Sensationeller Schriftrollenfund mögliche Ursache für Serienmorde
Ilkka Remes (im wirklichen Leben Petri Pykälä) gehört inzwischen zu meinen Lieblingsautoren anspruchsvoller skandinavischer Thriller. Schon bei seinem ersten Auftritt in Deutsch (Ewige Nacht) war ihm eine eindrucksvolle Zukunft
prophezeit worden.
Sein nun dritter Roman um die Morde an drei so genannten „Laestadianerinnen“,…mehrSensationeller Schriftrollenfund mögliche Ursache für Serienmorde
Ilkka Remes (im wirklichen Leben Petri Pykälä) gehört inzwischen zu meinen Lieblingsautoren anspruchsvoller skandinavischer Thriller. Schon bei seinem ersten Auftritt in Deutsch (Ewige Nacht) war ihm eine eindrucksvolle Zukunft prophezeit worden.
Sein nun dritter Roman um die Morde an drei so genannten „Laestadianerinnen“, Angehörige einer eng und streng geführten religiösen Sektierergemeinschaft, die Jagd nach einer geheimnisvollen und von mehreren Geheimdiensten und gewalttätigen Interessensgruppen begehrte Aluminiumrolle mit brisantem Inhalt sowie die brutale Entführung einer jungen Wissenschaftlerin bestätigt alle Vorhersagen seines Erfolgs.
In dem abgelegenen finnischen Städtchen Pudasjärvi werden kurz hintereinander drei Frauen ermordet. Schnell liegt die Vermutung nahe, der erste Serienmörder der Geschichte dieser Region hat sein Debüt gegeben und die Indizien weisen möglicherweise auf eine religiös motivierte Tat hin, denn allen Dreien wurde ein Kreuzanhänger vom Hals gerissen.
Verdächtige sind ebenfalls schnell gefunden und so könnte man darauf warten, dass die eigens ins hohe Hinterland beorderte Profilerin Johanna Vahtera nur noch ein paar Zusammenhänge verknüpfen muss und dann den Täter festnimmt.
Doch es entfalten sich im Verlauf der spannenden und schnörkellos verfassten Geschichte Verknüpfungen zum Internationalen Terrorismus, dem israelischen Geheimdienst und zu dubiosen Gestalten vor Ort, wie zum Beispiel den Besitzer eines libanesischen Restaurants, dessen Bruder ein Terrorist war.
Da wird die mit den drei toten Frauen befreundete Bibelforscherin Saara Vuroio während einer Forschungsreise im Irak entführt und ihr Ehemann Karri versteht die Welt nicht mehr.
Seine Nachforschungen ergeben nichts Konkretes und vage Andeutungen verunsichern ihn eher, als dass es ihm wirklich hilft.
Als er entdeckt, dass auch eine Menge Geld von seinem Konto abgehoben wurde, macht er sich auf eigene Faust auf, Geld für zu erwartende Lösegeldforderungen aufzutreiben, da die Regierungsmaßnahmen zur Rettung seiner Frau mehr als kläglich scheinen. Die ihm von einem Israeli angebotene Unterstützung nimmt er zunächst kritiklos an, lässt ihn gleichzeitig jedoch wachsam den weiteren Verlauf des Geschehens verfolgen.
Schließlich macht er sich in den Nahen Osten auf, wohlwissend, dass seine Jagd nach den Entführern hochgradig gefährlich ist und möglicherweise erfolglos sein könnte. Begleitet wird er von dem erst spät in der Geschichte auftauchenden, aus den beiden vorherigen Thrillern schon bekannte TERA-Special-Agent Timo Nortamo.
Wie bisher in jedem seiner Romane gelingt es dem fantasiereichen Autor hervorragend Fiktion und reale Erfahrungs- und Wissenshintergründe und politische Ereignisse miteinander zu einem absolut glaubwürdigen Plot zu verweben. Man nimmt dem Erzähler letztlich alles ab, so unwidersprüchlich und nachvollziehbar beschreibt er die unterschiedlichen Ebenen, Schauplätze, Personen und Geschehnisse.
Die ungewöhnliche Verquickung individueller Befindlichkeiten, kleinkrimineller Vertuschungsenergie, krude und wirre Fantasien fehlgeleiteter islamistischer Terroristen und die immer wieder geheimnisvoll-mystische Vorstellung neuer und die Festen der Kirche erschütternde Schriften und Aufzeichnungen aus der Zeit Jesu sorgen für atemloses Lesevergnügen bis zu den letzten Zeilen. Wieder ein Spitzenthriller aus dem Bildungsspitzenreiterfinnland.
© 12/2006, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.