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Die Auswahl des Bandes versammelt die wichtigsten Autoren und Erzählungen der Zeit des Realismus in Polen, etwa um 1860-1900; thematische und stilistische Schulbeispiele für eine Literatur, die nach dem Zusammenbruch des Januar-Aufstands von 1863 bis zu den Strömungen um die Jahrhundertwende (das "Junge Polen") das Volksbewußtsein prägte und beherrschte. Die "Realisten" wollten aus der Lethargie der Enttäuschungen nach den Niederlagen herausführen und das Volk im positivistischen Sinne "erbauen". Sie taten es dennoch nicht ohne die landesübliche "Romantik", die patriotische Schwärmerei. Der…mehr

Produktbeschreibung
Die Auswahl des Bandes versammelt die wichtigsten Autoren und Erzählungen der Zeit des Realismus in Polen, etwa um 1860-1900; thematische und stilistische Schulbeispiele für eine Literatur, die nach dem Zusammenbruch des Januar-Aufstands von 1863 bis zu den Strömungen um die Jahrhundertwende (das "Junge Polen") das Volksbewußtsein prägte und beherrschte. Die "Realisten" wollten aus der Lethargie der Enttäuschungen nach den Niederlagen herausführen und das Volk im positivistischen Sinne "erbauen". Sie taten es dennoch nicht ohne die landesübliche "Romantik", die patriotische Schwärmerei.
Der Nachvollzug dieser Entwicklung und Wechselwirkung (Wunschvorstellung -Realität) - an der Art der Erzählungen hervorragend ablesbar - öffnet wesentlich den Zugang zur polnischen Geschichte und Psyche.
Die Erzählungen behandeln die das Polen jener Zeit beherrschenden Probleme: das Schicksal der emigrierten Aufständischen ("Der Leuchtturmwärter" von Sienkiewicz und "Verstummende Stimmen" von Boleslaw Prus); ihre Verbannung nach Sibirien und die Bedeutung der großen romantischen Literatur ("Aus dem Jahre 1835" von Konopnicka); die Lebendigkeit des Napoleonkults ("Wojciech Zapala" von Konopnicka); den unlösbaren Konflikt zwischen positivistischer Friedenssehnsucht und romantisch inspiriertem bewaffnetem Widerstand ("Ein Versehen" von Prus); die soziale Ungerechtigkeit auf dem Lande und in der Stadt, gekoppelt mit der Frage nach der nationalen Identität ("Janko, der Musikant" von Sienkiewicz und "Karl Krug" von Swietochowski); schließlich die in egoistische Einzelgruppen zerfallene Gesellschaft ("Die Irrenanstalt" von Balucki) und die patriotische Neubesinnung auf die nationale aufständische Tradition ("Gloria victis" von Orzeszkowa). Die Erzählungen, die eigens für diesen Band neu überset zt worden sind, zeugen von der künstlerisch vielfältigen Auseinandersetzung einer bedrohten und unterdrückten Nation mit der eigenen Geschichte und Literatur, zugleich aber auch von der Hoffnung der Besiegten auf eine bessere Zukunft: "Gloria victis" - Ehre den Besiegten!
Autorenporträt
Karl Dedecius, 1921 in Lodz geboren, galt als bedeutendster Mittler polnischer Literatur und Kultur in Deutschland. Als Übersetzer hunderter Bücher, Autor zahlloser Reden und Aufsätze, Herausgeber der Polnischen Bibliothek, Gründer des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt wurde er vielfach gewürdigt und ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1990), dem Orden des Weißen Adlers (1999) in Polen und dem Deutschen Nationalpreis (2010). Karl Dedecius starb am 26. Februar 2016 im Alter von 94 Jahren in Frankfurt am Main.