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Als sich Sophie Scholl und Fritz Hartnagel 1937 beim Tanzen kennen lernen, ist Sophie sechzehn, Fritz vier Jahre älter. Unter dem nationalsozialistischen Regime bleibt die Freundschaft zwischen der Schülerinund dem jungen Offizier jedoch nicht lange unbeschwert. Beide weichen der Konfrontation mit Hitlers System nicht aus. In den folgenden Jahren treffen sie sich immer wieder, aber vor allem schreiben sie sich Briefe. Briefe, die Spiegel einer intensiven Freundschaft und schwierigen Liebe sind. Hermann Vinke schafft auf Basis der hinterlassenen Briefe von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel…mehr

Produktbeschreibung
Als sich Sophie Scholl und Fritz Hartnagel 1937 beim Tanzen kennen lernen, ist Sophie sechzehn, Fritz vier Jahre älter. Unter dem nationalsozialistischen Regime bleibt die Freundschaft zwischen der Schülerinund dem jungen Offizier jedoch nicht lange unbeschwert. Beide weichen der Konfrontation mit Hitlers System nicht aus. In den folgenden Jahren treffen sie sich immer wieder, aber vor allem schreiben sie sich Briefe. Briefe, die Spiegel einer intensiven Freundschaft und schwierigen Liebe sind. Hermann Vinke schafft auf Basis der hinterlassenen Briefe von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel sowie vielen Gesprächen mit Elisabeth Hartnagel, der letzten lebenden Zeitzeugin der Familie Scholl/Hartnagel, ein außerordentliches zeitgeschichtliches Dokument.
Autorenporträt
Hermann Vinke wurde 1940 in Rhede/Emsland geboren. Er studierte Geschichte und Soziologie an der Universität Hamburg und arbeitete bis 1981 als Redakteur beim NDR. Anschließend lebte er fünf Jahre als ARD-Korrespondent in Tokyo und vier Jahre als NDR/WDR-Korrespondent in Washington. Vinke kehrte 1990 nach Deutschland zurück, wo er das ARD-Studio Ostdeutschland in Berlin leitete. Von 1992 bis 2000 war er Hörfunkdirektor bei Radio Bremen.
Vinke schreibt seit 1978 Jugendbücher. Ihm ist es wichtig, dass vor allem junge Menschen aus der Geschichte und den Fehlern der Vergangenheit lernen. Für seine Bücher erhielt er einige der wichtigsten Jugendliteraturpreise.
Hermann Vinke lebt in Bremen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2006

Der Soldat und das Mädchen
Liebe in der Zeit der Zerstörung: Die Briefe der Sophie Scholl

In totalitären Staaten soll alles Private den Machthabern zur Einsicht und für politisch motivierte Eingriffe offenstehen. Niemand hat das eindrücklicher beschrieben als George Orwell in seiner bitteren Utopie "1984". Dort will die totalitäre Macht des "Großen Bruders" auch das Allerprivateste und Intimste, nämlich die Liebe, zerstören. Die Liebe aber widersetzt sich am erfindungsreichsten der Gleichschaltung; sie schafft sich einen Binnenraum, einen Kokon, in dem nur Platz ist für die Liebenden, für ihre Gefühle und ihr rückhaltloses Zueinander. Das muß keineswegs heißen, daß sie sich gegen die Außenwelt abschotten, im Gegenteil.

Das nationalsozialistische Deutschland war ein totalitärer Staat. Die anrührende Liebesgeschichte zwischen Sophie Scholl und Fritz Hartnagel begann 1937 und endete am 22. Februar 1943. An diesem Tag wird Sophie Scholl, knapp über 20 Jahre alt, als Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" hingerichtet. Fritz Hartnagel liegt an diesem Tag im Lazarett in Lemberg. Der Hauptmann der Wehrmacht ist dank eines Zufalls noch ganz zum Schluß aus dem eingekesselten Stalingrad ausgeflogen worden. Er wird den Krieg überleben.

Hermann Vinke hat in diesem Band längere Abschnitte aus dem Briefwechsel zwischen Sophie und Fritz abgedruckt und sie geschickt mit Zwischentexten verbunden. So ist das Porträt einer spannungsvollen Beziehung entstanden. Auch die zahlreichen Fotos, darunter viele kunstlose Schnappschüsse aus dem Alltagsleben, machen den Kontrast zwischen den Lebenswelten dieser beiden fast schmerzlich deutlich. Eigentlich sind die Freundschaft und die sich daraus entwickelnde spröde Liebe zwischen ihnen ganz und gar unwahrscheinlich. Denn trotz mancher Gemeinsamkeiten bleiben viele Grundüberzeugungen der beiden unvereinbar. Deswegen kommt es zuweilen auch zu heftigen Auseinandersetzungen, besonders über politische Fragen. Das bleibt nicht ohne Einfluß auf die gegenseitigen Gefühle. Außerdem wird Fritz schon vor dem Kriegsausbruch 1939 hin und wieder versetzt, danach noch viel häufiger. Das Briefeschreiben wird so manchmal über lange Wochen hinweg das einzige Verbindungsmedium.

Sophie, die vier Jahre Jüngere, erscheint hier als die Stärkere, Entschlossenere. Sie gibt Richtung und Tempo der Beziehung vor. Fritz folgt, wehrt sich gegen zu heftige Äußerungen Sophies, gibt ihr aber in den meisten Fragen nach. Sophie ist einerseits lebenslustig und mutig. Andererseits ist sie tief geprägt von dem protestantischen Lebensgefühl der Körperskepsis. Auch das trägt dazu bei, daß sie in ihrer Liebe immer einmal wieder auf Prüfdistanz geht. Fritz wird dadurch irritiert und manchmal auch ein bißchen verletzt.

In ihrer Familie, besonders bei ihrem Bruder Hans und dessen Freunden herrscht eine Mischung aus Verachtung und Widerwillen gegenüber dem Nazi-Regime. Sophie hat von Kind an gelernt, politisch zu argumentieren. Da ist sie Fritz überlegen. Aber sie erzieht ihn sozusagen zu einer kritischen Einstellung und öffnet ihm die Augen über das Dritte Reich. Allerdings ist Sophie immer überaus vorsichtig gewesen und hat Fritz nichts von den Flugblattaktionen der Münchner Widerstandsgruppe erzählt. Das mag ihm das Leben gerettet haben. Allen totalitären Verführungen und dem politischen Druck des Regimes haben Sophie Scholl und Fritz Hartnagel widerstanden. Auch im Falschen, auch inmitten des Zerstörerischen ist, wenigstens eine Zeitlang, richtiges Leben möglich. Das ist eine ermutigende Einsicht.

WILFRIED VON BREDOW

Hermann Vinke: "Hoffentlich schreibst Du recht bald". Sophie Scholl und Fritz Hartnagel - Eine Freundschaft 1937-1943. Buchverlag Otto Maier, Ravensburg 2006. 317 S., geb., 14.95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das "Porträt einer spannungsvollen Beziehung" erblickt Rezensent Wilfried von Bredow in diesem Briefwechsel zwischen Sophie Scholl und Fritz Hartnagel, den Hermann Vinke ausgewählt und mit Zwischentexten versehen hat. Die Liebe zwischen der Widerstandskämpferin und dem Wehrmachtsangehörigen erscheint ihm eigentlich als "ganz und gar unwahrscheinlich". Schließlich kommen sie aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten, haben verschiedene Grundüberzeugungen. Ausführlich geht Bredow auf die Beziehung der beiden ein, wobei er Sophie als die Stärkere schildert, die Fritz eine kritische Einstellung vermittelt und ihm die Augen über das Dritte Reich geöffnet habe. Er hebt hervor, dass Sophie und Fritz dem politischen Druck des Regimes widerstanden haben. Dass selbst in einer Diktatur und in Kriegszeiten wenigstens phasenweise ein "richtiges Leben möglich" ist, ermutigt den Rezensenten.

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