Geständnisse
„… ich habe eine Weile nicht mehr mit ihr gesprochen … Inzwischen … fast sechs Monate.“ (S. 11)
Maggie und Frank sind seit 40 Jahren verheiratet, als er von einem auf den anderen Tag aufhört zu sprechen. Am Anfang rebelliert Maggie noch, heult, schreit, kämpft, doch bald hofft sie,
dass Frank vielleicht nur Zeit braucht, um seine Stimme wiederzufinden und lässt ihm diese, denn…mehrGeständnisse
„… ich habe eine Weile nicht mehr mit ihr gesprochen … Inzwischen … fast sechs Monate.“ (S. 11)
Maggie und Frank sind seit 40 Jahren verheiratet, als er von einem auf den anderen Tag aufhört zu sprechen. Am Anfang rebelliert Maggie noch, heult, schreit, kämpft, doch bald hofft sie, dass Frank vielleicht nur Zeit braucht, um seine Stimme wiederzufinden und lässt ihm diese, denn Tisch und Bett teilen sie weiterhin.
Aber dann passiert etwas, das Frank aufrüttelt. Plötzlich rennt ihm die Zeit davon. Wenn er Maggie und sich, ihre Beziehung, retten will, muss er endlich wieder reden und ihr gestehen, was ihm die Sprache verschlagen hatte. „Ich weiß, dass ich Maggie im Stich gelassen habe. Ich weiß, dass sie in den vergangenen Monaten mehr als einen schweigenden Resonanzkörper gebraucht hätte.“ (S. 21)
Er beginnt am Anfang, erzählt von ihrem Kennenlernen, wie sie ihn sofort bezaubert und für sich eingenommen hat. Dass sie sich auch in ihn verliebte, kann er bis heute nicht fassen. Sie sind so verschieden. Er ist ruhig, zuverlässig, schüchtern – ein Fels in der Brandung, aber eher unscheinbar. Sie hingegen sehr impulsiv, weltoffen, freundlich und ein echter Wirbelwind, der überall auffällt. Zudem ist sie wunderschön. „… du warst wie das Licht eines Leuchtturms. Dein heller Schein richtete sich direkt auf mich, und ich konnte mich nur bemühen, in deinem Glanz, der alles erleuchtet, was du berührtest, nicht zu erblinden. (S. 67)
Er dachte, dass sie ein glückliches und erfülltes Leben führen würden. Zwar hatte Maggie schon immer dunkle Stunden, in denen er sie halten und ihr Trost spenden musste, aber auch diese Seite an ihr hat er geliebt. Und zusammen haben sie es immer wieder überwunden.
Doch dann passiert etwas, was beide sprachlos zurücklässt. Was sie nicht wissen, beide fühlen sich wegen der gleichen Sache schuldig, aber sie können es dem jeweils anderen nicht sagen, weil sie Angst haben, ihn zu verlieren.
„Hör mir zu, auch wenn ich schweige“ ist eine extrem berührende und intensive (Liebes-)Geschichte, die mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat. Schnell zieht sie mich in einen Strudel voller Gefühle. Ich will unbedingt wissen: Was hat diese scheinbar perfekte Beziehung zerstört? Das Buch ist eine emotionale Achterbahnfahrt – man kann eigentlich nicht aufhören zu Lesen, weil es so spannend ist, andererseits kommen Dinge ans Tageslicht, die man erstmal sacken lassen muss und es dann eben doch kurz weglegt – wenn eine Befürchtung zur Gewissheit wird. Abbie Graeves erzählt sehr eindringlich von so viel Leid, dass man es fast nicht mehr erträgt. Ich bin erschüttert und es fließen sogar Tränen. Aber es lässt auch Platz für Hoffnung, schafft der Gewissheit Raum, dass ein Ende oft auch einen neuen Anfang in sich birgt. „Vierzig Jahre Höhen und Tiefen, die Kämpfe und die Freude und das Licht, auf dem sie ein Leben aufgebaut haben. Er sieht alles, was sie gewesen sind. Er sieht alles, was sie sind. Er sieht auch alles, was sie noch werden können.“ (S. 331)
„Hör mir zu, auch wenn ich schweige“ ist auf mein erstes emotionales Highlight für dieses Lesejahr.
#TheSilentTreatment