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In diesem Buch wird nicht einfach zum wiederholten Male die Odyssee lokalisiert, sondern erstmals eine Methode entwickelt, die kritisch entscheiden kann, ob die Odyssee überhaupt auf geographisch reale Orte Bezug nimmt oder allein in den Meeren der Phantasie spielt.
Der Autor erarbeitete seine These in jahrzehntelanger Forschung am Schreibtisch und überprüfte sie mit dem Homer in der Hand auf zahlreichen Reisen an Ort und Stelle. Über 240 Abbildungen und Karten machen die These anschaulich: Homer beschreibt tatsächlich eine Reise. Sie führt rund um Sizilien und quer über Italien. Der…mehr

Produktbeschreibung
In diesem Buch wird nicht einfach zum wiederholten Male die Odyssee lokalisiert, sondern erstmals eine Methode entwickelt, die kritisch entscheiden kann, ob die Odyssee überhaupt auf geographisch reale Orte Bezug nimmt oder allein in den Meeren der Phantasie spielt.

Der Autor erarbeitete seine These in jahrzehntelanger Forschung am Schreibtisch und überprüfte sie mit dem Homer in der Hand auf zahlreichen Reisen an Ort und Stelle. Über 240 Abbildungen und Karten machen die These anschaulich: Homer beschreibt tatsächlich eine Reise. Sie führt rund um Sizilien und quer über Italien. Der Dichter lokalisiert die Abenteuer des Odysseus an den Küsten, die die Griechen seiner Zeit, im 8. Jh. vor Chr., im Zuge der Westkolonisation gerade entdeckten. Damit überliefert Homer das älteste verbale Zeugnis der Geschichte Tunesiens, Maltas, Siziliens und Italiens. Die weithin herrschende Lehre, die Odyssee spiele in einem Märchenlande, wird da-mit ebenso in Frage gestellt wie die über hundert früheren Lokalisierungstheorien, die hier erstmals systematisch gesammelt sind. Das gleichermaßen informative wie spannende Buch von Armin Wolf erscheint nun in einer völlig überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe.
Seit Jahrhunderten mangelt es nicht an Versuchen, die Reise des Odysseus zu lokalisieren. Bereits vor vielen Jahren veranlasste diese Frage den Autor nach einer neuen Methode zu suchen und zu erkunden, ob die Odyssee überhaupt auf geographisch reale Orte Bezug nimmt oder allein in den Meeren der Phantasie spielt.
Das Ergebnis seiner Forschungen, das in der Studierstube entwickelt und auf zahlreichen Reisen an Ort und Stelle - mit dem Homer in der Hand - überprüft, präzisiert und durch ein reiches Bildmaterial belegt wird, lautet: Homer beschreibt tatsächlich eine Reise. Sie führt rund um Sizilien und quer über Italien. Der Dichter lokalisiert die Abenteuer des Odysseus an den Küsten, die die Griechen seiner Zeit, im 8. Jh. vor Chr., im Zuge der Westkolonisation gerade entdeckten. Damit überliefert Homer das älteste Zeugnis der Geschichte Tunesiens, Maltas, Siziliens und Italiens. Die weithin herrschende Lehre, die Odyssee spiele in einem Märchenlande, wird damit ebenso in Frage gestellt wie die über hundert früheren Lokalisierungstheorien, die hier erstmals systematisch gesammelt sind. Das gleichermaßen informative wie spannende Buch von Armin Wolf erscheint nun in einer völlig überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe.
Autorenporträt
Wolf, Armin§Armin Wolf arbeitete bis zu seiner Pensionierung am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt und lehrte als Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Heidelberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2010

Seemannsgarn muss man aufzudröseln wissen

Lassen sich die Wege des Homerschen Odysseus auf einer Landkarte wiederfinden? Armin Wolf weiß einer alten Frage erhellende Einsichten in die frühgriechische Welt abzugewinnen.

Welche Art von Wirklichkeit oder gar Wahrheit die homerischen Epen in sich bergen, ist seit der Antike umstritten. Zuletzt stand dabei die "Ilias" im Mittelpunkt, die Frage nach der Größe des bronzezeitlichen Troja, nach dem historischen Kontext der Schilderungen und der Heimat des Dichters. Der räumliche Horizont der Debatte blieb notwendig beschränkt, es geht um den nordwestlichen beziehungsweise den südöstlichen Rand Anatoliens. Doch die frühe griechische Welt war viel größer, wie zuletzt Robin Lane Fox faszinierend anschaulich machte ("Travelling Heroes", 2008), und der "Ilias"-Dichter kannte nur einen kleinen Teil von ihr. Da kommt "Homers Reise" gerade recht. Der gelernte Mittelalterhistoriker Armin Wolf hat vor über vierzig Jahren zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Bruder Hans-Helmut, einem Architekten, den "Weg des Odysseus" zu rekonstruieren versucht, über mehrere Bearbeitungen entstand schließlich die vorliegende, stark überarbeitete Neuausgabe.

Die Ideenspur des Buches ist lang. Man bemühte sich bereits in der Antike, die zentralen Episoden der Irrfahrt des Odysseus mit einzelnen Orten zu verbinden. Seit die kartographische Erfassung zur gewohnten Art wurde, die Welt anzuschauen, hat man auch die Route als Ganzes nachzuzeichnen versucht. Doch die Debatte fiel auseinander, mit weitreichenden Folgen: Die um Texttreue und Genauigkeit bemühten Rekonstruktionen etablierter Gelehrter vermochten an entscheidenden Stellen scheinbare Widersprüche nicht auszuräumen, weswegen das ganze Bemühen außer Kurs kam. Das Vakuum füllten Laien oder Fachleute anderer Disziplinen mit wilden Spekulationen; Odysseus mutierte als Umsegler Afrikas, Erkunder der Ostsee oder Entdecker Amerikas zur Märchenfigur.

Derlei Absurditäten erleichterten es der zünftigen Wissenschaft, die Frage nach der Geographie der "Odyssee" insgesamt als falsch, als "aussichtslosen Unfug", zu brandmarken. Doch diese Argumentation hat ihrerseits einen Webfehler: Ein wissenschaftliches Problem wird nicht zum "Phantom", nur weil es viele abwegige Lösungsversuche gibt. Die Varusschlacht wurde, um ein aktuelles Beispiel zu bemühen, an Hunderten von Orten lokalisiert; dennoch hat sie unbestritten an einer bestimmten Stelle stattgefunden, und nicht alle Vorschläge können nach den Kriterien der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen gleiches Gewicht beanspruchen. Das betont auch Wolf in seinem lesenswerten, bisweilen sogar amüsanten Spaziergang durch den Irrgarten der Hypothesen, deren Grundoptionen übrigens allesamt schon in der Antike formuliert wurden.

Der etwas hochmütige Agnostizismus der (älteren) philologischen Homerforschung hat sich überlebt. Es war, so bemerkte Uvo Hölscher schon vor gut zwanzig Jahren mit Recht, "eine falsche Ehrenrettung des Dichterischen, wenn man die Abenteuer ins Nirgendwo des Märchens verwies". Die "Odyssee" entstand wahrscheinlich im frühen siebten Jahrhundert, mithin in einer Zeit, da griechische Seefahrer als Siedler, Söldner, Piraten oder Händler von den Gewässern zwischen Hellas, der libyschen Küste und Mittelitalien schon ziemlich genaue Kenntnisse erworben und Griechen in dieser Region zahlreiche Städte gegründet hatten. Die Aristokraten waren mobil, wagemutig und oft gezwungen, das Weite zu suchen; das Wissen der Kapitäne und Steuerleute zirkulierte von vielbesuchten Tauschplätzen aus.

Wolf fügt seine Rekonstruktion nun genau in diesen Kontext ein, indem er alle Atlantik- oder Schwarzmeertheorien verwirft: Sein "Odysseus" bewegt sich im westlichen Mittelmeer, einer nautischen Erfahrungswelt, deren vorherrschende Windrichtungen, Meeresströmungen sowie Küsten mit ihren Ankerplätzen und Gefahrenstellen bekannt waren. Natürlich geht es nicht darum, eine tatsächliche, womöglich noch bronzezeitliche Fahrt des mythischen Odysseus zu "beweisen". Aber die zahlreichen nautischen und topographischen Angaben erlauben es durchaus, eine Route zu rekonstruieren, deren wesentliche Teile zur Zeit des "Odyssee"-Dichters bekannt waren, befahren wurden und aufgezeichnet werden konnten.

Aus den zahlreichen Angaben im Epos destilliert Wolf zunächst rein geometrisch eine abstrakte Route vom Kap Maleia an der Spitze der Peloponnes bis Ithaka, den zwölf erzählten Streckenabschnitten folgend, und legt sie gleichsam über eine moderne Seekarte. Dadurch ist die Zahl der Möglichkeiten, bestimmte Orte zu lokalisieren, bereits erheblich eingeschränkt und sind willkürliche Identifizierungen aufgrund einzelner markanter Merkmale nicht mehr so leicht möglich. Die in Frage kommenden Orte werden im nächsten Schritt an den epischen Angaben überprüft. Starkes Gewicht wird schließlich darauf gelegt, die jeweils zurückgelegten Strecken möglichst genau zu ermessen und dabei realistische Fahrtgeschwindigkeiten anzunehmen.

So entsteht ein Netz aus Gesichertem und Plausiblem, und selbst wenn eine kritische Prüfung im Detail ergibt, dass der Autor mitunter zu optimistisch ist oder sich zu sehr einer rationalisierenden Lesart der homerischen Schilderungen hingibt, so wird das Netz doch nur etwas weitmaschiger, zerreißt aber nicht. Die vom Dichter vorgestellte Fahrt führte über die Kleine Syrte (Lotophagen, Kyklopen) über Malta (Aiolos-Insel) bis fast nach Ithaka, von da im Uhrzeigersinn um Sizilien herum durch die Straße von Messina, wo schon die Antike Skylla und Charybdis ihr Unwesen treiben ließ. Wolf deutet die epische Schilderung als Mythifizierung der dort nicht ganz seltenen Erdbeben und Tsunamis. Die Phäakenstadt ließ der Dichter auf keiner Insel, sondern in Kalabrien an der Stelle des heutigen Tiriolo erstehen, an einem Landweg zwischen zwei Meeren, wie er bei Korinth prominent ist.

Hier und da ist Wolf von Naivität nicht frei, wenn er etwa versucht, die Blindheit Homers in der antiken Tradition, die doch symbolisch zu verstehen ist - nur der Blinde vermag als Dichter so zu schauen -, zu einer späteren Erblindung herunterzuhandeln oder aus der Autopsie des Ich-Erzählers den Kern einer Autobiographie des Dichters zu machen. Dafür hilft er anderswo, schwierige Stellen im Epos besser zu verstehen. Vor allem aber regt sein Buch dazu an, aus den Schützengräben um Troja herauszuklettern und die frühgriechische Welt anzusehen, wie ihre Entdecker sie damals gesehen haben.

UWE WALTER.

Armin Wolf: "Homers Reise". Auf den Spuren des Odysseus. Böhlau Verlag, Köln 2009. 410 S., Abb., geb., 34,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die nun vorliegende stark überarbeitete Neuausgabe von Armin Wolfs bereits über vierzig Jahre alter Rekonstruktion des "Wegs des Odysseus" hat den Rezensenten beeindruckt. Statt wilder Spekulationen bietet ihm der Band einen, wie er staunt, sogar amüsanten Gang durch die Hypothesenlandschaft und eine mit den Angaben im Epos gegengelesene Routenrekonstruktion im westlichen Mittelmeer. Das so entstehende "Netz aus Gesichertem und Plausiblem" erscheint Uwe Walter zwar mitunter zu optimistisch bzw. naiv, doch letztlich tragfähig. Für Walter bietet die Lektüre Gelegenheit, schwierige Stellen im Epos zu klären und die frühgriechische Welt mit den Augen der Entdecker zu sehen.

© Perlentaucher Medien GmbH