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Produktdetails
  • Verlag: Hohenheim Verlag
  • Seitenzahl: 256
  • Erscheinungstermin: 19. März 2009
  • Deutsch
  • Abmessung: 215mm
  • Gewicht: 420g
  • ISBN-13: 9783898501811
  • ISBN-10: 3898501817
  • Artikelnr.: 25632707
Autorenporträt
Monika Zimmermann, Abitur 1969 in Bremen, Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Romanistik in Göttingen und Genf, Promotion 1976 in Hamburg, Redaktionsvolontariat beim "Göttinger Tageblatt", anschließend dort verantwortlich für das Feuilleton, danach zehn Jahre Feuilleton-Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ab 1988 FAZ-Korrespondentin in der DDR mit Wohnsitz in Ost-Berlin, 1990 1994 Chefredakteurin der zur FAZ-Gruppe gehörenden überregionalen Tageszeitung NEUE ZEIT. 1994 - 2005 Chefredakteurin bei verschiedenen Zeitungen in verschiedenen Bundesländern. Seit 2006 Regierungssprecherin in Sachsen-Anhalt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2009

Überwacht
Der Untergang der DDR

Monika Zimmermann berichtete für diese Zeitung von 1987 bis 1990 aus der DDR, deren Untergang sie aus nächster Nähe erlebte. 65 anschauliche Reportagen macht die Journalistin, die nach ihrer F.A.Z.-Tätigkeit bei verschiedenen Zeitungen Chefredakteurin war und nun Regierungssprecherin des Landes Sachsen-Anhalt ist, als Buch zugänglich, um "die Erinnerung an das, was einmal die DDR war, wiederzubeleben". Vom sechsten Besuch des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine bei Honecker, von der Zuflucht von DDR-Bewohnern in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, vom Gefühl der Menschen, "eingeschlossen zu sein", von der Hasenjagd für Diplomaten, der Beerdigung des Maueropfers Chris Gueffroy, der sich allmählich entwickelnden Protestbewegung, der friedlichen Revolution und vielem anderen mehr handeln die Beiträge.

Den 9. November 1989 verbrachte Frau Zimmermann in Leipzig, wo die nordrhein-westfälische Kulturwoche mit der Festveranstaltung im Opernhaus auf geringes Interesse stieß und der aus Düsseldorf angereiste Ministerpräsident Johannes Rau zumindest einen symbolträchtigen Satz sagen konnte: "Auch Ratschläge sind Schläge." Anfang 1990 nahm Frau Zimmermann die "soziale Geborgenheit" der taumelnden DDR unter die Lupe: "Im Gegensatz zu den Alten haben die Kinder es vermeintlich gut in der DDR, wo Kinderkleidung bis vor wenigen Tagen so hoch subventioniert war, dass durchreisende Polen ganze Wagenladungen davon mit nach Hause nahmen. Und dass für jedes Kind in der DDR ein Krippenplatz zur Verfügung steht und später ein Platz im Hort, wird allenthalben als Errungenschaft anerkannt." Vergessen werde dabei allerdings, dass die Mütter in der Produktion gebraucht wurden. Bei der "vielzitierten Vollbeschäftigung in der DDR" handele es sich um "eine verdeckte Arbeitslosigkeit", die "sich hinter vielen unproduktiven Arbeitsplätzen" tarne. Köstlich zu lesen ist ein Nachtrag von 1993 über einen "Blick in die eigene Stasi-Akte". Frau Zimmermann gibt Beobachtungen der Stasi-Spionageabwehr und deren Lageeinschätzungen über Aktivitäten der Korrespondentin wieder. Da gewinnt man leicht den Eindruck, dass die Überwachung der Journalisten des "Klassenfeindes" vorzugsweise Trotteln oblag. Der Wahn, alles wissen zu wollen, habe sich damals verbunden "mit dem Unvermögen, die Informationsflut zu beherrschen".

RAINER BLASIUS

Monika Zimmermann: Honecker bläst zur Hasenjagd. Reportagen aus einem untergegangenen Land. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2009. 256 S., 18,- [Euro].

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