Bevor ein Kind Laufen lernt, fällt es unendlich viele Male auf sein Hinterteil. Es bleibt aber nicht sitzen, sondern steht jedes Mal wieder auf - holpert, stolpert und probiert es immer wieder. Und siehe da, irgendwann geht es ganz aufrecht wie alle anderen Menschen auch. Aus Erfahrungen zu lernen gilt als die älteste und nachhaltigste Form des Lernens. Dazu gehören eben auch Fehlschläge, Niederlagen und vielleicht manchmal sogar das Scheitern. Obwohl diese Lernprozesse bekannt sind, verstärken Fehlerfahnder und Rotstiftexperten in der Schule eine Fehlervermeidungskultur. Schlechte Noten, Sitzenbleiben oder nichtbewältigte Prüfungen gelten als Versagen mit allen negativen Zuschreibungen bis hin zum familiären Katastrophenszenario. Dieses Buch soll ermutigen, die Vorzüge einer lösungsorientierten Fehlerkultur zu erkennen, sie als Ergänzung zum Exzellenzprinzip der traditionellen Pädagogik zu sehen und den Perspektivenwechsel zu wagen. Die Schätze der Kinder und Jugendlichen, ihre Stärken, ihre Talente gilt es zu entdecken und zu fördern, dann kann Schule tatsächlich zu einem Ort der Lern- und Lebensfreude werden, wie es in den Bildungsplänen vollmundig angekündigt wird.