Kommissar Rünz vorgesetztem Hoven ist ein großer Coup gelungen. Er hat es geschafft die die Verabschiedung des Landespolizeipräsidenten Paul Weller nach Darmstadt ins Darmstadium zu holen. Zunächst verläuft die Veranstaltung genau so wie Kommissar Rünz es sich vorgestellt hat: langweilige PR unter
dem Motto „We create confidence“ mit ein bisschen Verabschiedung. Das ändert sich jedoch schlagartig,…mehrKommissar Rünz vorgesetztem Hoven ist ein großer Coup gelungen. Er hat es geschafft die die Verabschiedung des Landespolizeipräsidenten Paul Weller nach Darmstadt ins Darmstadium zu holen. Zunächst verläuft die Veranstaltung genau so wie Kommissar Rünz es sich vorgestellt hat: langweilige PR unter dem Motto „We create confidence“ mit ein bisschen Verabschiedung. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Kastor, ein hochentwickelter humanoider Roboter der TU Darmstadt seinen Schöpfer Professor Rühmann tötet.
Verdächtigt werden natürlich die beiden Gruppenleiter von Professor Rühmann. Annette Wyss, eine Karrierefrau wie sie im Buche steht und Wogner, der klassischer verrückte Wissenschaftler, der noch immer den 68er Idealen der freien Forschung verhaftet ist und gegen die Evaluierungswut, Verbandelung von Forschung und Wirtschaft und überhaupt gegen das ganze moderne Unisystem wettert.
Währenddessen treibt Rünz Chef Hoven Rünz mit der neuen ISO Zertifizierung in den Wahnsinn. Diesmal ist ISO 9001.
Rünz ist ein südhessischer Polizeihauptkommissar, der bei Human Recources Management an Organhandel denkt (S. 110), ein übellauniger Misanthrop. Er hasst Umweltschutz, so ist er z. Bsp. der Meinung, dass Klimaschützer Walkiller sind. Wer gegen den Kolendioxidausstoß kämpft, verhindert die Befreiung der in ihren Ozean-Pfützen eingesperrten Meeresbewohner. Rünz behandelt seine Frau schlecht und macht sich über die regelmäßige Paartherapie nur lustig. Er ist insgesamt ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse und es wundert mich, dass seine Frau in nicht schon längst verlassen hat.
Insgesamt ist dieses Buch weniger ein Krimi als eine ungeheuer unterhaltsame Persiflage dieses Genres. Rünz ist ein übellauniger Darmstädter Pink Panter. Er ist liefert so einige Slapstickeinlagen, die einem die Tränen in die Augen treiben. Dies gemischt mit einem gerüttelt Maß an Kritik über die neuzeitliche Zertifizierungswut in allen Bereichen und einer wirklich erstaunlich genauen und aktuellen Kritik was derzeitig in Sachen Drittmittel, Evaluationen und Forschungsfreiheit an den Unis schiefläuft, machen das Buch gerade für Akademiker, die noch immer an der Uni unterwegs sind zu einer extrem witzigen Lektüre.
In Wyss und Wogner werden zwei entgegengesetzte Forschungsphilosophien portraitiert, wie sie einem täglich in den Gängen der Universitäten begegnen.
Des weiteren zieht der Autor die Medien durch den Kakao (inclusive Nemansnennungen) und macht sich sogar über sich selbst lustig, indem er Rünz und seine Frau zu einer Lesung eines Lokalen Autors gehen lässt, der genau wie Christian Cude selbst seinen Lebensunterhalt als Marketinexperte in einem internationalenConsultingunternehmen verdient (s. 126).
Die nächsten, die ihr Fett weg bekommen sind hippe Polizeiserien wie 24, C.S.I und Co und natürlich kommt die obligatorische schwedische Praktikantin, die dem ganzen Revier den Kopf verdreht, auch nicht zu kurz. Und da währe auch noch Keith Jarrett, dessen Konzert Rünz ein wenig sprengt.
Der Kriminalfall ist in diesem Buch nur nebensächlich und wer einen richtigen Krimi lesen will, sollte die Finger von diesen Buch lassen, denn dieses Buch ist alles, nur kein Klassischer Krimi. Nein dieses Buch ist eine bissige, schwarzhumorige Satire, bitterböse und teils sehr direkt. Wer an der Uni arbeitet und täglich mit diesem Evalutationswahn kämpfen muss, weiß was ein impact factor ist und es satt hat von einer Kommission zu nächsten zu hechten und so gar nicht mehr zum forschen kommt, der wird dieses Buch lieben. Es ist voller Insiderinformationen über die aktuelle Situation an den Unis, die jemand, der nie auf der Uni war möglichweise nicht wirklich erstehen oder nachvollziehen kann, für Unimitarbeiter sind diese Passage jedoch extrem unterhaltsam. Ich habe mich das ganze Buch über gefragt, welcher Professor der TU dem Autor wohl sein Leid geklagt hat.