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Als Helene ihre Eltern kurz vor Weihnachten besucht, wirken die Räume des vertrauten Hauses seltsam hohl, als ließen sie sich trotz aller Bemühungen nicht mit Leben füllen. Der Anlass für ihren Besuch ist die Scheidung der Eltern. Irritiert beobachtet die Tochter jede ihrer Regungen, seziert sie voller Sprachwitz und zerlegt sie in ihre Einzelteile, die sich zu einem Familienbild bürgerlicher Prägung zusammensetzen: Thomas, der Vater, ist Arzt, aber weil er keine Menschenkörper mag, berät er lieber ein Pharma-Unternehmen. Die Mutter Irene hat Lehramt studiert, um nach der Geburt der einzigen…mehr

Produktbeschreibung
Als Helene ihre Eltern kurz vor Weihnachten besucht, wirken die Räume des vertrauten Hauses seltsam hohl, als ließen sie sich trotz aller Bemühungen nicht mit Leben füllen. Der Anlass für ihren Besuch ist die Scheidung der Eltern. Irritiert beobachtet die Tochter jede ihrer Regungen, seziert sie voller Sprachwitz und zerlegt sie in ihre Einzelteile, die sich zu einem Familienbild bürgerlicher Prägung zusammensetzen: Thomas, der Vater, ist Arzt, aber weil er keine Menschenkörper mag, berät er lieber ein Pharma-Unternehmen. Die Mutter Irene hat Lehramt studiert, um nach der Geburt der einzigen Tochter doch Haus und Herd zu ihrem Arbeitsfeld zu machen. Und Helene selbst ist erfolgreiche Künstlerin mit Einzelausstellungen in London und Kopenhagen, einer Assistentin und einem Galeristen. Jetzt soll sie dabei helfen, den Besitzstand genauso wie den emotionalen Ballast der vierzig Ehejahre zu sortieren. Doch dann stürzt die Mutter die Treppe hinunter, bricht sich die Hüfte und plötzlich taucht auch die verschwunden geglaubte Kindheitsfreundin Molly wieder auf.

Humorvoll und in starken Bildern erzählt Hohle Räume von der Familie nicht mehr als einem Ort psychologischer Abgründe, sondern als kleinstmöglicher sozialer Einheit, in der die Aufstiegsgeschichte der Babyboomer genauso zu erkennen ist wie der Klassenumstieg ihrer Kinder - und wo Sofas, Töpfe und Fensterläden nicht bloß Alltagsgegenstände sind, sondern subtil über Werte, Überzeugungen und Sicherheiten Auskunft geben.
Autorenporträt
Nora Schramm, 1993 in der Südpfalz geboren, studierte Fremdsprachen und Kulturwissenschaften in Gießen sowie Theorien und Praktiken professionellen Schreibens in Köln. 2025 erhielt sie für ihren Debütroman 'Hohle Räume' den Mara-Cassens-Preis des Literaturhaus Hamburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Wolfgang Schneider ist gespannt, wie es mit der Debütantin Nora Schramm weitergeht. Vorerst bietet ihm Schramms erster Roman eine Abarbeitung mit der westdeutschen Herkunftswelt einer mit der Familie hadernden Ich-Erzählerin. "Zeitlos" nennt er Schramms Inventarisierung von vier Jahrzehnten bürgerlicher Familienexistenz im fiktiven Vorort Findelheim. Ein "feministisches Grundrumoren" vernimmt der Kritiker, wenn die Autorin den Vater als notorischen Verantwortungsverweigerer zeichnet, allerdings bekommen auch die weiblichen Figuren einiges von Schramms "maliziösem" Blick ab, die Mutter wird beispielsweise zur "grotesken Leidensfigur", die ihre sexuellen Sehnsüchte auf ihre Tochter projiziiert. Die fühlt sich in der Folge gezwungen, die Fantasien der Mutter mit einer sexuellen Lügengeschichte nach der anderen zu versorgen.  Der trocken sarkastische Ton, die Detailfreude und die bisweilen surreale Überzeichnung von Figuren und Ereignissen machen das Buch für Schneider zur vielversprechenden Talentprobe.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein Buch, das messerscharf die bürgerlichen Verhältnisse seziert.« - Kristine Harthauer Kristine Harthauer SWR Kultur 20241129