus der Heimat wegzuziehen. Mit einem Interview in einem Magazin wagte Kammerlander den Schritt zurück in die Öffentlichkeit. Dabei konnten die beiden Redakteure offenbar eine solch starke Vertrauensbasis aufbauen, dass weitere Gespräche folgten und dieses Buch entstand. Bergsteigerisch bleibt es oft an der Oberfläche; dafür gibt es einen Hinweis, weshalb Kammerlander selbst bei Vorträgen oft schüchtern wirkt. Selbst seine Erfolge an den höchsten Bergen haben ihm als Sohn einer armen Bergbauernfamilie mit "schlechter Schulbildung" kein Selbstbewusstsein gegeben. Wohl aber hat ihn das seine Bodenständigkeit bewahren lassen. Noch immer arbeitet er als Bergführer und Skilehrer. Im Buch kommt er sympathisch, bescheiden und dennoch als meinungsstarker Bergmensch herüber.
sgr.
"Hans Kammerlander. Höhen und Tiefen meines Lebens. Autobiografie in Gesprächen" von Verena Duregger und Mario Vigl. Piper Verlag, München 2018. 256 Seiten. Gebunden, 20 Euro.
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"Tatsächlich ist das Buch am spannendsten, wenn der 61 Jahre alte Kammerlander das eigene Leben anhand seiner Erfahrungen neu bewertet.", FAZ Magazin, 14.07.2018