Mit den zeitlosen Geschichten um den Zorn Achills und der ungewissen Heimkehr des Odysseus in 'Ilias' und 'Odyssee' haben sich schon viele Einführungen befasst. Das vorliegende Buch bietet aber etwas Neues: Bannert ermöglicht einen direkten Einblick in die Werkstatt des Dichters, der die Epen ohne Kenntnis der Schrift als mündlich vorgetragene Literaturwerke konzipierte. Er analysiert die gesamte Bandbreite der Homer'schen Erzähltechnik: Momentaufnahmen und Beschreibungen in Zeitlupe, Großeinstellungen und Fixierungen auf Details, eingeblendete Selbstgespräche und Erzählungen in der Erzählung. Homer hat in seiner Dichtung bereits vor 2.800 Jahren demonstriert, was bis heute noch in Literatur, Theater oder Film genutzt wird: die Fähigkeit zu fesseln und neugierig zu machen auf die Fortsetzung einer erzählten Geschichte.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Homer lesen" - warum? Diese Frage stellt sich nach Lektüre dieses Buches nicht mehr, versichert Johan Schloemann, weil Herbert Bannert überzeugend vorführe, dass Homers Epen "höchste Kunst" seien. Wie der Wiener Philologe Bannert seinen Lesern Homer nahe bringt, hat für den Rezensenten fast etwas Atemberaubendes, Freches: nur mit den Mitteln der Nacherzählung und literarischen Interpretation und "so wenig kulturwissenschaftlich, wie es eben geht". Zwar seien die neuesten Erkenntnisse der philologischen Forschung "sichtbar eingeflossen", doch zugleich langweile der Verfasser nicht mit theoretischen Erörterungen und Diskussionen. Stattdessen versuche er für die "Ilias" und die "Odyssee" selbst zu begeistern, indem er die erzählerische Kraft, aber auch die Komplexität des Textes, den raffinierten Gesamtbau, der in seinem langsamen Spannungsaufbau sowie in der extremen Verdichtung fast etwas Filmisches habe, deutlich macht. "Das gelingt ihm großartig", lobt Schloemann. Er empfiehlt: Bannert lesen, dann lese sich Homer wie von selbst.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Bannert lesen. Danach braucht es den sanften Imperativ seines Buchtitels nicht mehr, dann liest man den Homer von selbst.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung »Fazit: Ein gehaltvolles Büchlein, das Lust machen kann, Homer neuerlich im Lichte der durch Raoul Schrott in Gang gesetzten Homer-Diskussionen zu lesen.« Renate Oswald, Grazer Beiträge