Eine der wichtigsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur.
"Ein wunderbares, verdrehtes, herzzerreißendes, wahres und ungeheuer lustiges Buch. Es wird sehr viele Leute sehr wütend machen. Und es wird auch sehr viele Menschen sehr glücklich machen." -- A. L. KENNEDY
Ein wahrhaft lustiges Buch. So lustig, dass manche wohl nicht darüber lachen können. Aber in unserer Welt voller Verrücktheiten und Neurosen ist Shalom Auslanders scharfsinnige, böse
Sicht auf die Dinge auch ein strahlender Funken Hoffnung. Und sein Roman Hoffnung ein Werk von ungeheurer Chuzpe.
"Ein wunderbares, verdrehtes, herzzerreißendes, wahres und ungeheuer lustiges Buch. Es wird sehr viele Leute sehr wütend machen. Und es wird auch sehr viele Menschen sehr glücklich machen." -- A. L. KENNEDY
Ein wahrhaft lustiges Buch. So lustig, dass manche wohl nicht darüber lachen können. Aber in unserer Welt voller Verrücktheiten und Neurosen ist Shalom Auslanders scharfsinnige, böse
Sicht auf die Dinge auch ein strahlender Funken Hoffnung. Und sein Roman Hoffnung ein Werk von ungeheurer Chuzpe.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die Provokation mit Löffeln gefressen hat der Autor augenscheinlich, und Cornelia Fiedler, die sich bei Shalom Auslander zwar inzwischen einigermaßen daran gewöhnt hat, kann es dennoch mitunter nur schwer ertragen, wenn die Redundanz allzu sehr ins Kraut schießt in diesem Roman, die Tragikomik immer greller und lauter wird und Auslander politische Korrektheit links liegen lässt. Tiefschwarz erscheint Fiedler der Humor etwa, wenn der Held, ein zeitgenössischer Hiob, auf dem Dachboden auf eine verlotterte Alte mit Namen Anne Frank trifft, die an einem Roman arbeitet. Dass dem Buch andererseits ein bedeutungsschwerer Hoffnungsdiskurs eingeschrieben ist, findet Fiedler auch nicht eben beglückend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2013Salomon Kugel
Alle fünf oder sechs Seiten möchte man das Buch weglegen und nie wieder aufschlagen. Aber dann käme das schlechte Gewissen, als Deutscher die Augen vor den Spätfolgen der Schoa zu schließen, die hier so drastisch und zum Davonlaufen komisch beschrieben sind, dass einem das Lachen im Halse stecken bleiben will - aber nicht bleibt. Prompt ist man ein Ebenbild jenes Salomon Kugel, der dem Leser sein Leben als Pendeln zwischen Abwehr und Annahme von Schuld in seiner zum Scheitern verdammten kleinen Welt beichtet.
Von wegen klein - er betrachtet die gesamte Menschheit durch das Brennglas der jüdischen Geschichte, die ihm seine Mutter, eine unerbittliche Prophetin aller nur denkbaren Katastrophen, eingeimpft hat. Schon als er drei Jahre alt war, zeigte sie ihm Bilder aus Auschwitz als die seiner Familie und sich selbst als Überlebende. Dass sie, eine Amerikanerin, aus dem harten Leben einer alleinerziehenden Mutter zweier Kinder bis zur Psychose in diese Rolle geflüchtet ist, weiß Kugel. Aber wie ihr ist ihm das Opfersein zur Natur geworden und führt ihn, den ewig hoffenden neurotischen Pessimisten, in die entsetzlich komischsten Situationen.
In der Kleinstadt Stockton, wohin er sich in Shalom Auslanders Roman "Hoffnung - Eine Tragödie" mit Frau, Sohn, Mutter und Untermieter in den - natürlich zweifelhaften - Schutz eines kleinen Hauses geflüchtet hat, sieht Kugel sich täglich mit Tücken des Alltags konfrontiert, die sein Kopf zu drohenden Katastrophen weitet: Ein Pyromane wird das Haus der jüdischen Neuankömmlinge anzünden, der Wachhund, den er anschaffen will, könnte zur Bestie werden, die ihren eigenen Herrn anfällt, er könnte seine letzten Worte, die er sich täglich neu ausdenkt, vergessen, die Mutter, die den Untermieter als getarnten Nazi bezichtigt, könnte vor Angst aus dem Fenster springen - oder recht haben.
So hetzt Kugel durch Albträume, wie wir sie teils kennen, teils als Schreckenserbe der Schoa erkennen. Was soll daran komisch sein? Zum einen das, was uns über uns selbst lachen lässt, wenn wir mal wieder Pech mit Schicksal verwechseln. Dann aber ist da dieses Lachen über den Wahnwitz in uns allen. Kugel erlebt ihn, als er auf seinem Dachboden die greise Anne Frank entdeckt, die die Holocaust-Erinnerungen seiner Mutter mit einem "Klaut die Alte mir etwa die Nummer?" unterbricht. Kugel wird die mutmaßliche Anne trotzdem verbergen und ihr den Wahn lassen. Und er wird am nächsten Morgen wie immer Gemüse aus dem Supermarkt im verdorrten Garten ausstreuen, damit seine Mutter es stolz als vermeintliches Ergebnis eigener Arbeit ernten kann. Ein Hiob-Held, ein Holocaust-Chaplin, der einem nicht aus dem Kopf geht.
DIETER BARTETZKO
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alle fünf oder sechs Seiten möchte man das Buch weglegen und nie wieder aufschlagen. Aber dann käme das schlechte Gewissen, als Deutscher die Augen vor den Spätfolgen der Schoa zu schließen, die hier so drastisch und zum Davonlaufen komisch beschrieben sind, dass einem das Lachen im Halse stecken bleiben will - aber nicht bleibt. Prompt ist man ein Ebenbild jenes Salomon Kugel, der dem Leser sein Leben als Pendeln zwischen Abwehr und Annahme von Schuld in seiner zum Scheitern verdammten kleinen Welt beichtet.
Von wegen klein - er betrachtet die gesamte Menschheit durch das Brennglas der jüdischen Geschichte, die ihm seine Mutter, eine unerbittliche Prophetin aller nur denkbaren Katastrophen, eingeimpft hat. Schon als er drei Jahre alt war, zeigte sie ihm Bilder aus Auschwitz als die seiner Familie und sich selbst als Überlebende. Dass sie, eine Amerikanerin, aus dem harten Leben einer alleinerziehenden Mutter zweier Kinder bis zur Psychose in diese Rolle geflüchtet ist, weiß Kugel. Aber wie ihr ist ihm das Opfersein zur Natur geworden und führt ihn, den ewig hoffenden neurotischen Pessimisten, in die entsetzlich komischsten Situationen.
In der Kleinstadt Stockton, wohin er sich in Shalom Auslanders Roman "Hoffnung - Eine Tragödie" mit Frau, Sohn, Mutter und Untermieter in den - natürlich zweifelhaften - Schutz eines kleinen Hauses geflüchtet hat, sieht Kugel sich täglich mit Tücken des Alltags konfrontiert, die sein Kopf zu drohenden Katastrophen weitet: Ein Pyromane wird das Haus der jüdischen Neuankömmlinge anzünden, der Wachhund, den er anschaffen will, könnte zur Bestie werden, die ihren eigenen Herrn anfällt, er könnte seine letzten Worte, die er sich täglich neu ausdenkt, vergessen, die Mutter, die den Untermieter als getarnten Nazi bezichtigt, könnte vor Angst aus dem Fenster springen - oder recht haben.
So hetzt Kugel durch Albträume, wie wir sie teils kennen, teils als Schreckenserbe der Schoa erkennen. Was soll daran komisch sein? Zum einen das, was uns über uns selbst lachen lässt, wenn wir mal wieder Pech mit Schicksal verwechseln. Dann aber ist da dieses Lachen über den Wahnwitz in uns allen. Kugel erlebt ihn, als er auf seinem Dachboden die greise Anne Frank entdeckt, die die Holocaust-Erinnerungen seiner Mutter mit einem "Klaut die Alte mir etwa die Nummer?" unterbricht. Kugel wird die mutmaßliche Anne trotzdem verbergen und ihr den Wahn lassen. Und er wird am nächsten Morgen wie immer Gemüse aus dem Supermarkt im verdorrten Garten ausstreuen, damit seine Mutter es stolz als vermeintliches Ergebnis eigener Arbeit ernten kann. Ein Hiob-Held, ein Holocaust-Chaplin, der einem nicht aus dem Kopf geht.
DIETER BARTETZKO
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