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Guido Knopps Dokumentation zum NS-Völkermord die bisher umfassendste an den europäischen Juden vermittelt auf der Basis neuester Forschungsergebnisse, jahrelanger Recherchen sowie zum Teil unveröffentlichten Archivmaterials ein präzises Bild des Holokaust. Eindringlich beschreibt er den Weg von den Nürnberger Rassegesetzen bis zur Wannsee-Konferenz mit ihrem Beschluss der "Endlösung", von den Deportationen bis zur Befreiung der Konzentrationslager durch die Alliierten. Es berichtet von jenen Mutigen und Verzweifelten, die im Widerstand gekämpft, und von den Wenigen, die nicht weggesehen,…mehr

Produktbeschreibung
Guido Knopps Dokumentation zum NS-Völkermord die bisher umfassendste an den europäischen Juden vermittelt auf der Basis neuester Forschungsergebnisse, jahrelanger Recherchen sowie zum Teil unveröffentlichten Archivmaterials ein präzises Bild des Holokaust. Eindringlich beschreibt er den Weg von den Nürnberger Rassegesetzen bis zur Wannsee-Konferenz mit ihrem Beschluss der "Endlösung", von den Deportationen bis zur Befreiung der Konzentrationslager durch die Alliierten. Es berichtet von jenen Mutigen und Verzweifelten, die im Widerstand gekämpft, und von den Wenigen, die nicht weggesehen, sondern geholfen haben. Überlebende erzählen, wie sie der NS-Verfolgung entkommen konnten ihre Erinnerungen haben sie bis heute nicht los gelassen. Aber auch die Täter kommen zu Wort und werden mit ihrem lange verdrängten Wissen konfrontiert. Eine erschütternde Darstellung über das grausamste Kapitel deutscher Geschichte und ein Dokument wider das Vergessen.
Autorenporträt
Prof. Dr. Guido Knopp war nach seinem Studium der Geschichte, Politik und Publizistik zunächst Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und anschließend Auslandschef der Welt am Sonntag . Seit 1984 leitet er die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte, mit der er vielbeachtete Fernsehserien wie Hitlers Helfer, Hitlers Krieger und die Serie History produziert; auf Phoenix erschien die Reihe 100 Jahre über die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Durch eine gelungene Verknüpfung von exakt recherchierter und gleichzeitig unterhaltender Information gelingt es ihm immer wieder, ein großes Publikum für seine Fernseh- und Buch-Dokumentationen zu begeistern. Guido Knopp hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Jakob-Kaiser-Preis, den Europäischen Fernsehpreis, den Telestar, den Goldenen Löwen, den Bayerischen Fernsehpreis, das Bundesverdienstkreuz und den Internationalen Emmy.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.10.2000

Ungestellte Fragen
„Holokaust” – das Buch zur ZDF-Serie von Guido Knopp
GUIDO KNOPP u. a. : Holokaust, C. Bertelsmann Verlag, München 2000. 415 Seiten, 49,80 Mark.
Die Wissenschaft wäre nicht die Wissenschaft, wenn sie nicht gelegentlich ein wenig wunderlich wäre. So haben jetzt Mitglieder der Königswissenschaft Geschichte in einer machtvollen Geste gegen rechte Propaganda das Bekenner-K erfunden. Aus „ethisch-moralischen Gründen” sei das Wort Holocaust künftig mit k in der Mitte zu schreiben, befand der historische Beirat der gerade angelaufenen ZDF-Serie über die nationalsozialistische Judenverfolgung. Deshalb heißen der Sechsteiler ebenso wie das ausführliche Begleitbuch „Holokaust”. Das englische Original sei zu distanzierend. Deutsches Bekenner-K für deutsche Verbrechen: Das wird die Revisionisten und Ausschwitzleugner, die Friedhofsschänder und ostdeutschen Glatzköpfe mit ihren Rudolf-Hess-T-Shirts („Ich bereue nichts”) sicher gewaltig zur inneren Umkehr bringen.
Der linguistische Schwurbel illustriert unfreiwillig die Schwierigkeiten, noch etwas grundlegend Neues über den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden zu schreiben. Neu ist nur das „k”; die Erkenntnisse des Buchs (und des Films) sind es nicht. Je länger der Holocaust zurück liegt, desto präziser ist der historische Blick auf ihn geworden. Noch vor zwei Jahrzehnten hätten Buch und Fernsehdokumentation ähnliche Schockwellen hinterlassen wie seinerzeit der US-Spielfilm „Holocaust”, der die deutschen Zeithistoriker ganz kalt erwischte. Inzwischen aber füllt allein die deutsche Literatur über den Holocaust Bibliotheken.
Dennoch ist das Buch zum Film insgesamt ein Gewinn und nicht nur wegen seines beträchtlichen Umfangs eine eigene Betrachtung wert. Sein Vorteil liegt nicht in der Enthüllung, sondern in der Verständlichkeit: Zum erstenmal hat eine deutschsprachige Gesamtgeschichte des Holocaust die akademische Sterilität ihrer Vorgänger überwunden. Dieses Buch könnte, wenn er es wollte, tatsächlich selbst der Junge mit dem Rudolf-Hess-Shirt verstehen. Es ist Geschichtsschreibung in der guten Tradition der angelsächsischen Schule, der die Sprache nicht weniger gilt als der Inhalt. Es liefert eine plastische, oft dramatische, fast immer grauenvolle Geschichte des Zivilisationsbruchs, es fühlt mit den Opfern und versucht die Motive der Täter zu entschlüsseln.
Allerdings kann und will es, sagt Guido Knopp, der für Buch und Film verantwortliche Leiter der ZDF-Redaktion „Zeitgeschichte”, die „offene Frage” nicht erklären, „warum es so geschehen konnte”. Manchmal aber stellt es diese Fragen nicht einmal – obwohl das Buch den Raum bieten würde, der dem Film naturgemäß fehlt, obwohl renommierte Historiker wie Eberhard Jäckel und Yehuda Bauer unter den Beratern waren.
Ein Beispiel: Unter Historikern umstritten ist bis heute der berüchtigte „Generalplan Ost”, ein nicht verwirklichtes SS-Konzept zur Germanisierung Osteuropas, das weitere millionenfache Morde auch an Slawen vorsah. Jüngere Historiker haben den „Generalplan” als Schlüsselcode zum Verständnis der NS-Rassenpolitik verstanden, damit aber paradoxerweise die Einzigartigkeit des Holocaust in Frage gestellt. Der Mord an den Juden würde reduziert auf eine Untat unter anderen, was er aber nicht war. Nur die Juden und allein ihnen war es in der Ideologie der Täter bestimmt, bis hinunter ins letzte Glied ausgelöscht zu werden. Das ist kompliziert, aber zu wichtig, um den „Generalplan”, wie es in diesem Buch geschieht, selbstverständlich als Vorlage für den Holocaust zu akzeptieren.
Eine weitere Schwäche des Buchs bleibt das filmtypische Vertrauen in die Authentizität der mündlichen Überlieferung. Wenn aber ehemalige Wehrmachtssoldaten beteuern, sie hätten an der Front nichts gehört von den Morden der SS-Einsatzgruppen („Wir wussten gar nicht, ob da Juden im Dorf waren oder nicht. Es interessierte uns gar nicht. ”), kann das stimmen oder nicht. Es mag die Wahrheit sein oder eine glatte Lüge. Hier müsste die Arbeit des Historikers erst beginnen. Knopp und seinen Mitautoren bleiben stattdessen stehen, um dann zögernd die Rolle der Wehrmacht zu bilanzieren: „Nicht wenige Fälle belegen auch, dass Soldaten selber mordeten. ”
Was heißt das: nicht wenige? Mit solchen Allgemeinplätzen bleibt das Buch weit hinter dem Stand der Forschung zurück, die eine intensive Verstrickung der Wehrmacht in den Vernichtungskrieg gegen die Juden nachgewiesen hat. Das macht nicht jeden einzelnen Soldaten zum Verbrecher, wohl aber die Organisation, in der er diente, zu einer verbrecherischen. Wo die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Institutes für Sozialforschung mitunter zu weit ging, geht „Holokaust” nicht weit genug. Das ist keine Bagatelle in einem Werk, das, so Knopp, „insbesondere die Aufgabe der Aufklärung hat”. Im Falle der Wehrmacht ist das Buch an dieser Aufgabe gescheitert.
JOACHIM KÄPPNER
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